Archimedisches Prinzip und die See-Fahrer auf dem BunBo im großen Glück. Glück in der Schleuse (ähem...), Glück auf dem Grill und Glück im Schilf. Ach ja, und eine Gegendarstellung gibt es auch noch!
Aufstehen im Glück
Ausblick im Glück
Wir wachen auf von Entengequake, es ist kurz vor 8 und das Thermometer zeigt bereits 23°C. Vor uns liegt die erste Selbstbedienungsschleuse, die vom Röblin- in den Stolpsee führt, abfallend. Im letzten Jahr haben wir unser Seefahrt-Revier unter anderem nach dem Gesichtpunkt "wenig Schleusen" gewählt, was wussten wir denn, ob wir das können wollen oder nicht. Im Revier Fürstenberger Seenplatte gibt es einige Schleusen mehr, die meisten davon in Selbstbedienung und ich finde Selbstbedienung von jeher blöd; beim Essen, beim Einkaufen und beim Schleusen auch. Damit wir aber spätestens beim Erreichen von 37°C wieder kontemplativ in der Hängematte liegen und dem Schilf beim Säuseln zuhören können, müssen wir jetzt los.
In eine Schleuse fahren immer die größten Boote zuerst, was heißt: Wir Schleusenanfänger müssen leider voran. Dabei gilt:
Frühstück im Glück
In eine Schleuse fahren immer die größten Boote zuerst, was heißt: Wir Schleusenanfänger müssen leider voran. Dabei gilt:
Eherne Schleusenregel Nr. 1
Niemals, wirklich niemals möchte ein größeres Boot als ein BunBo in die Schleuse einfahren. Besonders ehern gilt: Hinter einem BunBo befinden sich allzeit lediglich Schlauchboote und Kanus, für die man dann verantwortlich ist und deren Fahrer ich gerne auffordern würde, doch einfach ihr Böötchen unter den Arm zu klemmen und auf die andere Seite zu tragen.Unser BunBo besitzt eine Verdrängung von 6 Tonnen und jetzt erinnern wir uns alle an das Archimedische Prinzip und wissen sofort aus dem Stand, dass das im Falle eines auf und nicht unter(!) dem Wasser schwimmenden Bootes auch seinem Gewicht entspricht. Heureka! Hinzukommend manövriert der Kapitän eine Länge von knapp 10 und eine Breite von 4,65 Metern durch eine Schleuseneinfahrt mit einer gefühlten Breite von 2 Metern. Vor der Schleuse warnen große Anzeigetafeln, so in etwa wie in L.A. Story, für die Cineasten unter euch, nur ohne Anweisungen wie kiss her you fool! vor unaufgeforderter Weiterfahrt. Der Kapitän manövriert also das Boot an den Rand des Kanals, macht fest und legt einen Hebel um, um den Wunsch nach Schleusung zu signalisieren.
Eherne Schleusenregel Nr. 2
Niemals, wirklich niemals ist eine Schleuse frei, ganz egal von welcher Seite man gerade kommt, es sind immer ein paar Gegenschleuser darin, die erst herausgelassen werden müssen.Dann wird gewartet. Und gewartet. Ich starre auf die Tafel und denke an Harris K. Telemacher. Vielleicht hilft es, wenn ich aussteige und sie umarme?
Eherne Schleusenregel Nr. 3
Auf Anzeigetafeln vor Schleuseneinfahrten in Brandenburg steht niemals hug me und noch nie hat eine dieser Tafeln das Leben von jemandem verändert. Nicht, dass ich wüsste.Kurz bevor unsere Wasservorräte aufgebraucht und wir wegen Hungers eingegangen sind, öffnen sich die Schleusentore, Boote strömen heraus, manche dotzend wie beim Autoscooter. Das können wir besser, selbstverständlich. Wir fahren in die Schleuse ein, machen fest und warten. Von hinten kommen Rufe, wir sollten einen weiteren Hebel umlegen, gefolgt von der Gegendarstellung 3 Boote weiter hinten, wir sollten nicht, auf keinen Fall. Wir tun einfach nichts außer warten. Das Wasser strömt heraus, wir sind bereit zu Weiterfahrt und warten auf das Öffnen des Schleusentores. Es tut sich: Nichts. In der Schleuse macht sich Unruhe breit, die ersten Kanus stellen sich quer. Ein Ruf von hinten fordert uns auf, einen Zentimeter hinter die gelbe Linie zu weichen. Der Kapitän bemerkt die Makierung an der Schleusenmauer und legt den Rückwärtsgang ein. Ich stehe am Heck des BunBos und sichere dasselbe. Die Kanus bewegen sich nicht. Ich schaue böse und drohe mit Überfahrung, so sie nicht weichen. Der Kapitän lässt den Motor heulen, die Kanufahrer weinen und rücken einen halben Meter nach hinten. Wir rücken hinter die Demarkationslinie, Sekunden später öffnen sich die Schleusentore und wir fliehen über den Stolpsee dem Großen Lychensee entgegen.
Im alten Spandau an der schönen Havel
Steht eine Schleuse und die riecht nach Fisch
Jedoch am Schleusentor winkt eine Tafel
Da steht geschrieben: Wasser täglich frisch
Der alte Schleusenwärter klinkt die Spunten
Und wenn es achtern aus den Rahen drulpt
Pinnt er die Klieken über Luv nach unten
Dann wird die Kelling in den Wind gehulpt
Am Schleusenrand im Abendscheine
Steht eine liebliche Gestalt
Sie hält den Schleusenkater an der Leine
Sie fasst ihn sicher und sie gibt ihm Halt
(Ulrich Roski, aus "Des Schleusenwärters blindes Töchterlein)
(Ulrich Roski, aus "Des Schleusenwärters blindes Töchterlein)
Lammkoteletts vom Grill mit Auberginen-Couscous, Aprikosen und Sultaninen
Nachdem wir uns einen schönen Platz zum Ankern gesucht und ein paar Runden durch den See geschwommen sind, gibt es Essen noch vor Sonnenuntergang. Wir fühlen uns nach der Aufregung des Tages halb verhungert und summen leise ein paar Takte
Wir lagen vor Madagaskar / Und hatten die Pest an Bord. / In den Kesseln, da faulte das Wasser / Und täglich ging einer über Bord. Wir lagen schon vierzehn Tage / Und kein Wind in die Segel uns pfiff. / Der Durst war die größte Plage, / Da liefen wir auf ein Riff.
Also schmeißen wir den Grill, bzw. die Feuerschale an und legen das Lamm auf. Dazu gibt es Couscous mit Auberginen und Baumarktbasilikum untermalt von Glücksglucksen im Sekundentakt.
Gegendarstellung
Wir wehren uns vehement gegen Gerüchte, man könne in Schleusen auf den glitschigen Bootsplanken ausrutschen, das Gleichgewicht verlieren und sich nur noch durch einen supermanwürdigen Sprung an eine Metallleiter in der Schleusenmauer vor dem Ertrinken Schlimmsten retten. Wir dementieren des Weiteren, dass man bei solchen wilden Aktionen den Deckel des auf dem Heck stehenden Blechmülleimers verliert, welcher alsdann in der Schleuse versinkt. Bei all dem handelt es sich um bösartige Unterstellungen und wir werden ohne jede Nachgiebigkeit Äußerungen dieserart an einen von uns beauftragten seefahrenden Schleusenanwalt weitergeben. Wisster Bescheid, ne!
Wird fortgesetzt...
Was bisher geschah
Genieße Deinen Tag!
Ne, was hab ich gelacht... Roski, Wartezeiten und dann noch den Mülleimerdeckel versenken... So schön. (Wie im übrigen jede BunBo Tour)
AntwortenLöschenHerrlich!!! ;)
AntwortenLöschenAls altes Seefahrer-Kind und einziges Familienmitglied ohne Bootsführerschein hasse, hasse, hasse ich Schleusen! Hut ab, dass Ihr da so ein Schlachtschiff reinmanövriert!
Und diese Gerüchteküche....tssss... sowas kommt doch nur vom Pöbel! Hehe!
Viele Grüße von
Britta
Das ist wieder einmal köstlich geschrieben. Nun liebäugeln wir auch schon lange, uns ein Hausboot zu mieten, gerade letztes Wochenende auf dem Ruppiner See sind uns einige davon begegnet. Nach eurer Schleusengeschichte muss ich mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen ;-)
AntwortenLöschenViele Grüße oder ahoi sagt
Doreen