...sowie meine Antwort auf die häufig gestellte Frage: Astrid, was machst Du eigentlich den ganzen Tag?
Ihr müsst jetzt ganz stark sein!
Das weiß ja nun jeder: Foodblogger essen täglich, ach was sag ich, stündlich, mindestens(!) das feinste Essen in den feinsten Restaurants vom feinsten Geschirr. Essen sie tatsächlich mal zuhause, kochen sie en passant neben dem Haupterwerbsjob für die fünfköpfige Familienschar die edelsten Produkte in fünf Gängen, richten sie an auf feinster Keramik, diese handgeklöppelt, der Teller für achtundneunzigfuffzigohnemehrwertsteuer, denn es ist natürlich eh Gastroporzellan, also bitte. Keramik, die matte, muss sein, damit die Fotos besser werden und außerdem ist Keramik die neue Schieferplatte, you know? Da ich mittlerweile meinen Lebensunterhalt hauptsächlich mit Bloggen und dem Schreiben über Speis und Trank bestreite, könnt ihr euch also ziemlich genau vorstellen wie ich so lebe: Nachgerade gülden. Vor dem Haus hält gerade der Fahrer eines Kühllaster, der mir Atlantikhummer und in Asche gereifte Entrecôtes liefert, die sind der nächste heiße Scheiß für Luxusbeef-Liebhaber und das weiß ich natürlich schon ganz lange, so als Blogger. Darum wollen auch alle Hersteller, dass ich ihre Produkte teste, sie überrennen mich also mit ihren luxuriösen Rinderhälften, im Flur stapeln sich die Weinpakete aus dem Bordeaux und für die vielen Kochbücher habe ich kürzlich die Scheune ausgebaut. Zweimal in der Woche kommt meine Haushälterin und hält die Wohnung in Schuss, bügelt, staubt die Fußleisten ab und faltet mir den Feuilleton-Teil der überregionalen Wochenzeitung.
Ach.
Während ich hier am Küchentisch sitzend so flockig vor mich herplaudere, fällt mein Blick auf die Küchenfronten, die Sonne scheint gerade ein wenig in die Küche, ich sehe die Fettschlieren. Des Herdes Edelstahlverkleidung schaut gar etwas vorwurfsvoll, er klappert leise mit der Ofentür und bläst die verbrannten Frettreste in die Luft. Ich will einen Lappen aus der Abstellkammer holen, bekomme die Tür aber nicht auf, weil der Altglassack umgefallen ist und die Weinflaschen der letzten 3 Monate sich hinter der Tür verkanntet haben. Das ist blöd, weil dort auch die Pfandflaschen liegen und das Geld könnte ich für den nächsten Einkauf eigentlich gut gebrauchen.
Was ich also gegessen habe in den letzten zwei Wochen, in denen ich vor lauter außer Haus-Arbeit zu eigentlich gar nichts komme? Morgens geht das immer schnell, es gibt einen Buttermilch-Smoothie mit viel Obst und grünem Tee. Und die nächste Enttäuschung für euch naht jetzt auf dem Fuße: Dinge, die ich mag, werden mir niemals langweilig. Ich gucke meine Lieblingsserien seit Jahren immer wieder und spreche die Dialoge mit, ich verwende seit 20 Jahren die zwei gleichen Parfums und ich trinke seit langer Zeit jeden Morgen einen Buttermilch-Smoothie, jetzt ist es raus. Mittags esse ich Salat, meistens roh, ich schreddere mir Blumenkohl mit Haselnüssen, hebe mir Romanesco darunter oder Radicchio und würze mit meinem überaus köstlichem Dressing auf Mandelmilchbasis, nach dem ich fast süchtig bin und für das ich ganz vielleicht mal das Rezept verraten werde...
Abends, wenn ich dann endlich gegen 20:00 h zuhause bin, koche ich tatsächlich. Pellkartoffeln für Matjes zum Beispiel. Oder ich haue mir ein Paket tiefgefrorenen Blattspinat in zuvor glasierte Schalotten, lasse ihn sanft zerfallen und überbacke den kompletten Topfinhalt mit einer dicken Schicht Gruyère. Dazu trinke ich meistens Wein aus Rheinhessen, die Flasche so im knapp unter zehn Euro-Bereich. Und tatsächlich gibt es zwischendurch immer wieder Presseeinladungen in feine Restaurants oder Hotels. Da hetze ich dann abends hin, ziehe mich praktisch während der Fahrt um, onduliere mein Haar mit Trockenshampoo, lackiere mir im Stau die Fingernägel und träume währenddessen von einem Abend auf dem Sofa mit dem rheinhessischen Salonlöwen kuschelnd, um wieder Kraft zu sammeln. Wenn ich Glück habe, lädt der Liebste mich zum Essen ein, damit ich zum Luftholen komme, so sind wir oft im "Laurenz", das ich gerne als unser zweites Wohnzimmer bezeichne, wir waren in den letzten zwei Wochen im "Il Mondo" in Finthen, über das ich unbedingt mal schreiben möchte und einmal beim Thailänder. Die Treffen zum Chef's Table in der Villa Kennedy, mit Jürgen David und Grill und Sebastian Däuwel samt dem besten Brot der Welt in Bad Dürkheim bei den Medienagenten sowie die Übernachtungen in Hotels waren dann schon wieder Job und bei allem Spaß auch anstrengend.
Dennoch: Ich habe ein tolles Leben, ich arbeite viel und ich liebe viel. Ich werde geliebt, ich habe tolle Freunde, ich erlebe die Welt in mir und die Welt um mich herum, es ist spannend und aufregend zugleich und manchmal ganz ruhig und langweilig. Dann gibt’s eben mit Käse überbackenen Spinat und Rheinhessenwein. Ganz schön schön ist das! Dennoch habe ich die Weichen neu gestellt, so dass es für mich ab November etwas ruhiger zugehen wird und das ist auch gut für euch und den Blog. Demnächst zeige ich wieder Kulinarisches, wie wäre es z. B. mit Schweinebauch im Teriyakilack in Misosuppe? Ja? Dachte ich mir.
It is a hard knock life... for us... :)
AntwortenLöschen*chrchrchr*
AntwortenLöschenWAAAAS, gar kein Nutella-Brötchen zum Frühstück? ;-)
AntwortenLöschenSchweinebauch im Teriyakilack in Misosuppe interessiert mich NATÜRLICH, aber an der vielleicht besten Salatsauce der Welt wäre ich noch viel mehr interessiert ;-)
AntwortenLöschenLiebe Kochpoetin, wegen Dir habe ich jetzt ein ganz schlechtes Gewissen. Nein, keine Nutellabrötchen. 'tschuldigung ob der Enttäuschung!
AntwortenLöschenLieber Sir Vivor, ich schrieb ja: "Ganz vielleicht" :) Wenn ich vor lauter Restaurantbesuchen mal dazu kommen, ne? :)
AntwortenLöschen:-) genau ... ich hau mich ab :-) , vielleicht gibt es auch mal ein Rezept vom Buttermilch Smoothie ?
AntwortenLöschen...und den Rheinhessenwein saufˋ ich mittlerweile auch ;-)
AntwortenLöschenHaste den Mittelrhein schon leergesoffen? :)
AntwortenLöschenHärrlisch, sacht der Köllner in mir!!!
AntwortenLöschenSo isst datt.
Das kennen wir genau so! Ab und zu mal die Sterne besuchen, das ist vom Westerwald aus nicht ganz einfach, aber es geht.
Aber die einfachen Matjes mit Bratkartoffeln und Salat: Die Liebste stöhnt bei Tische.
Mein Frühstück sieht oft ähnlich aus:
Joghurt, Honig von Gegenüber (Imker), Leinsamen, Kürbiskerne und Sonnenblumenkerne, Fertig.
Wenns hoch kommt, noch ein Ei von Heikes freilebenden Hühnern.
Die frische Rohmilch vom Norbert, die gibt es nur hier.
Watt willste mehr?
Tafelspitz vom Galloway. Kein Problem, die stehen hier dafür rum.
LG - Wolf.
Ich glaube, wir beiden kennen uns jetzt seit mindestens zehn Jahren.
Prost - Taittinger Rosé.
Ich finde das super, dass Du das so schreibst. Das gleiche sagen eigentlich meine Bekannten auch - Freunde eher weniger, weil sie ja wissen, wie der Alltag aussieht. Man stellt sich das so eher vor wie das Leben als Pensionär - mit Millionen auf dem Konto, um immer frei nach Schnautze nur das Beste zu kochen, stumpfe Hausarbeit machen kleine Schergen....
AntwortenLöschenDas ich allerdings mein Essen auch blogge, nicht schlicht daran, dass ich einfach so furchtbar mitteilungsbedürftig / eitel bin. Kannste Dir ja mal anschauen - ähnliche "Krankheit" wie bei Dir, nur nicht in so ganz so fortgeschrittenem Stadium: www.markus-bussmann.com
Liebe Grüsse aus Kölle
Markus
Und genau deshalb liebe ich deinen Blog und dich so sehr, da du die einfachen Rezepte genauso schätz wie die gehobene Gastronomie und richtig klasse finde ich, dass du dich immer mehr für die Vegetarische, vegane und Roh bzw (Fasten Küche) geöffnet hast!
AntwortenLöschenViele Liebe Grüße sendet dir Jesse Gabriel (Männlich) aus Berlin.
Ich gucke meine Lieblingsserien seit Jahren immer wieder und spreche die Dialoge mit, ich verwende seit 20 Jahren die zwei gleichen Parfums und ich trinke seit langer Zeit jeden Morgen einen Buttermilch-Smoothie - das musste jetzt mal raus, denn das hätte ich exakt genau so schreiben können. Und gelesen hab ich Deinen herrlichen Post zum letzten Frühstück (ja, spät!) vor dem Urlaub, bei einem Buttermilch-Smoothie mit winzigen aber wunderbaren Heidelbeeren. Und heute Abend: gibt's total unaufgeregte Senfeier :o)), bevor uns spanisch wird. Viele liebe (güldene) Grüße von Astrid zu Astrid.
AntwortenLöschenLiebe Frau Monaco,
AntwortenLöschenyou made my day, würde der Engländer in mir rufen.
Es ist einfach nur noch wunderbar, wenn bei der Kochpoetin solch witzigen und zugleich kluge Kommentare erscheinen.
Das spricht für Arthurs Tochter und ihren wundervollen Blog.
Liebe Grüße - Wolf.
Heute? Gnocchi mit Mozzarella und Spinat - aus dem Ofen.
Immer lecker. Chardonnay - eiskalt. *Lach*
Was mich ja wundert:
AntwortenLöschenDu erwähnst Facebook gar nicht.
Dabei wäre das doch soooo wichtig für Dich!
@Kochtopf...
AntwortenLöschenFacebook kommt überhaupt nicht in Frage, die schlimmste Verdummungsmaschine der Welt.
Das geht garnicht.
LG - Wolf, sehr sanft.
Lieber Markus, danke! Ich schaue mir gerne an, was Du so treibst.
AntwortenLöschenLieber Jesse,
das ist natürlich blöd, dass ich nach Deinem lieben Kommentar gerade heute ein Stück Fleisch im Blog habe :)
Aber Du hast recht, ich habe mich der vegetarischen und auch veganen Lebensweise in den letzten 2 Jahren (so lange läuft dieser Prozess schätzungsweise) sehr geöffnet und mein Leben ist bis auf wenige Ausnahmen so pur und so einfach, das mag kaum jemand glauben.
Liebe Astrid,
ich merke immer mehr: Wir haben mehr gemeinsam, als den schönen Namen :)
Lieber Wolf,
das klingt herrlich! Einen Norbert für Rohmilchkäse habe ich leider nicht :)
Lieber Peter,
ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was Du in diesem Zusammenhang meinst. Und @Wolf, doch, Facebook ist wichtig. Nicht für mich aber für Arthurs Tochter Kocht.
Astrid, liebe Astrid, das mag für Dich und auch Andere gerne stimmen,
AntwortenLöschenaber für mich gilt das nicht
Rutsch mal rüber: http://schoeneaus.blogspot.de/
Danke.
Liebe Grüße - Wolf.
Hallo ich bis noch mal.
AntwortenLöschenAch, ich finde es gar nicht schlimm das du Fleisch auf dem Teller hattest!
Ich lebe seid meinem 14 Lebensjahr vegan, ja dass schlimme Wort, mag ich selber nicht, heute bin ich 35 Jahre.
Ich koche täglich für meine Oma da ich vor 2 Jahre die Pflege übernommen habe, sie wünscht sich fast jeden Tag etwas mit Fleisch, was ich ihr selbstverständlich zubereite, nur weil ich mich für eine andere Lebensweise entschieden habe muss es doch nicht der Rest der Welt dafür entscheiden, entweder kommt es von allein, weil man es spürt, dass es einem besser geht und ganz einfach wird es, so war es bei mir, man hat plötzlich kein verlangen mehr danach.
Ach ja, habe bis jetzt noch nicht einmal ein vegan verarbeitetes Produkt gegessen, Gemüse, Obst und ganz viel Grün steht bei mir auf dem Tisch, alle paar Jahre auch mal (Getreide) bzw. Pseudogetreide.
Es tut richtig gut so frei von Supermarkt und Co. zu sein, ich habe doch Hände zum selber zubereiten, und da ich das Kochen schon seid dem ich stehen kann geliebt habe und immernoch liebe macht es mir auch täglich Spaß, mein Essen eigenständig zuzubereiten. (Habe auch einige Jahre als Koch gearbeitet, dann kam aber die Entscheidung das ich mich um meine Oma kümmere und das 7 Tage die Woche)
Entschuldige für ausholen, kommt nicht mehr vor!
Ganz viele Grüße sendet dir Jesse Gabriel
Lieber Jesse,
AntwortenLöschenDu kannst Dich hier in epischer Länge ausbreiten, jederzeit :)
Was Du schreibst, über Deine Oma und Dein Leben, klingt sehr beeindruckend! Danke, dass Du mich daran teilhaben lässt.