Vom Rezept für das beste Chili der Welt – natürlich ohne Mais!
Chili con Carne vom Rinderhals mit Bier nach einem Rezept von Eckart Witzigmann
Ich habe sie wieder alle beieinander. Da mag die ein oder der andere jetzt zweifeln, aber es geht hier um die Buchstaben. In den letzten Tagen sind mir so viele "N"s geschickt worden, ehrlich – bald werde ich sie wohl verkaufen können, ich weiß nämlich kaum noch wohin damit. Als Ausgleich überlege ich derzeit, einfach in jedes Wort ein doppeltes N zu setztenn. Das sieht im erstenn Momennt vielleicht einn bischenn seltsam aus, aber mann gewöhnnt sich doch ann alles. Da ich seit Tagenn inn Hamburg weile unnd auch noch einn bisschenn bleibenn werde, nehme ich sie heute Abennd mal mit ins Musical unnd gebe sie denn Löwenn zu fressenn. Denn Rest verteile ich anschließennd auf der Reeperbahnn – einn schwunnghafter Schwarz-NN-Hanndel sozusagenn.Alles Lüge und so sicher wie der Weihnachtsmann!
Das ist Quatsch. Natürlich. Und mit Quatsch ums Essen werde ich Dich und mich heute noch ein wenig beschäftigen. Gemeinsam mit meiner geschätzten und mir seit Ewigkeiten freundschaftlich verbundenen Bloggerkollegin Susa von 180° widme ich mich in loser Folge den Lügen um Speis und Trank. Heute geht es um die mir liebste aller Lebensmittellügen, Cola fräße Fleisch. Susa widmet sich derweil den verheerenden Auswirkungen der Cola in Verbindung mit Wein, denn auch diese Variante ist von einer Menge Missverständnissen geprägt, die es gerade zu rücken gilt.
Bei uns zuhause gab es früher keine Cola. Cola war Teufelszeug, so einfach. Es gab auch keine Fanta oder andere Limonaden. Mezzo Mix? Undenkbar. Dann kam das Paradies. Arthur verlegte sich auf die Getränkedosenproduktion, bzw. die Entwicklung von Maschinen zur Herstellung solcher. Arthur und seinem Team haben wir zu verdanken, dass an den Getränkedosen dieser "Abriß" an der Öffnung nicht mehr einfach nur heruntergerissen wird, sondern jetzt fein säuberlich umgeklappt unter dem Dosendeckel verschwindet. Vorbei waren die Verletzungen im Freibad, wo wir alle naselang in diese achtlos weggeworfenen Verschlüsse getreten sind und uns blutende Blessuren zuzogen. Auch dass sich die Getränkedose im allgemeinen und besonderen seit vielen Jahren nach oben ein wenig verjüngt - wer hat´s erfunden? Du ahnst es bereits. Das hat der Industrie Millionen eingespart – ach was sag ich, wahrscheinlich Billionenmilliarden. Gesehen habe ich davon bisher allerdings nichts. Und Arthur wohl auch nicht. Sagt er jedenfalls und schüttelt den Kopf, während er das hier liest. Paps, ich kann Dich sehen! :)
Cola, palettenweise...
Lange Rede - gar kein Sinn. Jedenfalls standen bei uns zuhause im Keller zeitweise Paletten von Getränkedosen. Produktionsrückläufer oder ähnliches. Nie war ich bei Mitschülern so beliebt, wie in diesen Tagen. Aber – meine Geschwister und ich wurden zu einer verwöhnten Bande. Wir rissen die Dosen auf, tranken einen Schluck, stellten sie ab und nach einer halben Stunde öffneten wir die nächste. Der Inhalt der vorherigen war uns mittlerweile zu abgestanden. Das hatte Folgen. Mutter streikte, Arthur schimpfte. Die Drohungen wurden schnell wahr - es kam keine Getränkedose mehr ins Haus. Fürderhin waren wir wieder eine brave Adventistenfamilie und Cola wieder Teufelszeug. So schnell kann´s gehen und ich ahnte derzeit wohl erstmals, wie die in den Bibelstunden vielbeschworene Eva samt Adam sich bei der Vertreibung aus dem Paradies gefühlt haben mussten.
Cola zersetzt Fleisch?
Wohl in dieser Zeit kolportierten Freunde meiner Eltern erstmals die Geschichte vom Fleisch in der Cola. Wer kennt die nicht. Man lege ein Stück Fleisch in ein Glas - übergieße es mit Cola und spätestens nach 48 Stunden ist vom Fleisch nichts mehr da. "Und so etwas willst Du trinken, Kind?" Ich schwankte. Die Geschichte mit dem Weihnachtsmann hatte sich schließlich ebenfalls als Mist herausgestellt. Seitdem war ich Erwachsenen und ihren Geschichten gegenüber kritisch. Aber immer kannte jemand jemanden, der in einer Zeitschrift einen hochwissenschaftlichen Beitrag zu diesem Thema geschrieben hatte und was war das Ergebnis? Alles wahr!
So gingen die Jahre ins Land. Ich trank keine Cola mehr, meine Tochter bekam keine Cola, überhaupt - Cola war Teufelszeug. Bis neulich. Da fiel es mir wieder ein - dieses Rezept, von dem immer mal wieder hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde.
Ein gutes Kilo Rinderhals vom Metzger des Vertrauens in kleine Stücke schneiden. Portionsweise anbraten, salzen, pfeffern, dabei etwas mit Mehl bestäuben. Das gleiche mit Stangensellerie, Zwiebeln, Knoblauch und etwas Bauchspeck. Am Ende wieder alles zusammen in einen großen Topf geben und kräftig durchrühren.
Rezept für Chili con carne mit Cola und Bier nach Eckart Witzigmann
Ich googelte so herum und das, auf das alle immer wieder zurückkamen war eines von Witzigmann. Nun ist mir Witzigmann für vieles vertraut - aber für DAS WG-Essen meiner Jugend? In ein Chili kamen damals Hackfleisch, Bohnen, Mais, Paprika, Tomaten, Chilipulver und fertig. Serviert in Schalen auf deren Boden eine Schicht Eisbergsalat lag, darüber kam eine Lage Kartoffelchips und dann das Chili. Chön charf natürlich, da war eigentlich eh egal, was drin war. Charf musste es sein, dazu gab es Bier und fertig. Und Witzigmann sollte sich wirklich in die Niederungen dieser Küche begeben haben? Undenkbar. Nun denn, alles googeln hat nicht geholfen, ich habe das Witzigmann-Rezept nicht gefunden. Aber viele Verweise darauf. Es muss wohl mal eines in der Süddeutschen gestanden haben. Da kennt jemand jemanden, der jemanden kennt, der hat mal in der S-Bahn beim Sitznachbarn eine Ausgabe der SZ mitgelesen, da stand das drin. Und dann gibt es eine Menge Rezepte dazu im Netz. Und jedes bezieht sich auf den Meister. Nun denn, alles zusammengemischt, kräftig durchgeschüttelt, die oben schwimmenden trüben Teilchen herausgefischt, kam dieses bei mir heraus.
Dann kommt das Feintuning, die Chili. Ich verwende ca. 1,5 Schoten mit Kernen. Das ist die Grenze des für P. erträglichen. Einzelportionen würze ich für mich dann nach. Meistens sind das die Schoten, die ich im Asiamarkt kaufe. Leider haben sich die von mir auf der Terasse herangezogenen "Pfefferköpfchen" als Lachnummer herausgestellt und mein "Nymphenburger Knubbel" ist noch ein Baby. Dann kommt etwas Tomatenmark dazu und jetzt, Achtung: Cola. Auf 1 kg Fleisch verkoche ich nach und nach ca. 300 ml. Dazu kommt schließlich auch noch Schwarzbier. Beim ersten mal habe ich zuvor eine Biervertikale gemacht, die erspare ich Dir hier. Ich habe dieses Chili mit Köstritzer, Öttinger, Duckstein und anderen probiert. Am Ende war kein geschmacklicher Unterschied zu spüren. Vom Bier ca. 0,5 l, wobei die Menge der verkochten Flüssigkeit auch immer mit der Kochhitze einhergeht. Weniger Hitze, weniger Flüssigkeit, so einfach ist das. Wichtig ist, Cola sowohl Bier immer brav einreduzieren zu lassen. Daher kleine Mengen angießen, einkochen, nachgießen. Am Ende sollte eine sehr sämige Masse im Topf entstehen (die, unter uns gesagt, schon hervorragend schmeckt)
Die wichtigste Regel beim Kochen von Chili con Carne lautet: kein Mais!
Dann gießt Du alles mit ca. 750 ml Rinderfond auf und gehst ins Kino. Oder machst sonst was, Hauptsache, Du bringst die nächsten Stunden gut rum. Am besten lässt Du dem chili con carne mindestens 6 Stunden reine Schmorzeit, stellst es dann aus und lässt es ziehen. Ca. 1 Stunde vor Ende gibst Du ca. 500 g gehackte Tomaten aus der Dose dazu, 3 Dosen Kidneybohnen (abgegossen) und 2 klein geschnittene Paprikaschoten. Und nein, kein Mais, der bringt hier keinerlei geschmackliche Verbesserung sondern nur viel Stärke und Kalorien. Nachwürzen mit Salz und Pfeffer, dazu gemahlenen Kreuzkümmel. Und ja – bei uns gibt es immer noch diesen Klecks Crème fraîche dazu, ohne den geht´s nicht.Weitere Lügenmärchen hier im Blog:
Friech und KriegenAlles Lüge!
Genießt Euren Tag!
Erster!!!!
AntwortenLöschenSuper, wird zum Wochenende gleich probiert. Hab schon öfter mit Cola gekocht, under cover natürlich. War stets überzeugend - nur die Dosen musste ich dann verstecken zwecks Prävention von Schlaganfällen (aktiver und passiver Art :))) meines Mitessers und Mülleimerkontrolleurs. Dank auch an Arthur für seine Hinwendung zur Spardose ;-)
Da ich selbt meinen Beitrag dazu geleistet habe, dass sich das Chili in Luft auflöst, kann ich wohl behaupten, dass es lecker war. Es hat wirklich superlecker geschmeckt.
AntwortenLöschenBei uns zu Hause war Cola auch Teufelszeug. Aber das Märchen vom Fleisch, das sich angeblich in der Cola auflösen soll, habe ich nur in der Schule gehört. Ich habe es aber schon als Kind nicht geglaubt.
Cola? REDRÖM! REEEDRÖÖÖM! Und ich lebe heute noch, trotz ausdauerndem Genuss. Und aufgelöst habe ich mich auch nicht, bin eher mehr geworden. Hmmm.
AntwortenLöschenSo ähnlich mache ich mein Chili auch, greife aber auf das Original-Cola-Konzentrat für die Mini-POMs zurück. Der Vorteil: kein "Verwässern" des Chili und intensiver Geschmack, da weiß ich gleich, wo die Reise hingeht. Ist zwar umständlich zu bekommen, lohnt aber. Und anstatt einem Bier nehme ich manchmal einen frischen Espresso, wenn Antialkoholiger da sind. Was macht man nicht alles für die Gäste. Aber übrig war noch nie was geblieben :-)
Ha, wer von uns ist nicht mit der Cola-Lüge aufgewachsen? Und sie besteht weiter, wie ich neulich aus dem Munde meines schulpflichtigen Sohnes vernehmen durfte. Danke daher für das tolle Rezept, Aufklärung tut Not und wenn sie so lecker daher kommt, umso besser! Cola ist im übrigen ein unverzichtbarer Bestandteil meiner Pflaumen-Currysauce: http://oldmountainbbq.wordpress.com/2009/09/08/currywurst-mit-fruchtiger-pflaumen-currysauce/
AntwortenLöschenJa davon habe ich auch schon oft gelesen mich aber noch nie getraut. Bei mit kommt Cola, im Gegensatz zu dir, immer eisgekühlt in Gläser. Für mich als Colafan ist solch ein Chili trotzdem immer etwas abschreckend gewesen. Schwarzbier Ok, Schokolade Ok, Kakao Ok, demnächst dann eben mal mit Cola :)
AntwortenLöschenGruß Tom
Ich hab das Cola-Märchen nie geglaubt. Erstens bin ich ein Kind der DDR, da gab es eh keine. Und zweitens, als ich erwachsener wurde, stellte mir M. einen Freund vor, der Unmengen Cola trank. Eigentlich hätte er sich doch dann irgendwann auflösen müssen. Aber genau das Gegenteil ist passiert.
AntwortenLöschenDein Chili sieht klasse aus, war ja nicht anders zu erwarten. Und essen würde ich es sowieso. Und der junior auch, der liebt Cola. Und da ich ja das Cola-Märchen nicht glaube, werde ich es nachkochen. Wenn es nicht mehr sooooo warm ist.
Ich frage mich gerade, ob ich so ein Teufelszeug schon mal gegessen habe?
AntwortenLöschen@Conny:
AntwortenLöschenDann berichte mir mal, wie Du damit durchgekommen bist. :)
@Nata:
Du warst als Kind schon viel schlauer als ich! :)
@DsL:
Öhmm... Konzentrat? Nö, wozu? Hier verwässert nichts, ganz im Gegenteil. Vielleicht weil ich so geduldig alles einreduziere.
@Jack:
Manche Dinge ändern sich nie. :)
Dein Rezept schaue ich mir gleich mal an, klingt sehr gut!
@Tom:
Dafür finde ich weder Schokolade noch Kakao im Chili besonders spannend. Aber so sind die Geschmäcker; verschieden! :)
@Frau Kampi:
Ihr wart in der DDR immer etwas bodenständiger, kann das sein? Das ist nicht despektierlich gemeint, das weißt Du.
Ein Chili empfiehlt sich gerade an heißen Tagen. Chön charf, dann chön schwitzen.
@Utecht:
Lass mal überlegen... *grübel...
JA!*strahl
Ich durfte auch schon probieren und kann nur bezeugen: Die Wucht!
AntwortenLöschenHach und bei der Cola-Lüge bekomme ich einen richtigen Nostalgie-Anfall, das haben wir früher auch ausprobiert und als nicht glaubwürdig befunden und dann lieber Gummibärchen in Wasser groß und glibbrig gezüchtet. :-)
Und ob Coca Cola den Weihnachtsmann erfunden hat, ist ja auch noch nicht raus.
AntwortenLöschenIn der amerikanischen Südstaatenküche ist Coca Cola eine recht gebräuchliche Zutat, so wie bei uns der Schuss Wein im Essen.
Schade, dass ich AT in meiner Jugend nicht gekannt habe, mir hat Cola leicht verschalt besser geschmeckt, das wäre doch die perfekte Verbindung gewesen.
Bei uns war Cola auch Teufelszeug früher. Bis meine Mutter süchtig nach Cola light wurde und keinen Grund mehr hatte es zu verbieten oder zu verteufeln. Bis auf die Light-Variante mag ich Cola allerdings bis heute nicht und wir werden wohl auch keine Freunde mehr. Außer im Essen, da kann ich mir das doch gut vorstellen.
AntwortenLöschenVielen Dank für den endgültigen Beweis des verschwundenen Essens in der Cola. Ich wusste es doch!
Alles an deiner Geschichte kommt mir irgendwie bekannt vor (ausser dass mein Vater nie was nützliches erfunden hat). Dass man Cola auch essen kann, finde ich erstaunlich. Ich meide das Teufelszeug selbst jetzt, wo ich darf. Außer die dreimal im Jahr, wo ich's bei McD zum Essen dazu kriege.
AntwortenLöschenBei uns gab es früher auch weder Cola noch Fanta, deshalb bin ich auch nie dazu gekommen, das mit dem Fleisch auszuprobieren. Immerhin schafft die Phosphorsäure es aber wohl, Fleisch mürbe zu machen: http://www.zeit.de/stimmts/1997/1997_48_stimmts
AntwortenLöschenUnd obwohl ich dir ungern widerspreche, muss ich bei Bielefeld Zweifel anmelden: Ich kenne jemanden, der dort wohnt. Aber vielleicht auch nur angeblich ...
Coca-Cola hat einen sehr hohen Zuckeranteil, da muss es einfach schmecken!
AntwortenLöschenImprove
There are 240 grams of sugar (= same carbohydrate count as 20 tbsp. of granulated sugar) in the form of sugar/glucose-fructose in a two liter bottle of Coca Cola.
Read more: http://wiki.answers.com/Q/How_much_sugar_is_in_a_2_liter_bottle_of_coca_cola#ixzz1WEFP14Bq
@Christina:
AntwortenLöschenJa, die Nummer mit den Gummibärchen war immer ganz großartig! :)
@Susa:
Nicht nur in dieser Beziehung ist es traurig, dass wir uns nicht schon in der Jugend gekannt haben, wir hätten sicher eine Menge Spaß bei einer Menge Dinge gehabt.
@365 days:
Das finde ich interessant. Ich selbst bin ebenfalls ca. drei mal im Jahr bei McD, aber Cola trinke ich dort nie.
Moey:
Vieles wissen wir schon lange, nur die endgültige Beweiskette muss geführt werden. :)
@Petra:
Das mit Bielefeld ist so'ne Sache. Ich lernte neulich jemanden kennen, der dort wegziehen wollte. ;)
@kitchen roach:
Schön bei diesem Gericht ist halt, dass die Cola verkocht und trotzdem keine vordergründige Süße zurückbleibt. Aber Zucker ist oft das Zaubermittel an Rezepturen. Ein Tomatengericht z. B. ohne Zucker ist ja kaum vorstellbar. Ein Steak ohne Zucker zu braten, käme mir nie in den Sinn. Vielleicht mache ich demnächst mal Spareribs mit Cola-Marinade.
Trink Cola, dann wird´s dir wohler! Erst am Freitag hat mir ne Cola das Leben gerettet, denn was passiert wohl nach Zug, Flug, Bus, Boot, 3erlei Makrele mit Mayo, Hering, Krabbensalat und Flying Jacob (Grillhähnchen mit Bacon, Sahne, Chilisauce, Erdnüsse und Banane...) dazu Bier, Cidre, Aquavit, Whiskey und Wodka. Genau, der Magen läuft Amok. Aber die Cola hat alles wieder eingerenkt :)
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