Topinka, Babuschka Mamuschka! Und von mir aus auch als Plural! Ich habe hier nämlich einen Tip, wie viel Leber man für jemanden braucht, der sie gar nicht mag...
Babuschka!
Babuschka, Mamuschka, Topinka, Champanski, Guláš, Powidldatschgerl, Kolatschen, Suschki und Watruschki. ...hach! Sind das nicht alles wunderschöne Wörter? Nicht, dass es mir wie Jamie Lee Curtis in "Ein Fisch namens Wanda" ginge, und ich mir fast die Kleider vom Leib reiße, wenn sie jemand in meiner Anwesenheit ausspricht, aber zugegeben - ich bin kurz davor. Ich war bereits zweimal in Bulgarien, ein drittes Mal zur Besichtigung der vielen Klöster in den Bergen wird noch folgen, ich war in der Ukraine (ich sag nur "Pornozimmer"!), ich liebe die Romane "Krieg und Frieden" und "Doktor Schiwago", und ich bin ein unglaublicher Fan von "Panzerkreuzer Potemkin". Denke nur an die großartige Szene mit der Treppe, die Brian de Palma für "the untouchables" zitiert hat.
Für eine Reportage über Katharina die Große oder den Niedergang der Zarenfamilie, für Verschwörungstheorien zum Fall Anna Anderson, der angeblich überlebenden jüngsten Zarentochter Anastasia Nikolajewna Romanowa, ließe ich jedes Essen stehen und jeden Spielfilm sausen. Arthurs Bruder hat vor vielen Jahren einmal Ahnenforschung zu unserer Familie betrieben, seine Reise hat ihn weit in den Osten geführt, aber wenn ich mich recht erinnere, ist er über Polen nicht hinausgekommen, ein russischer Ahn war jedenfalls nicht dabei. Schade eigentlich, denn das würde ja vieles erklären. Meine Sehnsucht nach Wörtern und Sätzen, die sich in ungeahnte Längen und Schönheiten heraufwinden können zum Beispiel. Thomas Bernhard konnte das gut, sein Roman vom "Untergeher" schraubt sich in Sätzen an den Tonleitern Glenn Goulds entlang, dass es eine lesende Pracht ist. Wir könnten eigentlich hier im Blog mal nach den "ersten Sätzen" die längsten Sätze sammeln, bevor wir uns an "die letzten" machen. Die stehen ebenfalls schon lange aus und sind sicher nicht einen Funken unschöner oder uninteressanter als die ersten.
Wie gesagt aßen wir bei kleinem Hunger Topinky, was nicht ganz richtig ist, denn eigentlich aß ich TopinkA. Topinky ist Plural von Topinka und ich aß ja meistens nur eines. Aber manchmal eben auch zwei, womit wir bei TopinkY wären. Ich brauchte Topinky nur, wenn P. mitaß, der ja keine Leber mag und deswegen niemals nie nicht ein Topinka bestellen würde, Topinky schonmal gleich gar nicht. Und weil er es nicht bestellt, weil er es ja nicht mag, aß er dann meistens meins. Einmal im Jahr ein Stück Leber, also fast jeden Samstag. Aber sonst nicht, weil er ja keine Leber mag. Jetzt ist das Origianl-Topinka, so es das gibt, und ich glaube, dass es Origalrezepte für Topinka gibt, wie für Spaghetti Carbonara, oder für Ragù alla bolognese mindestens, eines originaler als das nächste, eh klar. Originale Topinky werden mit Gänseleber gemacht. Es ist nebenbei noch feine Resteverwertung, denn die Leber schmiert man auf altbackenes Brot. Das heißt, den Luxus, den Du vielleicht durch die Gänseleber genießt, machst Du durch die Altbrotverwertung wieder wett. Der Ursprung liegt wohl sowieso eher in der Resteverwertung des Brotes begründet. Das heißt, die original originalen Topinky sind eigentlich nur altes Brot. Gebraten und mit Knoblauch bestrichen. Irgendjemand (ich war´s nicht, aber es HÄTTE von mir sein können!) kam dann auf die Idee, gebratene Gänseleber auf die Brote zu streichen. Oder Tatar dazu zu essen. Alles voll originale Rezepte! Insofern ist dann meines auch sowas von original und reiht sich in der rheinhessischen Variante in eine lange Ahnenreihe voller originaler Original-Topinky-Rezepte ein.
Ich nehme nämlich ziemlich altes Brot, was nichts macht, weil das Brot so gut ist und auch am siebten Tag noch so richtig gut schmeckt, nur halt leider so gerade damit anfängt, etwas trocken zu werden. Dieses Brot röste ich in der Pfanne an. Schön rösch, wie ein Bäcker sagen würde. In einer anderen Pfanne rösche ich rote Paprika, die in Streifen geschnitten in einer Mischung aus Puderzucker und Butter leise vor sich hinkaramellisieren darf. Dazu spendiere ich noch einen Würfel eingefrorenen Hühnerfond. In der dritten Pfanne wird in Butter sanft die Leber angebraten, die in meinem Fall aus zwei Lebern von ehemals glücklichen rheinessischen Mistkratzern von Daniels Hühnerhof stammt. Die Leber dann mit etwas Portwein ablöschen (hey, wir sparen heute am Brot, da darf auch an einem schlappen Wochentag mittags der Portwein an die Leber!), kurz durchziehen lassen und dann die Paprika dazu geben. Sich innig vereinen lassen. Hmmm.... Dann etwas einreduzieren. Und dann ab aufs Brot.
Das geht alles so schnell, schneller als ein Lämmchen mit dem Schwänzchen wedeln kann, was ja wieder ein Filmzitat ist, und dieses Gericht für die Cucina Rapida von Mipis "Man kann´s essen" prädestiniert. Aber sowas von.
Und das hier sind btw. TopinkY!
Wenn Du nämlich auch mit jemandem verheiratet bist, der keine Leber mag, dann mach gleich mal Plural!
Für eine Reportage über Katharina die Große oder den Niedergang der Zarenfamilie, für Verschwörungstheorien zum Fall Anna Anderson, der angeblich überlebenden jüngsten Zarentochter Anastasia Nikolajewna Romanowa, ließe ich jedes Essen stehen und jeden Spielfilm sausen. Arthurs Bruder hat vor vielen Jahren einmal Ahnenforschung zu unserer Familie betrieben, seine Reise hat ihn weit in den Osten geführt, aber wenn ich mich recht erinnere, ist er über Polen nicht hinausgekommen, ein russischer Ahn war jedenfalls nicht dabei. Schade eigentlich, denn das würde ja vieles erklären. Meine Sehnsucht nach Wörtern und Sätzen, die sich in ungeahnte Längen und Schönheiten heraufwinden können zum Beispiel. Thomas Bernhard konnte das gut, sein Roman vom "Untergeher" schraubt sich in Sätzen an den Tonleitern Glenn Goulds entlang, dass es eine lesende Pracht ist. Wir könnten eigentlich hier im Blog mal nach den "ersten Sätzen" die längsten Sätze sammeln, bevor wir uns an "die letzten" machen. Die stehen ebenfalls schon lange aus und sind sicher nicht einen Funken unschöner oder uninteressanter als die ersten.
Schwejk
Noch vor einigen Jahren, ach was sag ich - es sind fast zehn vergangen seitdem - gab es in Wiesbaden ein Restaurant namens "Schwejk". Dort saßen wir fast jeden Samstagnachmittag, ab 17.00 Uhr, ich habe um die Ecke gearbeitet und hatte um diese Zeit Feierabend. Wir läuteten das Wochenende ein bei Schwarzbier, Knödeln, Schweinsbraten oder bei kleinem Hunger mit Topinky. Manchmal war überraschend geschlossen, weil der Chef gerade wieder unterwegs war in Tschechien, einen neuen Koch organisieren. Ich weiß nicht, wo er sie immer alle hergeholt, wie er sie entdeckt hat und wie dunkel die Kanäle waren - das Essen war stets fantastisch und den Köchen ging es sicher gut; man möchte meinen unglückliche Menschen können einfach nicht so kochen. Nicht so!Wie gesagt aßen wir bei kleinem Hunger Topinky, was nicht ganz richtig ist, denn eigentlich aß ich TopinkA. Topinky ist Plural von Topinka und ich aß ja meistens nur eines. Aber manchmal eben auch zwei, womit wir bei TopinkY wären. Ich brauchte Topinky nur, wenn P. mitaß, der ja keine Leber mag und deswegen niemals nie nicht ein Topinka bestellen würde, Topinky schonmal gleich gar nicht. Und weil er es nicht bestellt, weil er es ja nicht mag, aß er dann meistens meins. Einmal im Jahr ein Stück Leber, also fast jeden Samstag. Aber sonst nicht, weil er ja keine Leber mag. Jetzt ist das Origianl-Topinka, so es das gibt, und ich glaube, dass es Origalrezepte für Topinka gibt, wie für Spaghetti Carbonara, oder für Ragù alla bolognese mindestens, eines originaler als das nächste, eh klar. Originale Topinky werden mit Gänseleber gemacht. Es ist nebenbei noch feine Resteverwertung, denn die Leber schmiert man auf altbackenes Brot. Das heißt, den Luxus, den Du vielleicht durch die Gänseleber genießt, machst Du durch die Altbrotverwertung wieder wett. Der Ursprung liegt wohl sowieso eher in der Resteverwertung des Brotes begründet. Das heißt, die original originalen Topinky sind eigentlich nur altes Brot. Gebraten und mit Knoblauch bestrichen. Irgendjemand (ich war´s nicht, aber es HÄTTE von mir sein können!) kam dann auf die Idee, gebratene Gänseleber auf die Brote zu streichen. Oder Tatar dazu zu essen. Alles voll originale Rezepte! Insofern ist dann meines auch sowas von original und reiht sich in der rheinhessischen Variante in eine lange Ahnenreihe voller originaler Original-Topinky-Rezepte ein.
Ich nehme nämlich ziemlich altes Brot, was nichts macht, weil das Brot so gut ist und auch am siebten Tag noch so richtig gut schmeckt, nur halt leider so gerade damit anfängt, etwas trocken zu werden. Dieses Brot röste ich in der Pfanne an. Schön rösch, wie ein Bäcker sagen würde. In einer anderen Pfanne rösche ich rote Paprika, die in Streifen geschnitten in einer Mischung aus Puderzucker und Butter leise vor sich hinkaramellisieren darf. Dazu spendiere ich noch einen Würfel eingefrorenen Hühnerfond. In der dritten Pfanne wird in Butter sanft die Leber angebraten, die in meinem Fall aus zwei Lebern von ehemals glücklichen rheinessischen Mistkratzern von Daniels Hühnerhof stammt. Die Leber dann mit etwas Portwein ablöschen (hey, wir sparen heute am Brot, da darf auch an einem schlappen Wochentag mittags der Portwein an die Leber!), kurz durchziehen lassen und dann die Paprika dazu geben. Sich innig vereinen lassen. Hmmm.... Dann etwas einreduzieren. Und dann ab aufs Brot.
Das geht alles so schnell, schneller als ein Lämmchen mit dem Schwänzchen wedeln kann, was ja wieder ein Filmzitat ist, und dieses Gericht für die Cucina Rapida von Mipis "Man kann´s essen" prädestiniert. Aber sowas von.
Und das hier sind btw. TopinkY!
Wenn Du nämlich auch mit jemandem verheiratet bist, der keine Leber mag, dann mach gleich mal Plural!
Spaßíba!
Genießt euren Tag!
Da ich jetzt eine weitere Deiner Vorlieben kenne, weiß ich auch um mein nächstes Mitbringsel. Da darfst Du aber gespannt sein!
AntwortenLöschenBin ich! Wie ein Flitzebogen! Und ich rechne mit allem! :)
AntwortenLöschenUnd es ist kein Mixtape mit Volksweisen aus den Karpaten ;)
AntwortenLöschenAch. Schade eigentlich. Vielleicht eine Collection von Sergej Eisenstein-OSTs? Oder eine Gänseleber?
AntwortenLöschenSo 'ne kleine schwäche für osteuropäische Küche ist bei mir auch da, teils wohl auch genetisch bedingt *g* Die können da drüben aber auch wahnsinnig gut kochen ...
AntwortenLöschenSoll hier in Kassel ein gutes russisches Restaurant geben und auch in HH, falls ihr mal wieder das Tochterkind besuchen fahrt :-)
Aber dein Topinka sieht auch echt zu gut aus, wird bestimmt nachgebastelt!
Danke für den Tip, liebe Anikó! Hast Du auch den Namen von dem in HH? Sonst frage ich mal Sabine, die Unerschöpfliche.
LöschenMir gefallen osteuropäische Vokabeln auch ganz gut, ich weiß auch nicht genau warum (okay, Vorfahren aus Westpreußen, das ist jetzt polnisch). Topinky sind so eine Art osteuropäische Bruschetta. Gute Ideen sind halt einfach multinational
AntwortenLöschenLiebe Petra, aber so sehr ich die italienische Sprache mag, Topnky klingt sehr viel schöner als Bruschetta! :)
LöschenDas ist nicht wahr! Ich glaub es nicht! Was? Dass mir heute im realen Netz Topinky begegnen. Ich habe letzte Nacht von Topinky geträumt. Von den originalen, allereinfachsten, wie ich sie in den 70er Jahren bei Vlasta in der Ewigen Lampe gegessen habe, ungefragt hingestellt zum Bier. Geröstetes Brot mit Knoblauch bestrichen. Zuletzt gegessen habe ich sie vor einem halben Jahr, als sie bei einem alten Freund (dem von damals) zum Abendessen auf den Tisch kamen. Und heute schwirren sie hier herum. Ich fass es nicht. Danke für die Variante mit Leber und Paprika. Ich kannte ja nur die Basisversion.
AntwortenLöschenSiehst Du liebe Afra, hier werden Wünsche wahr und Träume Realität. :))
LöschenPuh, was hab ich hier heute für Bildung erhalten. Topinky kannte ich bis vor Kurzem nicht (in den schwäbischen Süden sind die anscheinend nicht vorgedrungen), habe ich aber witzigerweise letzte Woche ergoogelt, weil sie auf einem Speiseplan eines Kölner Lokals standen, das in der Auswahl für einen Besuch im März stand. Wenn die so schmecken, wie deine aussehen (ich ess ja Leber!), dann ist schon mal alles in trockenen Tüchern :-)
AntwortenLöschenUnd dann habe ich mir noch beide Filmausschnitte in voller Länge gegeben. Jetzt bin ich nur froh, dass nicht jeder Foodblog so ein Bildungs-Blig ist, sonst käme ich nie mehr vom PC weg ;-)
Uii Petra, die Welt ist klein. Über die Speisekarte eines Kölner Lokales zu S. Eisenstein - wer hätte das gedacht! Danke fürs Durchhalten :)
LöschenHat Spaß gemacht das zu lesen - könnt ich stundenlang machen ;-) Außerdem hab ich jetzt endlich eine würdige Verwendung für mein erstes Sauerteigbrot - ich hoffe es ist gestattet, wenn ich in meiner Interpretation das Brot zum Star mache!?
AntwortenLöschenNagut Chef. Aber nur weil Du es bist!
AntwortenLöschenAstrid, der Laden wurde letztens im Blog der e&t empfohlen. War zwar selbst noch nicht da, aber die kleine Karte hört sich gut an :-)
AntwortenLöschenhttp://www.kuchnia-hamburg.de/
Vielen Dank Anikó! Habe mir die Karte angesehen, das probieren wir sicher aus!
Löschen...und runterspülen mit nem Gläs´chen Wodka. Feines Rezept!
AntwortenLöschenJep Claus. Läuft! :)
Löschen... und nächstes Mal gibt es dann Pelmeni, ja?
AntwortenLöschenOh ja liebe Hesting, die mag ich auch sehr! Habe sie aber noch nie selbst gemacht.
LöschenIch mag keine Leber, aber ich liebe Deine Erzählungen. In egal welcher Sprache.
AntwortenLöschenuii, das freut mich aber! :)
AntwortenLöschenDanke liebe Mella!
Meine Mutter, früher Tschechien-Reisende, nennt kurzgebratenes Schweinefleisch [Studinki]. Wer weiß, wie das in Wirklichkeit heißt, womöglich gefiel ihr nur das Wort.
AntwortenLöschenDen "Schweijk" gibt es immer noch - aber neu eröffnet. Da muss ich mal nach Topinky Ausschau halten. Wo ich doch so gerne Russisches mag. So wie Männer nämlich "Playboy" lesen schaue ich "Jagd auf Russischer Oktober" (Connery! Marine-Uniformen!! RUSSISCH!!). Das geht so weit, dass mir meine Schwester zur Hochzeit sogar eine russische Punk-CD (nein, nicht Pussy Riot) mitgebracht hat mit punkigen Hochzeitsliedern (behauptet SIE, ich verstehe ja nix). Vielleicht muss ich Dir die mal brennen, damit Du die beim Topinky-Zubereiten hören kannst ;-)
AntwortenLöschenDu bist grossartig, Julia! :)))
AntwortenLöschenDas Lokal stand bestimmt 2 Jahre leer. Seit wann ist da wieder jemand drin? Wir können es ja mal testen. Aber nur, wenn sie Topinky machen!
also, als wir vor 1 Jahr hingezogen sind, war dort schon wieder eine Wirtschaft drin. Jetzt wurde es neu übernommen u. macht einen gepflegteren Eindruck. Ich schaue heute Abend mal auf die Karte - laufe ja jeden Abend dran vorbei. Du meinst doch hoffentlich das Gleiche wie ich: Gegenüber von der Kneipe "Der Eimer"?!
AntwortenLöschenkein topinky mehr auf der karte :(
AntwortenLöschen"спасибо" = spasibo . Ab jetzt glaube ich Du willst mich unbedingt herausfordern. Wobei mir der Blogeintrag ausgesprochen gut gefällt. Innereien, besonders Leber und Nieren, mag ich sehr.
AntwortenLöschenLieber Heinz, bitte beachte die erste Silbe :)
LöschenDer Artikel ist aus 2012 und ich habe damals mit Spaß_iba nur geflachst.