Nachgefragt Nr. 3 | Alex Schilling


Vorab ganz kurz etwas in eigener Sache: Es sind bereits eine ganze Menge von meinen Fragebögen unterwegs, insgesamt haben sich ca. 70(?) oder mehr sympathische Menschen gemeldet, um bei Nachgefragt mitzumachen. Noch haben nicht alle ihre Fragen erhalten, aber ich arbeite stetig daran :-) Schließlich soll, auch wenn das Grundgerüst steht, jeder seine eigenen Fragen erhalten; das dauert halt ein bisschen länger, als per "Massenmail" 50 Fragen an einen kompletten E-Mailverteiler zu senden. Also Geduld, Geduld, wir werden uns locker bis Ende 2014 zu diesem Thema lesen...


Heute besucht mich Alex Schilling vom Weinblog. Ich freue mich sehr, dass sich einige Weinblogger gemeldet haben, ganz bewusst steht diese Interviewreihe Bloggern und anderen ins Internetschreibern jeglicher Couleur offen. Mir persönlich gefällt Alex' Herangehensweise an Weinverkostungen gut, so offen subjektiv, wie er ist. Jetzt möchte man meinen, Wein zu verkosten sei doch immer subjektiv. Nun: Ja und Nein. Natürlich lässt sich über Geschmack nicht streiten und doch gibt es eindeutigen Qualitätsmerkmale, die sich technisch nachweisen, und/oder erschmecken und bewerten lassen. Viele tief im Thema verankerte Weinmenschen sind in dem ihnen eigenen Vokabular mittlerweile so verhaftet, dass es ihnen vielleicht oft schwer fällt, sich den amateurhaften Weinenthusiasten verständlich zu machen. Wenn es ganz blöd läuft, ist es mit dem Enthusiasmus beim Neuling schon vorbei, da hat der Verkostungsprofi den ersten Satz seiner Beschreibung noch gar nicht zu Ende gebracht. Nur vom Rand betrachte ich dann z. B. hart und schmutzig geführte Auseinandersetzungen innerhalb der Weinszene, ob Wein lecker schmecken darf oder nicht. Derlei Diskussionen füllen locker ganze Forenseiten und geben dem Anfänger, der Wein eh für ein schwieriges Thema hält, alle bisherigen Vorurteile über Weinsprache innerhalb eines scheinbar elitären Clubs gebündelt, hübsch verpackt und mit Schleifchen versehen an die Hand. Daher gefällt mir, was Alex auf seiner Seite schreibt: 
"Die sprachliche Ausformung einer immer subjektiven Weinbetrachtung kann nur der Versuch sein, einem anderen Menschen die eigene Sicht eines Weines verständlich zu machen. Gelingt das nicht, muss es beim Versuch bleiben, denn Geschmack ist nicht streitbar!"
 Hier kommt Alex' Interview:

1.       Wenn Du morgens nach dem Aufstehen in den Spiegel schaust – wen siehst Du?
Die Reste von dem Typen, der wenige Stunden zuvor lallte: „Aaahhh, eine Flasche geht noch…“
2.       Wie alt bist Du?
33
3.       Wie alt fühlst Du Dich heute?
siehe 1.
4.       Welcher Deiner Füße ist größer als der andere?
Rechts
5.       Kommst Du mit Deiner Zunge bis an die Nasenspitze?
Noch nie, aber mit der Nasenspitze komme ich dafür fast überall hin
6.       Womit verdienst Du Dein Geld?
Hab ´nen Dauerauftrag
7.       Bist Du verliebt und wenn ja in wen? Wenn nicht, warum nicht und wann warst Du es zuletzt?
Aus, vorbei! Verheiratet ;-)
8.       Bei was wirst Du immer schwach, obwohl Du weißt, dass es nicht gut ist?
Nudeln, noch mehr Nudeln… jaaa! und jetzt noch dick Soße drauf! Oder Hackbraten von der Oma, noch gefährlicher…
9.       Wann hast Du das letzte Mal etwas geklaut?
Heute
10.   Was war das Dümmste, das Du jemals getan hast?
Werde den Namen der Dame natürlich nicht nennen
11.   Wenn Du für einen Tag die Welt regieren könntest – was würdest Du ihr geben, und was ihr nehmen?
Jeder erwartet jetzt natürlich Liebe und Hass… gehen auch Spätburgunder und Wasser?
12.   Glaubst Du an ein Leben nach dem Tod?
Gebe zu, das zumindest irgendwie zu hoffen
13.   Wenn Du wiedergeboren würdest,  wer oder was möchtest Du gerne sein?
Meine Katze
14.   Wenn Du für einen Tag eine Frau sein könntest  - was würdest Du tun?
Es wird ja behauptet, Frauen würden Wein anders schmecken als Männer. Dann könnte man das endlich mal austesten
15.   Welche Stelle an Deinem Körper ist am schönsten?
Betrachte mich als ein von Nudeln und Wein geformtes Gesamtkunstwerk
16.   Was kannst Du nicht und ärgerst Dich drüber? Warum lernst Du es nicht?
Diplomatie, ist auch kein Allheilmittel. Nicht jeder verdient es, diplomatisch behandelt zu werden!
17.   Was kannst Du besonders gut und warum?
Schlafen kann ich eigentlich immer
18.   An welches Ende des Regenbogens würdest Du laufen, um den Goldtopf zu finden?
Das lasse ich allein mein Einhorn entscheiden
19.   Wann hast Du Deinen letzten Liebesbrief geschrieben und an wen?
Liebesbrief…pfff! MIX-Tape!; siehe 10.
20.   Kannst Du etwas auswendig?
ZDv 3/2 und noch ein paar andere…
21.   Was soll von Dir bleiben, wenn Du nicht mehr lebst?
Siehe 12, oder? Von mir selbst wird außer vielleicht einer Erinnerung nicht viel bleiben. Aber das, woran man gearbeitet hat, das so genannte Lebenswerk wird hoffentlich so sein, dass die nächste Generation was davon hat; meine das materiell, nicht rein finanziell! So wie ein Winzer eben sein Weingut weitergibt…
22.   Seit wann bist Du im Internet aktiv?
Ãœber zehn Jahre
23.   Wieviel Zeit verbringst Du täglich online?
Zum Glück gibt´s den Pizzaservice, Wein habe ich immer in Griffweite
24.   Warum schreibst Du ins Internet?
Mir macht Schreiben an sich Spaß, wobei ich auch viele um ihr Können diesbezüglich beneide. Habe Text produzieren im Studium gelernt, das ist aber was völlig anderes, als publizistisch - z.B für eine Zeitschrift - tätig zu sein. Merke das immer wieder.
25.   Hast Du noch andere Hobbys?
Ab und an lese ich auch, Modellbau, in letzter Zeit fahre ich auch wieder mehr Rad, entdeckte im letzten Jahr ein bisschen den grünen Daumen und verzweifel gerade an der Frage, wie ich die Moosdecke meines Bonsais über den Winter bekomme, wer kann helfen?
26.   Was macht Deinen Blog anders, warum sollte er gelesen werden?
„Neugierig, autodidaktisch, interessierter Amateur im besten Sinne… zuweilen auch schon mal provokant!“ Wobei ich nicht weiß, ob das anders im Sinne der Frage ist, das klingt gleich wieder nach besser…
27.   Was ärgert Dich so richtig an anderen Bloggern?
Ich halte Sendungsbewusstsein nicht für verkehrt, es geht nicht ohne! Dieses aber dann zu leugnen ist scheinheilig! Vor allem das Messen mit zweierlei Maß geht mir auf die Nerven; mancher Blogger kann schreiben, wofür ein anderer massiv gescholten werden würde…
Alle Blogger sind eben Menschen, man muss es sich in diesen Momenten in Erinnerung rufen. Gelingt mir nicht immer… Die Szene kann hart sein, so mancher Neuling hat nach in Facebook veranstaltenden „Shitstorming“ das Handtuch geworfen. Ein Extrem, aber dennoch schade!
28.   Was unterscheidet Weinblogger von Foodbloggern in ihrer Persönlichkeit?
Es gibt ja durchaus Weinblogger, die Food mit einbeziehen. Wage mich da auf sehr dünnes Eis: Ich glaube, dass Weinblogger sich selbst wichtiger nehmen. Die Szene ist noch kleiner als bei Food, die Rückmeldungen sind vielleicht schneller und direkter.
Ich war vorher bei einem anderen Blog Co. Autor, da war irgendwann die Position in Google auf der ersten Seite enorm wichtig und die Quantität an Blogbeiträgen. Neigen Weinblogger zur stärkeren Abhängigkeit ihres Métiers?
29.   Ist Dein Blog der beste Weinblog von allen? Wenn nicht, warum nicht?
Die Gedanken sind frei, genau so die Meinungsbildung über meinen Blog. Jeder Blog hat Stärken und Schwächen. Mir sagt man nach, hin und wieder den Oberlehrer zu geben… Mein Blog ist aber für mich auch ein Lernmittel. Man muss recherchieren. Wenn ich etwas erkläre, dann mache ich das auch für mich selbst, nicht etwa, um Winzern vorzuschreiben, was sie zu tun haben. Ich bin Blogger, nicht mehr. Den oder das Beste gibt es, genau wie beim Wein, einfach nicht!
30.   Welches ist der schlechteste Blog, den Du jemals gesehen hast?
Ach, sowas absolutes gibt’s nicht. Vielleicht so: Mancher Blogger ist einem grundsätzlich nicht sympathisch. Die Szene „kennt“ sich zum einen persönlich, viele aber nur über Facebook. Je nach Schwerpunkt kann ein Blog mich persönlich weniger interessieren. Manche Blogs sind in ihrer Wirkung schlichtweg vom Autor kalkuliert, andere bleiben dann irgendwie auch „ewige Talente“. Mal ist ein einzelner Beitrag richtig interessant, dann aber kommt lange nix. Natürlich führt das dazu, dass ich manchen Blog nicht mehr, oder nur sehr selten aufrufe, andere dann aber umso häufiger.
31.   Wann hast Du das letzte Mal eine Flasche Wein für maximal € 5,00 gekauft, getrunken und warum?
War vor kurzem erst wieder auf Winzerfahrt, dort gibt es ab Hof auch guten Wein für dieses Geld, wenn auch zugegeben eher selten. Wobei das für echten handwerklichen Wein zu günstig ist. Der Winzer muss von seinen Weinen, seiner Arbeit! leben können. Diesen mit dem Supermarktpreis zu vergleichen ist der unfaire Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen!
32.   Wieviel Geld gibst Du im Monat für Lebensmittel aus? (Bei mehreren Personen im Haushalt bitte pro Person gerechnet. Bitte verrate dann dazu, mit wie vielen Menschen Du zusammenlebst und welche das sind)
Schätze, dass wir für uns allein gerechnet mit 2,5 Personen bei etwa € 400-450? landen. Wir leben recht familiär, der „Klan“ trifft sich regelmäßig. Kochen dann alle zusammen und sitzen gemeinsam am Tisch. Wir leben also zu großen Teilen „auf Kosten anderer“ ;-)
33.   Bist Du ein Snob?
Jeder ist das ab und an, jeder ist nun mal Mensch. Da passiert es auch mal, dass man arrogant ist oder zumindest auf andere so wirkt.
34.   Wann warst Du das letzte Mal so betrunken, dass Du Dich übergeben musstest?
Vor zwei bis drei Jahren
35.   Würdest Du einen Menschen essen oder lieber verhungern? Wie schön, dass wir trotz all dem Wehklagen im sehr stabilen Europa leben! So friedlich wie in den letzten 60 Jahren war es hier nämlich noch nie! Keine Selbstverständlichkeit! Verhungern würde ich sicher nicht!
36.   Was bedeutet Dir Glück?
Es gibt Momente, in denen ist man einfach sehr zufrieden. Ich nenn sowas „Lagerfeuerfeeling“
37.   Warum machst Du hier mit?
Das Bloggen steht und fällt durch die Verbreitung seiner Inhalte. Klappt dies, erreicht man auch mehr Menschen „da draußen“. Ein Anliegen welches gerade in Sachen Wein sicher ein bisschen Träumerei bleiben wird. Der Markt wird zu über 80% von Lidl, Aldi und Co. bestimmt, hier denkt und spricht der Konsument nicht über den Wein, ihm ist egal, was er da trinkt! Versuchen muss man es aber!
Natürlich auch, damit der ein oder andere auf meine Seite schaut. Alles andere wäre die halbe Wahrheit.
38.   Welche ganz wichtige Frage habe ich vergessen, Dir zu stellen?
Kann ein Blog ein Fachmagazin ersetzen?
39.   Was möchtest Du mich fragen?
Was war der beste Job: Café, Hotel oder Weingut?
Da mir das eine immer wieder Erfahrungen an die Hand gegeben hat, um mit dem nächsten Projekt noch besser zu sein, kann ich das gar nicht sagen… Mit großem Abstand war wohl Pächterin eines Hotels zu sein, die körperlich anstrengendste Tätigkeit. Das wollte ich in dieser Form nicht mehr machen, denn ich bin kein Mensch nur für die Administration, ich muss immer bei allem selber mitwirbeln.
40.   Bitte nenne Deine Online-Profile:
www.derweinblog.de

Vielen Dank, lieber Alex, es hat mir großen Spaß gemacht! 

Was bisher geschah...




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Arthurs Tochter

Astrid Paul, die Autorin von Arthurs Tochter kocht., ist besessen vom Essen. Sie wacht manchmal nachts auf, weil ihr im Traum Essensdüfte durch die Nase ziehen. Dann steht sie auf und fängt an zu kochen. Oder zu schreiben. Vielleicht kocht sie auch nur, um darüber schreiben zu können, wer weiß das schon...

1 Kommentar :

  1. Liebe Astrid!

    Vielen Dank für Deine Mühe, Bloggen ist schließlich auch Arbeit! Die hohe Akzeptanz von FoodBlogs zeigt doch, dass sich viele Menschen für das interessieren, was sie essen und trinken.

    Angesichts der im hohen Grad industrialisierten Lebensmittelindustrie unser täglicher Lichtblick und auch Motivation weiter zu machen.

    Grüße!

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