Ochsenkotelett in der Pfanne gebraten. Ein Desaster, an dem ich selbst schuld bin
Dass ich keine Heilige bin, habe ich oft postuliert. Ich bin manchmal gierig, hedonistisch, benehme mich gelegentlich überlegen anstelle von überlegt, und tue lauter Dinge bevor ich nachdenke. Unbestritten kann gerade letzteres zum Vorteil gereichen. Wenn frau kreativ oder spontan sein möchte; wenn es darum geht, ausgetretene Pfade zu verlassen und Neues zu schaffen. Wenn Nichtnachdenken jedoch im Alltag auf Gier trifft, kann alles Schlechte passieren. So mir neulich. Ich meide Supermärkte in der Regel wie der Teufel das Weihwasser. Für Paul O'Malley, den ich zu ca. 40% mit Frischfleisch ernähre, suche ich sie dann aber doch auf. Hühnerherzen und -lebern machen den kleinen Kerl stark und glücklich. Und der frische Fisch lockt ebenfalls. Und wie ich so herumtrudele auf dem Weg zur Fischtheke, schlendere ich an der Fleischabteilung vorbei. Und was sehen meine entzündeten Augen? Irisch Beef. Ochsenkotelett, Filet und Rumpsteak. Mein Fleischkonsum ist ausgesprochen reduziert in den letzten Monaten. Ich weiß, dass dieser Blog bei vielen Leser_innen für pure Fleischeslust steht, nichtsdestotrotz habe ich mich hier immer wieder für weniger und besseren Fleischkonsum stark gemacht. Bei mir kommt durchschnittlich zweimal wöchentlich Fleisch auf den Teller, dann aber nur vom Besten. Mehr könnte ich mir unter diesen Voraussetzungen auch gar nicht leisten. Wäre ich finanziell reicher, müsste ich überdenken und ggf. neu mit mir verhandeln.
Vielleicht gibt es ein Pendant zum Blutzucker. So ein Maß an Fleischeslust, das im eigenen Körper nicht unterschritten werden soll. Je mehr ich in den letzte Monaten über vegane Ernährung nachdenke, desto übler reagiert mein Körper. Ich kenne dieses Phänomen vom Fasten. Wenn ich mir meinen alljährlichen Heilfastentermin gesetzt habe, nehme ich in den letzten Tagen vor Beginn ca. die dreifache Kalorienmenge wie üblich zu mir, ich kann gar nicht anders, mein Gehirn steuert mich fremd. Du siehst, ich suche händeringend nach einer Erklärung für das Folgende. Um das Beste aus dem Schlechten zu machen, reiche ich diesen Beitrag bei Zorra ein. In diesem Monat sucht dort Melanie von Pimpimella "outtakes" aus der Küche. Nun, hier ist eines - und wie! Und die Bilder sind dem Thema angemessen auch alle mistig und am Telefon entstanden.
Natürlich habe ich an der Fleischtheke gestoppt. Natürlich nahm ich das dickste Ochsenkotelett mit, welches hinter Glas herumlag. Mein Gehirn war vernebelt vom evtl. Fleischlustabsturz im Blut und der glänzenden Werbeschautafel mit den Ochsen auf irischem Grün (ich schwöre, ich hörte sie muhen). Zuhause angekommen, ließ ich dem Fleisch alles angedeihen, was ihm zustand. Nach dem Parieren leichtes Erwärmen bei 50°C zur Aklimatisierung an neue Verhältnisse. Abbinden, damit es die Form behält.
Mit Rosmarinsalz, Muscovadozucker, Rosmarin und Knoblauch kam es in die Grillpfanne.
Das Erlebnis, wie die Pfanne qualmte, der Rauchmelder losging, ich bereits fast taub und unfähig diesen abzustellen in die Hofwerkstatt rannte, eine Leiter holte, den kompletten Melder aus der Decke riss, da der Deckel nicht aufging, mit diesem im Innenhof stand zur Erheiterung der Nachbarn und des kleinen Lasse, der wie ein kleiner Indianer um mich herumsprang, hektisch herumfummelte um die Schrauben zu lösen, die ich mit aus der Decke gerissen hatte, irgendwann den Deckel aufbekam um die Batterie zu lösen... all das erspare ich Dir. Bei dem Gedanken bekomme ich bereits wieder Schmerzen im rechten Ohr... Ich huschte lediglich wieder hinein, vor mich hinmurmelnd nur "mein Steak, mein Steak".
Anschließend in den Ofen, auf dass es gar und zart würde.
Nun ja. Gar wurde es. Bei 50° KT kam es heraus und durfte sich noch ein wenig entspannen.
Und dann? Es war fast ungenießbar. Zäh wie Leder. Ich erinnerte mich an Charlie Chaplin in "Goldrausch", so sehr assoziierte ich eine Schuhsohle.
Jetzt kann mir niemand vorwerfen, das Fleisch nicht gut behandelt zu haben. Aber man kann diesen Vorwurf wahrscheinlich vielen Menschen im Vorfeld machen. Dem Züchter vielleicht. Dem Schlachter? Sicher der Person, die für den Reifegrad verantwortlich war. Dem Einkäufer des "Super"marktes - und ganz besonders verdient und heftig natürlich mir. Mir und meiner Gier nach Fleisch an einem Tag, an dem es nicht geplant war, und somit auch kein Besuch beim Schlachter d. V. anstand. Fleisch von "weit weit weg, ohne den Namen des Züchters, ohne Wissen über die Aufzucht. Tage später fand ich den Kassenzettel in meiner Geldbörse. Ich weiß jetzt und heute den Betrag nicht mehr. Aber der Kilopreis war so günstig, dass auch dieser mich hätte aufschrecken müssen, so ich ihn beachtet hätte. Wenn ich mich nicht irre, hat das Kotelett so um die € 16,00 gekostet.
*Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Dies hat keine Auswirkung auf den Preis der Ware!
Sechzehn Euro sind wirklich ein stolzer Preis für so ein Stück Fleisch. Meine Lieblingsfrau würde mir sofort den DM-Preis vorhalten!
AntwortenLöschenAber es ist eine schöne Geschichte. Nur schade um das irische Beef. Wovon wir am Wochenende zwei ganze Kilo als Hereford-Rind-Tester auf dem Grill hatten.
Ein Traum sage ich Dir, ein einziger Traum!
Lieber Peter, ich fand es eigentlich recht günstig. Der Preis hätte mich stutzig machen sollen.
LöschenDieses Testangebot hatte ich auch, allerdings keine Lust darauf.
Schöner Artikel.
AntwortenLöschen16 Euro für ein solches Prachtexemplar von Fleisch ist wirklich recht günstig. Und ich kann deinen Unmut in jeglicher Hinsicht nachvollziehen.
Mein letzter Versuch beim Fleisch auf den Preis zu achten und nur in der Metro einzukaufen ist nämlich auch in die Hose gegangen. Ich wollte ein irisches Dry-Aged-Roastbeef bei Niedrigtemperatur zubereiten. Man könnte meinen, das kann nur zart werden. Stattdessen war es zäh wie ein Stück Kaugummi. Nicht sehr schön, vor allem aber nicht lecker. (http://www.erkocht.de/2012/11/geburtstagsessen/).
Spätestens seit dem kaufe ich Fleisch weder im Super- noch im klassischen Großmarkt (Metro/Selgros) und nur noch beim Fleischer meines Vertrauens.
Diesen Post werde ich gleich mal an Herrn Kampi weiterleiten. Der verfällt der Gier sehr oft, während ich nur mit dem Kopf schüttel. Hinterher stellt er fest, daass er jeden einzelnen Cent umsonst ausgegeben hat...grrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!
AntwortenLöschenEs ist leider unmöglich, besser zu kochen, als man eingekauft hat. Da hilft dann auch die beste Kochmethode nix mehr.
AntwortenLöschenEinfach nur: Danke! Sparen beim Fleisch funktioniert nicht. Das ist verachtend für die Tiere und macht das Fleisch nicht besser. Lieber seltener aber dann gutes und gut aufgezogenes Fleisch essen. Das ist nicht immer einfach, weil es Nachdenken und Nachforschen bedeutet. Aber ich versuche (!) zumindest, mich dran zu halten. Manchmal siegt die Bequemlichkeit. Aber dann hat man halt den Mist aufm Teller.
AntwortenLöschenAch nöö. Wie ärgerlich. Aber das ist wohl jedem von uns schon passiert.
AntwortenLöschenUnd kann leider auch mal beim Lieblingsmetzger passieren.
Am Schlimmsten finde ich dann wirklich immer den Gedanken, dass dafür eben ein Tier gestorben ist, was mich dann auch in den allermeisten Fällen zum Aufessen zwingt.
Ärgerlich. Und heilsam. Hatte ich so mal mit Hüftsteaks (mit der Kennzeichnung "aus der Region")Leider hatte ich Gäste am Tisch......
AntwortenLöschenDanke, dass du dich outest. Traut sich ja nicht jeder zu gestehen, dass er es verk**** hat. :-)
AntwortenLöschenWär´n schönes, kerniges Tartar geworden...
AntwortenLöschenHm, wenn ich mir dein angeknabbertes Ochsenkotelett auf dem Foto anschaue ... nur so aus dem Bauch heraus: Hätte es eine "Hitzewatschn" in einer frischen Pfanne mit Butterschmalz (und ohne das verbrannte Rosmarin) vielleicht bissl retten können?
AntwortenLöschenAber deine Gier verstehe ich, mich überfällt sie auch ab und an, vor allem wenn ich nach der Arbeit hungrig einkaufen gehe, au weia.
Kürzlich bei Rewe: Lammlachse. 1 kg 16 Euro. Ich nahm ein Stück. Dann das andere auch, es liegt sonst so einsam da.
Sparsamer Schwabe schafft die Beute also in seine Burg und bunkert die Lammlachse im Gefrierschrank. Für eine besondere Gelegenheit.
Diese kommt sehr bald, Sohn kommt überraschend aus seiner Unistadt in heimische Gefilde und Muttern tischt auf:Lammlachse und Spargel.
Kommentar von Sohn: Also ... wenn hier noch andere Leute in Frack und Abendgarderobe sitzen würden ... würde ich mich nicht wundern. *freu*
Will damit sagen: Es KANN auch mal gut gehen obwohl wir es besser wissen müssten. Die Lammlachse waren zart und sehr schmackhaft.
Aber ein Ausrutscherle, über das wir hinterher und auch in 5 Jahren noch lachen werden, ist doch erlaubt!!
Liebe Grüße von Regina
p.s: Und nach Muscovadozucker muss ich jetzt googeln! *sabber*
Liebe Regina, in Butterschmalz, bzw. Nussbutter war es ja eh und der Rosmarin war nur dunkel vom Ofen, nicht verbrannt. :(
AntwortenLöschenLammlachse können eher mal gut gehen, weil Schafe eh extensiv gehalten werden. Da ist das Risiko per se minimiert, zähes olles Fleisch zu erwischen. Bei Lamm kommt viel eher noch die moralische als die Qualitätsfrage hinzu.
An ein Steak kommt bei mir vor dem Braten immer nur Zucker und Salz, mehr nicht. Muscovadozucker mag ich am liebsten, weil er von Haus aus diesen feinen Karamellgeschmack mitbringt.
Also entscheide ich mich jetzt doch für das Sous-Vide-Verfahren. Ich bin heute nämlich auch im Markt schwach geworden. 14,99 das Kilo. Aus Deutschland.
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