Darf ich vorstellen: Das ist Emily:
Sie kam vor ein paar Tagen mit dem Paketboten hier an und stand dann erstmal rum. Die Ärmste, hat sie vielleicht nicht verdient, aber ich hatte einfach keine Zeit für die Kleine!
Heute habe ich sie herausgeholt und willkommen geheißen - wenn auch nur auf Zeit.
Ich finde ja, die Arme sieht ein bisschen aus, wie ein Sterilisationsapperat, oder was meint Ihr?
Aber nun hat sie sich genug ausgeruht, soll jetzt mal was machen für ihr Geld, nee, sie ist ja nur geliehen (davon später mehr), also für ihr... na, einfach, dass sie da sein darf!
Aber erst musste ich sie anschließen und zum Leuchten bringen! Während ich mich also am blinkenden Display erfreute, las ich in der Kurzanleitung: "bitte in jedem Fall vor Stromanschluss den Behälter zu 2/3 mit Wasser füllen". Ohje, kaum angefangen, schon kaputt? Ich reiße den Stecker wieder heraus, alles ist (noch) gut! :) Sie bekommt das geforderte Wasser und zeigt mir:
Aha! Dieses hat eine Temperatur von 19,1° C
Ganz schön spannend!
Ich will sie (und mich) nicht überfordern und beginne mit etwas hoffentlich ganz Einfachem:
1 kg Schweinebauch. Urghh, diese Schwarte, kaum zu bändigen. Ich schleiche an P´s. Schreibtisch, denn da verbirgt sich immer mal ein Skalpell. Kurze Gedankennotiz für mich: P. fragen, was er damit eigentlich so macht. Könnte er mir doch mal erzählen, "after all these years".
Auf jeden Fall gleitet dieses scharfe Messer durch die Schwarte... neee, nicht bis es kracht, die ist ja noch nicht knusprig.
Das Stück Fleisch reibe ich mit hellem Sesamöl ein. Dann bekommt es eine Abreibung aus getrocknetem und gemörsertem Fenchelsamen, Anis, Zitronengras, Zimt, Pfeffer, Nelken, Sternanis, Zitronenschale und Meerrettich. Dazu kommt Fleur de Sel.
Sieht doch schon ganz gut aus. So haue ich das Stück in die Pfanne und brate es in etwas Pflanzenfett knusprig an. Dabei vergesse ich, ein Bild zu machen. Sah aber gut aus, ehrlich!
Den Bratenansatz löse ich mit einem guten Schuß Weißwein und dunkler Sojasauce, lasse ihn ein wenig einkochen und gebe einen Teelöffel Waldhonig dazu.
Jetzt würde ich das ganze samt Sud gerne vakuumieren. Pustekuchen. Ich habe keinen Vakuumierer. Irgendwann, vor J a h r e n habe ich mal so ein Teil gekauft, und 2 Tage später reklamiert. Also wer mal einen Tip für mich hat, für ein bezahlbares gutes Gerät für die Hobbyküche - immer her damit!
Aber das nützt ja jetzt noch nichts. Also gebe ich das Fleisch mit dem Saft in einen Gefrierbeutel, den ich mit Klammern 3fach sichere, und lege ihn in Emilys Wasserbehälter. Shit, er kippt. Ich habe Angst, dass mir doch noch Wasser hineinläuft und helfe mir mit einem Kaffeebecher als Stütze.
Meine Mutter pflegte immer zu sagen: "man kann ruhig doof sein, man muss sich nur zu helfen wissen!"
Deckel drauf und dann warten. Laut Bedienungsanleitung fängt meine angestrebte Zeit von 36 Stunden mit Erreichung der Zieltemperatur von 64° C an zu laufen. Soso.
Emily legt los. Einundsechzig, zweiundsechzig, dreiundsechzig, vierundsechzig - MOMENT! Was macht sie denn da? Vierundsechzigkommaeins, Vierundsechzigkommazwei... arghhhh...64,4° waren so nicht abgesprochen!
Sie besinnt sich und regelt runter:
und runter...
Hallo! Emily!? Noch jemand zuhause?
Ich glaube nicht, was ich sehe! Was soll denn der Scheiß? Ok, sie fängt sich. Es macht "klick" in ihrem Inneren und sie zeigt mir - quasi als Entschuldigung:
Also - geht doch!
Kinners, mei´ Nervvve!
Ich fange an zu rechnen. Es ist 12.30 Uhr am Samstagmittag. Ich hatte mal grob 36 Stunden Garzeit geplant. In 24 Stunden ist es folglich 12.30 morgen Mittag, richtig? Plus 12 Stunden? Genau! 0.30 nachts. Superplanung, AT! Kompliment an mich selber! Und nun?
Ich warte. Ihr auch! Morgen um 18.00 Uhr gucke ich mal rein. Dann sehen wir weiter. (
"Emily Teil II")