Der Hahn, der Knoblauch, der Wahnsinn und wir! Ein Knochblauchhähnchen im besten Bräter der Welt. Oder auch: Bitte atmen Sie jetzt nicht mehr aus!

Bitte atmen Sie jetzt nicht mehr (aus)! Knochblauch-Hahn im besten Bräter der Welt

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen...

In den Tiefen dieses Blogs gibt es ein Rezept für ein Hähnchen mit 60 oder mehr (wer will da kleinlich sein) Knoblauchzehen, das aus dem Oktober 2010 stammt. Jedesmal, wenn ich auf diese Altertümer stoße, packt mich das kalte Grausen. Diese Fotos! Sie bemühte sich redlich. Will heißen, sie hatte es einfach nicht drauf. Mittlerweile habe ich mich etwas verbessert, wenn ich es auch nie zu wahrer fotografischer Größe bringen werde. Aber man muss bekanntlich nicht alles können. Auch wenn ich sonst natürlich alles kann (außer über's Wasser zu gehen aber daran arbeite ich). Und keine Bange - ich fange jetzt nicht auch noch damit an, Grubenhandtücher dekorativ neben Kochtöpfe zu legen, der Bräter war einfach scheiße heiß! :) 

Kommen wir zurück zum Hahn... Wenn ich einen erwische, so einen kapitalen Burschen wie hier und heute, der 2834 g auf die Waage brachte und von dem wir locker 3 - 4 Mahlzeiten bestreiten, dann kann ich nicht widerstehen. Ich habe mal hochgerechnet, dass ich auf maximal 4 solcher Hähne im Jahr komme, die entweder sofort am Stück verarbeitet werden oder in Teilen eingefroren. Wie soll der rheinhessische Salonlöwe Paul O'Malley ich auch sonst an sot-ly-laisse kommen? Oder chicken wings, für die ich dann aber schon mindestens ein 3/4 Jahr sammeln muss... Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen pflegt Arthur zu sagen. 

Hähnchen mit drölfzigmillionen Knoblauchzehen

Das Tolle an diesem Essen ist: Es macht sich praktisch von selbst und benötigt nur wenige, vorzügliche, Produkte, unter anderem: 
  1. Der Hahn. So festfleischig wie muskulös vom Herumrennen auf rheinhessischen Wiesen. Und überhaupt: Ein Hahn. Mit einer Poularde gelingt das Rezept auch, aber eben nicht ganz so gut. 
  2. Knoblauch, so frisch wie möglich. Um diese Jahreszeit kaufe ich ihn nur noch aus Frankreich, die chinesischen Trockenbällchen kommen mir nicht ins Haus. 
  3. Ein guter Bräter. Ich stehe auf Gusseisen, weil ich das Material aufgrund seiner Langlebigkeit (Gusseisengeschirr kann über Generationen vererbt werden) und Fähigkeit, über eine lange Zeit Hitze zu speichern, schätze. Noch vor ein paar Jahren habe ich den Bräter zusätzlich mit Salzteig verschlossen, das ist bei meinem jetzigen Schmuckstück nicht notwendig, da der Deckel bickelfest obenauf liegt. 
  4. Für unsichere Köchinnen und Köche empfehle ich ein Thermometer zum Messen der Kerntemperatur. Das gehört dem Vogel in die Brust gesteckt, die bei 75° C tranchiert wird. Der Rest vom Hahn darf noch etwas länger garen. Alternativ ist die NT-Variante machbar, aber dann kannst Du für das Sonntagabendessen um 5:00 h morgens anfangen und um diese Zeit bekäme mich noch nicht einmal Robert Downey Jr. mit einer Sushi-Lieferung aus dem Bett!

Zubereitung

Hahn von innen und außen salzen und pfeffern. Ein Zitrone quer halbieren und die Hälften in den Hahn stecken. Rechts und links oberhalb des Bürzels zwei Schnitte in die überlappende Haut machen. Darin über Kreuz die Keulen befestigen. (Auf dem Bild ist die linke wieder herausgerutscht, aber das macht nichts, die Zitrone soll nur nicht wieder herausflutschen, außerdem sieht es schöner aus) Etwas Olivenöl in den Bräter träufeln, Hahn mit der Brust nach oben dazu und diesen mit einigen Zweigen Rosmarin umgeben. Jetzt kommt der Knoblauch dazu. Viel Knoblauch. Mindestens 3 Knollen. Die Zehen müssen dafür allerdings nicht geschält werden. Einfach alles locker um und auf den Hahn legen, Deckel drauf und ab in den Ofen. 180°C, ca. 2 Stunden (gewichtsabhängig). Kurz vor dem Servieren nehme ich den Deckel ab und gebe noch etwas Bumms mit dem Ofengrill, damit die Haut anknuspert. Das seht ihr auf den Bildern nicht, diese sind vor dem Übergrillen entstanden. 

Der Wein dazu

Der Duft von langsam karamellisierendem Knoblauch schleicht in dieser Zeit bis in den letzten Winkel der Wohnung und weigert sich standhaft, durch ein offenes Fenster zu verschwinden. Macht aber nix, Duft erhöht die Erwartung! Was es dazu gab? Wie jetzt, dazu? Wein natürlich! Wir tranken einen 

Noble Blason
Colombard I.G.P.
Côtes de Gascogne
Frankreich
Unter € 10,00/Flasche

Was ich mir aber gut dazu vorstellen kann, ist ein Kartoffelpüree, das nur mit Olivenöl glattgerührt wurde und in das dann die karamellisierten, butterweichen, süßlichen Knoblauchzehen gedrückt werden können und über das ich mir den köstlichen Sud aus dem Bräter träufle... Hach... 

Serviceteil

Den Bräter habt ihr ja schon gesehen, noch nicht im Bild war sein Deckel. Ja ok, ein Deckel, so weit, so gähn denkt vielleicht jetzt der ein oder die andere. Mitnichten! Dieser Deckel ist auch noch zu einer meiner Lieblings-Steakpfannen avanciert. Er ist auf der Unterseite glasiert, so dass er auf jedem Glasfeld eingesetzt werden kann (induktionstauglich ist Gusseisen eh) und hat im Inneren diese schicken Grillrillen. 


Gemacht hat ihn das Unternehmen Schulte Ufer, seit 130 Jahren familiengeführt am Standort Deutschland (Sundern im Sauerland). Diese Firmen gehören von uns allen unterstützt, nur das Jammern über die Abwanderung von deutschen Arbeitsplätzen und die oft miese Qualität von Produkten aus Fernost gilt nämlich nicht, ne! Und günstiger als ein Bräter von Le Creuset (auch toll, aber nicht besser!) ist er noch dazu. Aber seht selbst:

Bräter aus Gusseisen von Schulte Ufer*

und zum Vergleich:

Bräter aus Gusseisen von Le Creuset (ohne Grillfunktion im Deckel)*

Weihnachten ist ja nicht mehr lange hin, oder? Zeit für den ersten Posten auf der Wunschliste :)

Noch ein kleiner Hinweis zum Knoblauchgeruch: Dieser wird nicht spurlos an eurem Atem vorübergehen, ist aber überhaupt nicht zu vergleichen mit der Menge, die ihr in einem anständigen Zaziki zu euch nehmt oder mit einer Portion Lammkoteletts. Durch das langsame Backen des Knoblauchs in seinen Häutchen wird er sehr süß und riecht kaum noch. Also kann der Hahn mit drölfzigmillionen Knoblauchzehen auch am Abend vor dem Tag im Großbüro genossen werden. Nur für ein erstes Rendezvous am Folgetag übernehme ich keinerlei Gelinggarantie!


Macht's euch schön!

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Arthurs Tochter

Astrid Paul, die Autorin von Arthurs Tochter kocht., ist besessen vom Essen. Sie wacht manchmal nachts auf, weil ihr im Traum Essensdüfte durch die Nase ziehen. Dann steht sie auf und fängt an zu kochen. Oder zu schreiben. Vielleicht kocht sie auch nur, um darüber schreiben zu können, wer weiß das schon...

8 Kommentare :

  1. Wow, volle drei Knollen Knoblauch? Jetzt würde ich mir tatsächlich wünschen, dass wir technisch schon etwas weiter sind und ich das nicht nur sehen und lesen kann :-) Meine ganze Familie liebt Knoblauch in rauen Mengen - immer und nahezu unabhänig was es zu essen gibt... Da würd mich das geschmackliche Resultat doppelt interessieren!
    Liebe Grüße,
    Eva

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  2. Der ganz frische Knoblauch ist ja eh nicht so schlimm ;-) bei meinem Gemüsehändler kann man den zum Glück fast immer kaufen.
    So einen großen schönen Hahn tät ich auch gerne haben, ich komm zwar an schönes französisches Freilandgeflügel, das auch wunderbar schmeckt, aber Hühner oder gar Hähne direkt aus unserer Gegend habe ich leider immer noch nicht gefunden... muss mich wohl mal wieder auf die Suche machen.

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  3. Wie herrlich, ich rieche den Hahn bis nach Norddeutschland! :)
    LG Andrea

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  4. Sieht köstlich aber simpel aus, genau mein Ding. Wieviel ist denn "etwas" Olivenöl bei Dir so ungefähr, z.B. bei dem Riesengockel, den Du verwendet hast? "Träufeln" hört sich nach sehr wenig an... Thx, Nikki

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  5. Liebe Eva,
    Du kannst auch 4 Knollen verwenden, wer will da kleinlich sein :)

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  6. Liebe Britta,
    hier auf dem Land bekomme ich vieles, aber in den Hofläden leider nicht ganzjährig frischen Knoblauch. Dafür muss ich in die "große Stadt", also nach Mainz :)

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  7. Liebe Andrea,
    das glaube ich Dir auf's Wort, der Duft ist wirklich sehr intensiv :)

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  8. Liebe Nikki,
    ungefähr so viel, um den Boden des Bräters zu benetzen, so als wolltest Du darin etwas braten. Es ist nicht nötig, um enventuelles Anbraten zu verhindern, dafür tritt ausreichend Fleischsaft und Fett aus dem Hahn aus, aber es gibt einen guten Geschmack am Sud.

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