Wiederholungstäter
Wenn ich zweimal am gleichen Ort Urlaub mache, dann bin ich wohl sehr alt!
Habe ich das gesagt? Damals? Nie im Leben! Was sagst Du? Als ich 20 war? Ach, was interessiert mich mein Geschwätz von... Ja ja ja. Ich weiß auch, wer das gesagt hat. Ist mir doch egal. Ich erfinde mich jeden Tag neu, wie kann ich da zweimal am gleichen Ort Urlaub machen? Ich war letztes Jahr noch ganz anders.
Ich war noch niemals zweimal am gleichen Ort.
Darum fuhren wir nach 2009 und 2014, als Arthur seine 3 Kinder und deren Familien für ein langes Wochenende einlud, zum ersten Mal nach Domburg/Niederlande. Unsere Urlaube sind stets Ausgleich und Abstand vom Alltag, nicht dessen Fortführung unter luxuriöseren Mitteln. Das "im Urlaub im 5*-Hotel-Aufdiekackehauen" ist uns fremd, unser Alltag ist schließlich selbst das reinste Füllhorn. Uns reicht ein Hausboot oder ein Apartment in Domburg, das, so viel Schönheit darf es dann doch sein, als das schönste Seebad der Niederlande gilt und wohl auch das älteste ist. Schöner als Zandvoort ist es allemal, wo man ja auch nur schwerlich etwas zu essen bekommt. (off topic: Der Albatros hat mittlerweile zu. Geschieht ihm recht). In Domburg war schon Elisabeth, Kaiserin von Österreich, in der Sommerfrische, dass es direkt beim Tempel der Göttin Nehalennia erbaut wurde - geschenkt.
Domburg
Wir waren auch dieses Mal wieder zum ersten Mal im Hotel Bommeljé und hatten uns eines der Apartments gemietet, so umgingen wir die Zwänge des normalen Hotelbetriebes. Diese Frühstücksbuffets allein - ähem - vielen Dank! Das Bommeljé ist ein schönes, modern designtes Hotel in gewünschter "zum Spucken"-Nähe zum Strand gelegen und der Blick aus einem der Fenster unseres Apartments ging direkt auf die Dünen. Abseits vom wuseligen Hotelbetrieb fanden wir hier fast alle Ruhe und Entspannung der Welt, der Rest ist in uns selbst.
Essen & Trinken
Abgesehen davon, dass ich in diesem Urlaub so was von offline war, das glaubt mir kein Mensch, habe ich auch keinen Fotoapparat dabei gehabt. Fotoapparat. Wie schön das klingt, um so viel schöner als DSLR! Alle Bilder in diesem Beitrag wurden mit der Kamera vom Samsung S6 gemacht, zusätzlich habe ich mit den Filtern A6, ACG und HB1 von VSCO experimentiert. Nicht online sein und Bilder auch irgendwie egal - dieses Glück kann vielleicht nur ein anderer Berufsblogger nachvollziehen - es ist jedenfalls unglaublich! Hier seht ihr jetzt, was wir in den Tagen in Domburg gegessen (und manchmal auch getrunken) haben:
1. Tag
Ankommen und noch vor dem Einchecken im Hotel erst einmal 5 km weiter nach Westkapelle fahren und bei Melis Seafood, der besten Fischbude in Zeeland, Matjes und Backfisch mit Kabljau essen. BÄM.
Abends dann Herumbummeln in Domburg und sich von der Salsiccia auf der Karte eines italienischen Restaurants anlocken lassen
Rigatoni Carbonara italiano mit Salsicce. Oder so ähnlich. Es war jedenfalls ein köstlich umgesetzter Wunsch des Liebsten.
Pizza mit Salsicce und Gorgonzola. Ey! Geil! Dazu tranken wir eine Flasche War lecker-Soave.
2. Tag
Wir fuhren zum Leuchtturm, parkten und liefen nach Westkapelle. Zu Melis. Zum Matjes.
Ganzspätfrühstück. 4 Matjes für mich. Ich hatte Geburtstag, alles hörte auf mein Kommando. 4 Matjes, zack zack!
Kibbeling für den Liebsten.
Abends dann:
Pekingente und Gedöns. Ich hatte Geburtstag und mir den Besuch im indonesisch-asia-Dingens-Restaurant mit den megatollen Bewertungen gewünscht. Auf Wunsch des Liebsten kochten sie ohne Glutamat und waren auch sonst überaus reizend. Das Essen war aber dann doch eher so ____. Aber das Geschirr! Serviert wurde auf steelite* und gegessen auf einem Tatung-Geschirr mit blau-weiß-Muster aus Taiwan. Die Inhaberin platzte bald vor Freude, als ich ihr Geschirr erkannte.
3. Tag
Markttag in Domburg! Das heißt, das Ortsinnere wird für Fahrzeuge großräumig abgesperrt, ab 7:00 h bauen die Marktbeschicker ihre Stände auf. Im Angebot ist ein buntes Sammelsurium von Lebensmitteln (Käse, vor allem Käse!), Werkzeugen, dicken Socken aus Schafswolle und: Matjes. Mein Frühstück war gesetzt.
Später fuhren wir nach Middelburg, bummelten über den Flohmarkt, kauften Dille & Kamille leer und ich aß endlich Appeltaart, der Liebste einen sündhaft gut schmeckenden Schokoladenkuchen mit schwarzen Kirschen.
Noch später versandeten wir am Strand und aßen saugeile Spareribs vom Green Egg mit einem Ceasar Salad. Dazu gab es Sauvignon Blanc aus Frankreich.
Abends im Bett, was sein musste:
Den Rest des Tages lagen wir faul am Strand herum und abends habe ich uns Pfannkuchen gemacht. Muss ja, ne. In Holland. Spekpannenkoeken. Viele, sehr sehr viele Spekpannenkoeken. Dazu tranken wir Westmalle, belgisches Bier.
Wie der Wein war? Nun, lasst es mich so sagen: Wir haben keinen mitgenommen. Abends im Appartment aßen wir den restlichen Speck auf. In Pannenkoeken.
Nachmittags Matjes. Abends auf Wunsch des Liebsten einen Berg von Hackfleischbällchen mit Salat.
4. Tag
Spätfrühstückmittagessen bei Melis. Backfisch (Scholle) für den Liebsten, für mich Matjes (klar, ne?) und erstmalig eine Garnelenkrokette. Sooo schauderhaft, dass ich sie schnell aufessen musste! (Auch klar, ne?)5. Tag
Wir fuhren ohne Frühstück(!) nach Veere und besichtigten die Grote Kerk und das Foucaultsche Pendel. Nach dem wir uns sattgesehen hatten, waren wir immer noch hungrig und fuhren über das Oosterschelde-Sturmflutwehr, den größten Teil der Deltawerke und als größtes Sturmflutwehr der Welt auch als 8. Weltwunder bezeichnet, Richtung Dreischor. Ich war wild entschlossen, ein, nein DAS, niederländische Weingut zu besuchen: De Kleine Schorre. Dort tranken wir uns ein wenig durch die Weinkarte und aßen ein paar kleinere Platten (ähem) mit Käse, tollem Brot und dieser unverschämt leckeren Krabbenbutter.6. Tag
Frühstück mit Roastbeef-Brötchen, diesen sauknatschigen Hollandbrötchen, die durchgesprenkelt so tun, als hätten sie mal irgendein Vollkorn gesehen. Geil! Ich liebe sie, aber wirklich nur mit Roastbeef. Vor Jahren war ich mal in Noordweijk in einer kleinen Bar, dort gab es Brootjes, das sind ebenfalls Knatschebrötchen, aber in der Regel verfügen diese noch nicht einmal über die Illusion von Vollkorn, sie sind gleich ganz schneeweiß. Diese Brootjes wurden mit Roastbeef belegt, frisch aufgeschnitten und nach Gewicht abgerechnet. Ich stand eine Woche lang jeden Tag an der Maschine und sagte immer nur "mehr". Ich glaube nicht, dass schon einmal ein Mensch in Noordweijk schwerere Brootjes gegessen hat als ich.
Abends im Appartement habe ich in der Miniküche auf zwei Platten Kabeljau in Basilikumbutter, Blattsalate mit Avocado und Croutons und karamellisierten Chicorée gemacht. Dazu tranken wir französischen Sauvignon Blanc und Chardonnay, letzteren für den Liebsten.
7. Tag
Spätfrühstückmittagessen im Mondriaans mit Quiche und Kaffee. Sehr fein! Die beste Weinauswahl und leckerste Delikatessen-Theke in Domburg und Umgebung. Dazu feine Gerichte und eine kleine Gartenterrasse. Hingehen!
Abends habe ich uns noch einmal Fisch gemacht. Mit Fenchel und Gedöns. Lecker!
8. Tag
Frühstück im Mondriaans. Mit allem. Und mehr.9. Tag
Sonntagsfrühstück am Bett
Später Eis. Fett!
Abends noch einmal wie Tag 3.
10. Tag
Auf nach Antwerpen. Koscheres Essen im jüdischen Viertel, Chinatown, schönster Bahnhof Europas und die hässlichste Stadt, in der ich seit langem war. Coming soon.
Was sonst noch geschah...
- Domburg 2016, Teil 1: Essen & Trinken
- Domburg 2016, Teil 2: Am Strand
- Domburg 2016, Teil 3: Veere und Foucaultsches Pendel
Serviceteil
Empfohlene Reiseführer*
Matjes! Ja! Immer! Für den würde ich glatt in die Niederlande ziehen!
AntwortenLöschenTatsächlich schmeckt der in Deutschland angebotene "Nieuwe" nicht halb so "neu" und frisch, wie dort vor Ort. Ich muss noch mal nachsehen, könnte sein, dass mir noch ein Matjesschwanz aus dem Ohr hängt, so viel habe ich gefuttert :D
LöschenWas für ein schöner Reisebericht! Und ich kann gar nicht glauben, dass Du nicht mehr gegessen hast als auf den Bildern zu sehen! :)
AntwortenLöschenVielleicht fehlen noch ein paar Matjes hier und da :)
LöschenUnd tatsächlich haben wir ganz sicher noch einmal mehr Spareribs gegessen, ich habe sie aber nicht mehr unterbekommen :)
Zeuuws mosselhuis in Westkapelle beim nächstenmal Astrid. Zwei reizende, überaus nette junge Holländer und eine davon in haben da ein kleines und sehr feines Restaurant aufgemacht, 200 Meter von Mellis entfernt.
AntwortenLöschenVielen Dank für den Tip, wir sind vorbeigefahren und haben ein wenig neugierig hereingeschaut. Es sah sehr nett aus, für das nächste Mal planen wir das ein!
LöschenWundervoll... Als Aachenerin betrachte ich Domburg quasi als einen "Vorort" und kann gar nicht zählen, wie oft ich schon dort war, deshalb finde ich es sehr spannend, das alles mal durch Deine Augen gesehen zu haben!
AntwortenLöschenOh, Domburg als Vorort hätte ich auch sehr gerne!
LöschenSeit 23 Jahren sind wir jeweils zu Pfingsten immer mit einer Gruppe von Freunden in Zeeland. Aber da muss erst jemand quasi aus Süddeutschland kommen, damit ich vom Mondriaans höre :-) Dille & Kamille ist auch mein Suchtmittel und "Het pand van Ferdinand" kann ich in Veere in Sachen Geschirr auch empfehlen!
AntwortenLöschenAus Süddeutschland! Ich hyperventiliere! :)
LöschenDas Mondriaans ist wirklich entzückend mit einem ganz reizenden Inhaber-Paar. Direkt nebenan ist ein schönes Café, bisschen öko, nett gemacht. Die verkaufen auch noch netten Dekokram. Die Gartenterrasse ist ein bisschen urigen als im Mondriaan, weil sie den Rasen gelassen haben.
Von hier aus gesehen Süddeutschland ;-)
LöschenDa schmerzt dennoch - bei aller Liebe zu Rheinhessen - mein norddeutsches Herz :D
LöschenAlso für mich als in Westfalen Aufgewachsenen, der die längste Zeit seines Lebens allerdings im Rheinland lebt, verläuft der Weißwurstäquator auf der Luftlinie zwischen Mainz und Koblenz! Südlich wohnen die Menschen, wo keinen vernünftigen Relativsatz hinkriegen, wenn sie einfach drauflos babbeln, bebbeln, schwätzen. Süddeutschland eben ;-)
LöschenLG
Thomas
Da bin ich aber mal gespannt auf den Bericht über Antwerpen.
AntwortenLöschenIch bin gerade in zeeland - immer die Schere im Kopf.
AntwortenLöschenAll das frittierte... Saulecker, aber...
Und dann dieser Blog Eintrag. Ich fasse das mal als Legitimation zum kulinarischen sündigen auf��
Absolution erteilt! :)
LöschenSehr schön.
AntwortenLöschenIch habe tatsächlich die Regel: Nicht mehr als zweimal an den gleichen Ort im Urlaub fahren. Beim ersten Mal ist alles neu und toll und beim zweiten Mal kann man das Tolle sofort genießen, weil man sich schon auskennt. Und danach kommt einer neuer offentlich toller Ort. Hat sich bislang ganz gut bewährt ...
Es gibt aber auch Orte, da hat man mit ein oder zwei Besuchen noch gar nicht alles erfasst. Oder aber - so wie mit Domburg - es liegen immer ein paar Jahre zwischen den Besuchen, das ist dann quasi wie eine Neu-Bestandsaufnahme :)
LöschenEs gibt aber auch Orte, da hat man mit ein oder zwei Besuchen noch gar nicht alles erfasst. Oder aber - so wie mit Domburg - es liegen immer ein paar Jahre zwischen den Besuchen, das ist dann quasi wie eine Neu-Bestandsaufnahme :)
LöschenWir wollten schon immer in diese Ecke, aber haben es nie ( von München aus) geschafft.
AntwortenLöschenDeinen kulinarischen Ablauf hätte ich fast genauso gemacht!