Pochierte Apfelbällchen (Boskop) in Rosmarin-Karamellsauce mit Marzipan-Karamell-Apfeleis
Strenggenommen habe ich das Dessert natürlich für meine Gäste versemmelt und nicht für das Fernsehen, aber das Kamerateam war halt dabei und hat das Fiasko gesehen und die armen Gäste mussten es essen und... *lufthol* ... der Reihe nach:
Wie Du ja weißt, war am 9. November hier die große Aufregung, weil ein Team von Kabel1 - Abenteuer Leben - eine Reportage über meinen Supperclub gedreht hat. Jetzt habe ich mit dem Agieren vor der Kamera keine Probleme, nach ein paar Minuten ist sie gar nicht mehr da, und die Menschen von der Technik nicht und nicht vom Ton (es sei denn, sie fummeln mir am Blusenbody rum, aber das ist ja wieder eine ganz andere Geschichte). Wahrscheinlich hat das, neben ausgiebiger Teilnahme an der Theater-AG der Grundschule, vor allem damit zu tun, dass ich bisher nur gute Erfahrungen mit Fernsehauftritten gesammelt habe. Na gut, bis auf die Sache mit dem Nachtmagazin, aber Schwamm drüber. Und nachdem ich erst kürzlich für ein bekanntes Branchenmagazin interviewt wurde, eine Zitatfreigabe erteilt habe, in der ich völlig aus dem Zusammenhang gerissene Sätze explizit gestrichen habe, diese aber dann doch gedruckt wurden, kann ich Dir sagen: Es ist auf nix und niemanden Verlass, egal ob Print oder TV, egal ob Öffentlich-Rechtlich oder Privat. Was ich aber eigentlich sagen wollte - ich bin die Gelassenheit in Person; yoga works!
Was schief gehen kann, geht schief!
Was es an dem Tag alles zu essen und zu trinken gab, erzähle ich Dir vorbereitend auf die Reportage, sobald ich den Sendetermin habe. So ein bisschen cliffhanger muss ja sein. Aber vom Dessert kann ich ruhig erzählen, das eignet sich nämlich - wenn man es richtig macht und vor allem schön macht - ganz hervorragend für ein Weihnachtsmenü und Weihnachten ist übermorgen oder nicht? Selbst_ver_ständ_lich hatte ich den Tag mit dem Kamerateam minutiös geplant. Entgegen seltsamer ungerechtfertigter Eindrücke, die Du hier von mir gesammelt haben könntest, bin ich nämlich nicht nur gelassen sondern manchmal auch perfekt organisiert. Und obwohl bei solchen Drehterminen immer wieder etwas dazwischen kommt, z. B. weil ein Fenster mehr abgeklebt werden muss als geplant oder ein Stativ zusammenbricht oder ein Akku versagt oder oder (nicht, dass irgendetwas davon am 9. November passiert wäre!), lagen wir bis um 22:00 Uhr nur knapp 30 Minuten hinter meinem Plan. Dieser sah für 22:00 Uhr das Dessert vor. Und gleichzeitig den Feierabend für das Drehteam, das bereits seit dem Mittag bei mir war. Merke - Überstunden für Kamerateams können nicht in pochierten Apfelbällchen abgegolten werden, diese werden nämlich von der BFA nicht anerkannt; die sind sich dort noch nicht einig, ob sie die Sozialabgaben darauf pauschalisieren oder pro Bällchen berechnen sollen.
Das Elf-Uhr-Loch
Und um ca. 22:00 Uhr hatte ich folglich mein Elf-Uhr-Loch. Ich merkte zu just dieser Zeit, wie anstrengend es doch ist, den ganzen Tag auf.den.Punkt. da zu sein. Für den Moderator, für das 5-köpfige Filmteam, für die Gäste. Es war zwar eine sehr schöne, dennoch sicher für alle Beteiligten auch anstrengende Sache. Einige der Gäste kannte ich nicht, bzw. sie mich nicht (supperclub halt), alles sollte natürlich besonders schön sein, nichts sollte schief gehen und saß um die Zeit überhaupt noch mein Lidstrich? Glänzte meine Nase? Und warum zur Hölle hatte ich die Eiscrème nicht früh genug aus dem Kühler geholt? Da fiel es kaum noch ins Gewicht, dass Jörn mit mir am Herd stand und nach einem Probierlöffel anmerkte, er vermisse den Rosmarin in der Rosmarin-Karamellsauce. Blöd gelaufen, leider hatte er recht. Also flitzte ich auf die Terrasse, schnitt Rosmarin, kochte die Sauce auf, ließ sie ziehen. Alles gut. 22:15 Uhr. Das Kamerateam wollte Feierabend machen, vor ihnen lagen noch 2 Stunden Autofahrt. Meine Gäste versprenkelten sich über Haus und Hof und mussten eingefangen werden, Moderator und Kamerateam ergaben sich dem Weißburgunder und mein Eis war knüppelhart. Vijay bezwang mit männlicher Kraft des Eises Härte und rollte mir die Kugeln, für Nocken war weder Zeit noch Nerv.
Hingeschluddelt
Und so schluddelte ich das Dessert auf die Teller während das Filmteam sich verabschiedete und ein ganzer Zentner Anspannung von mir abfiel. Die Produktionsleiterin bat mich zum Abschied noch kurz, das Dessert zu fotografieren (witzig!) und ihr ein Bild zu schicken. Sie würden es in den Beitrag einfügen, damit das Menü komplett gezeigt werden könne. Das Fotografieren verschob ich großzügig auf einen Moment mit mehr Ruhe und Licht und so entstanden die Bilder, die Du hier siehst.
Inspiration für das Dessert lieferte mir das Buch Kochkurs für Genießer - Desserts von TEUBNER, dort findest Du auf Seite 131 ein Rezept für Rosmarineis mit Apfelbällchen für 4 Personen.
- 4 Äpfel
- 300 ml Apfelsaft
- Saft von 1 Zitrone
- ½ Stange Zimt
- 200 g Zucker
- 1 El Honig
- 20 g Butter
Du schälst die Äpfel und stichst mit einem Kugelausstecher Bällchen aus. Den Apfelsaft bringst Du mit Zucker, Zitronensaft und der Zimtstange zum Kochen und pochierst darin die Apfelbällchen, so dass sie noch etwas Biss haben. Anschließend schreckst Du sie mit kaltem Wasser ab. Für die Karamellsauce lässt Du den Zucker in einem Topf leicht braun karamellisieren und löscht mit 200 ml heißem Wasser ab. Anschließend lässt Du die Sauce noch einmal aufkochen und rührst den Honig und die Butter ein. Dann legst Du die Bällchen in die Sauce und lässt sie darin ziehen. Das alles kann ohne Probleme zwei Tage im voraus erledigt werden. Meine Abwandlung bestand darin, dass ich Rosmarin in der Karamellsauce ziehen ließ und mein bekanntes Marzipan-Bratapfeleis, das eigentlich ein Marzipan-Karamell-Apfeleis ist, dazu serviert habe.
Und ich sag's Dir, das ist alles so leicht und unkompliziert, dass ich selbst beim Schreiben dieses Beitrages überhaupt nicht verstehe, wer oder was mich da um 22:00 Uhr verlassen hat.
Service
Du möchtest wissen, wie das alles überhaupt angefangen hat? Das kannst Du hier nachlesen. Du fragst Dich, why the hell ein Tontechniker an meinem Blusenbody herumfummelte? Lustige Geschichte, die hier steht. Das Marzipan-Bratapfeleis, das eigentlich gar keines ist, findest Du hier und falls Du noch keinen Kugelausstecher hast, – der kostet nicht die Welt und der nächste Sommer mit Melonensalat kommt bestimmt. Und den Sendetermin teile ich vorsichtshalber gar nicht erst mit.
*Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Dies hat keine Auswirkung auf den Preis der Ware!
Tolle Story! :-D
AntwortenLöschenso im Nachhinein und als Unbeteiligte... :p
AntwortenLöschenIch hatte vor Jahren auch mal einen Dreh in meiner Wohnung für ein Gesundheitsmagazin. Da zerplatze eine Scheinwerferlampe und da dieser nahe der Gardine stand, hatte diese vom Funkenflug ein Loch. Erstattung für einen neuen Store hat gedauert, aber kam dann doch!
AntwortenLöschenSchön mal zu lesen wie es so für dich war. ;) Ich habe es dir ja jetzt schon ein paar mal gesagt und ich will mich nicht wiederholen, aber ich fand das Dessert lecker. Natürlich sieht das hier sehr viel schöner aus und schmeckt wahrscheinlich auch noch mal besser. Aber einen so schlechten Eindruck wie du meinst, hat das echt nicht hinterlassen. Ich sage nur Ochsenbacken!!! :-D
AntwortenLöschenich kenne dieses 22.00-uhr-loch bei grösseren menues, bei mir ist das aber nicht der anwesenheit von fernsehteams geschuldet, sondern eher dem wein... daher mache ich eigentlich immer nur desserts, die ich zum grössten teil vorbereiten kann und deren finish so simpel ist, dass es zur not sogar der kater übernehmen könnte. erleichternd kommt dazu, dass ich selber ein ausgeprägter süssschnabel bin und mir selbst aus aufwändigen nachspeisen wenig mache.
AntwortenLöschenLiebe Astrid,
AntwortenLöschenbeim Lesen Deines Artikels musste ich an meine Fernseherkatastrophe denken. Ich habe - und das ist gar nicht so lange her - beim DPD die komplette Hauptspeise versemmelt - oh, wie oberpeinlich das war, am liebsten hätte ich damals im Boden versunken. Wahrscheinlich war es dem 22-Uhr-Loch geschuldet ;-)
Irgendwie beruhigend, dass es auch anderen tollen Köchen passieren kann - smiley...
Liebe Grüße und Kopf hoch!
Hallo???
AntwortenLöschenIch schliesse mich dem Küchenjungen �� an,
Uns hat's geschmeckt, der Abend war so nett, das TV Team haben wir nach kurzer Zeit vergessen .... Und Deinen Stress haben wir doch gar nicht gemerkt, oder?
...aber wenn Du meinst, das verbessern zu wollen ...
Ich habe den Terminkalender neben mir ...!
Danke, dass ich dabei sein durfte!
Liebe Grüße, auch an die anderen Gäste,
Jutta
Hach, es beruhigt mich ungemein, dass selbst einer so tollen Köchin wie Dir ab und zu mal was daneben geht! Ansonsten schönes Dessert...!
AntwortenLöschenLG Mila
Liebe Ulla,
AntwortenLöschenHorror hoch 10!
Du Ärmste!
Liebe Duni,
AntwortenLöschenzuviel Alkohol wäre ne schicke Entschuldigung :) Leider kann ich sie hier nicht anwenden.
Ansonsten weiß ich aber genau, was Du meinst ;)
Liebe Mathilde, danke für Deine Aufmunterung! Du Ärmste, das klingt ja furchtbar! Ich bin ja nur froh, dass es bei mir nicht wirklich um eine Kochsendung ging. Ich hoffe einfach, meine Gäste verzeihen mir und Kabel1 selbst schneidet alles weg, was weg sein sollte :)
AntwortenLöschenLiebe Kichererbse und lieber Küchenjunge,
AntwortenLöschenkann jemand nettere Gäste haben als ich mit euch? Never ever!