Ein Suppengerichtgedicht ist der bessere Tafelspitz!
Zwerchrippe für die Suppe, Hochrippe für den Grill
Unter dem Aspekt, zu welchem Zeitpunkt einer Fleischbrühe am besten Salz zugegeben wird und mit ein paar Gedanken zur Osmose, wurde dieses Gericht bereits 2010 von mir im Blog vorgestellt. In der letzten Zeit habe ich Zwerchrippe eher gegrillt oder sous vide-gegart zubereitet, was mal wieder eindrucksvoll beweist, um welch einen vielseitigen Fleischzuschnitt es sich handelt. Ebenso vielfältig wie die Einsatz- und Zubereitungsmöglichkeiten sind auch die Bezeichnungen, die dieses Fleischstück hat. Weiter unten verlinke ich einen Artikel zu einer sous vide gegarten und lackierten Hochrippe, in dem ich mich ein bisschen mit den verschiedenen Fleischzuschnitten beschäftigt habe. Um mich an dieser Stelle kurz zu fassen: Aus der Zwerchrippe koche ich Suppe, neudeutsch Bouillon, die Hochrippe wird gebraten, gegrillt oder im Vakuum gegart, ganz im Bewusstsein, dass es sich jedes Mal um das gleiche Fleischstück handelt, es ist mehr ein Scherz mit mir selbst.Wenn sich auch vielerlei gute Schnitte zum Grillen oder Schmoren eignen, gibt es für mich neben der Zwerchrippe kein einziges Stück Fleisch, aus dem solch gute Brühen gelingen, da kommt eine schnöde Beinscheibe oder gar das aus Marketinggründen erfundene Suppenfleisch vom Jungbullen nicht mit. Letzteres taugt eh nichts, für gar nichts, auch wenn die Supermärkte es in noch so großen Mengen begast "unter Schutzatmosphäre" in die Selbstbedienungstheken pressen und mit Angebotspreisen versehen! Eine beim noch selbst schlachtenden Metzger des Vertrauens gekaufte Zwerchrippe sieht so aus und das kannst Du ja mal bei Gelegenheit mit Suppenfleisch aus dem Supermarkt vergleichen:
Und mit einem Kilopreis von nur € 7,90 fällt auch gerne ein Stück für den rheinhessischen Salonlöwen Paul O'Malley ab.
Tip!
Das Gemüse für die Suppe koche ich nach dem Blanchieren mit Natron getrennt in etwas Brühe gar, hierzu verwende ich Kartoffel, Sellerieknolle, Lauch und Karotten, und gebe es jeweils portionsweise beim Servieren in die Suppe, bzw. in die Teller und gieße dann die Brühe auf. So bleibt die Farbe erhalten und die aus den Kartoffeln austretende Stärke trübt die Brühe nicht ein.Rezept für Sauce Albert und warum ihr nach Rezept kochen solltet!
Wenn ich gefragt werde, was ich gut kann, antworte ich meistens wie aus der Pistole geschossen: Saucen. Ich kann gut kochen und ich kann noch eine Million andere Dinge ganz hervorragend, aber ich kann besonders gut: Saucen. Die Gründe kann ich nur vermuten. Ein wichtiger ist sicher die Zeit, die ich mir für die Zubereitung nehme. Gute, tiefgründige Saucen machen sich nicht in 15 Minuten. Weiter wichtig: Gute Zutaten. Ich verwende keinerlei industrielle Saucenbinder, keine Stärke, wenn nötig verwende ich Pfeilwurzmehl, das schleimt nicht so herum wie Speisestärke. Gerne binde ich mit eiskalter Butter oder Brot, Brot gibt auch Bindung in der nachfolgenden Sauce. Wenn Fonds benötigt werden, stammen diese ausnahmslos aus meiner eigenen Küche, ich schraube keine Gläser, ich reiße keine Tüten auf. Hinzu kommt: Ich habe in den letzten Jahren viel geübt. Ich habe Saucen rauf und runter gekocht, eine Zeitlang habe ich mir Rezepte nach dem Schwierigkeitsgrad ihrer Saucen ausgesucht. Eine große Hilfe in den Anfangsjahren war mir dabei ein kleines Buch - Saucen von Teubner. Es gibt es auch noch in einer Groß-Ausführung, aber das kleine ist ausreichend, um Sicherheit zu geben und Mut, selbst zu experimentieren. Ich kann gut verstehen, wenn jemand sagt, er koche gerne ohne Rezept - aber für Anfänger ist das (auch wenn diese es ungerne hören) ein hoffnungsloser Weg zu wahrem Können. Für den Anfang hilft ausschließlich, nach Regeln und Anleitungen zu kochen. So wie ein Maler erst dann die Sonne abstrahieren kann, wenn er weiß wie sie realistisch gemalt wird, kann man erst dann ohne Rezept kochen, wenn man kochen kann. Ein paar Sachen zusammenzuschmeißen und zufällig zu einem essbaren^^ Ergebnis zu kommen, ist jedenfalls nicht das, was ich unter "Kochen können" verstehe.Auch die Sauce Albert habe ich aus dem Teubnerbuch, hier kommt das Rezept. Kocht es genau so nach, abwandeln könnt ihr später! Die Menge reicht für 6 Personen.
- 100 g Butter
- 20 g Mehl
- 300 ml heller Kalbsfond
- 150 g Meerrettich, frisch gerieben (Dafür benötigt ihr 1 Wurzel, die geschält meistens um die 180 g wiegt)
- 300 g Sahne
- 20 g frische Weißbrotwürfel
- 1 Eigelb
- 1 EL Weißweinessig
- 1 TL englisches Senfpulver
- 20 g der Butter zerlassen und darin das Mehl farblos anschwitzen. Fond und Meerrettich dazugeben und 5 Minuten offen kochen lassen. Die Sahne zugießen und 15 Minuten bei kleiner Hitze offen kochen lassen
- Die Sauce in einen Topf passieren, Brotbrösel einrühren, aufkochen und 10 Minuten simmern lassen
- Inzwischen einen Teil der restlichen Butter zerlassen, mit Eigelb und Essig über dem Wasserbad aufschlagen. Nach und nach die restliche Butter unterschlagen
- Das Senfpulver (mit einem EL lauwarmen Wassers glattgerührt) in die Brotsauce geben, die Buttersauce unterschlagen
- Salzen und pfeffern
Ich wähle dann einen eher flachen Suppenteller, damit das Fleisch nicht völlig untergeht, obenauf kommt die Sauce, die dann gerne in die Brühe verlaufen
(Das war ein Scheeeeheeeerz!)
Serviceteil
Das Teubner-Saucen-Buch, das in keinem Haushalt fehlen sollte, der sich auch nur ansatzweise mit gutem Kochen beschäftigt findet ihr hier* und aktuell gibt es eine supergünstige Sonderedition der großen Ausgabe!Wenn eurer Gewürzhändler kein englisches Senfpulver vorrätig hat, erhaltet es ihr hier*. Sicher muss es kein englisches sein, ich habe es mir einfach vor langer Zeit gekauft, es hält ewig und die 57 g (2 oz) meiner Dose sind nach 3 Jahren noch nicht zur Hälfte leer. Auf jeden Fall kann ich für das Coleman's garantieren, dass es besonders fein ist.
Pfeilwurzmehl erhaltet ihr im Biomarkt/Reformhaus oder hier*, ihr werdet es lieben!
Meerrettichwurzeln lassen sich gut einfrieren, ich habe eigentlich immer eine geschälte im TK liegen. Sie lassen sich auch in gefrorenem Zustand gut reiben. Dennoch empfehle ich einen guten Blender/Standmixer zum Zerkleinern; die beim Reiben austretenden Senföle heben euch dann nicht so sehr die Schädeldecke ab ;)
Mein Rezept für selbstgemachtes Gemüsebrühpulver gibt es HIER
Zwerchrippe sous vide gegart und im Lackmantel findet ihr HIER
und den alten Beitrag zur Sauce Albert und dem Thema Salzen und Osmose HIER. Aber der Klick auf eigene Gefahr, der Schock könnte groß sein, ich sag nur Boah, wie ich vor 5 Jahren fotografiert habe...
leider bleibt bei derartigen gerichten nie genug über für einen kalten rindfleischsalat andertags, weil es ein leichtes, wohlschmeckendes essen ist, lädt sich immer jeder den bauch damit voll! die sauce brauch ich nicht unbedingt, frisch gerissener kren ist mir lieber, unverzichtbar ein nicht zu leichter veltliner oder riesling dazu.
AntwortenLöschenLiebe Duni,
AntwortenLöschenha, von wegen! 1,5 kg Zwerchrippe und die Familie turnt durch Australien. Und ob da was übrig bleibt :)
Ich liebe frisch geriebenen Kren, aber wenn sich diese Sauce in die Brühe zieht... himmlisch! :)
Lass es Dir gut gehen und auf bald in diesem Theater!
LG
Danke für den "Anstubser". In Punkto Saucen ist mein Wissen leider noch sehr lückenhaft. Habe das Buch direkt ausgeliehen und bin dabei noch auf ein anderes zu dem Thema gestoßen. "Das Saucenbuch" von Siegfried Hablizel. Kennst du es? Macht auf mich einen ziemlich umfassenden Eindruck. Es gibt viel zu tun... ;-)
AntwortenLöschenLiebe Eva,
AntwortenLöschennein, das Buch kannte ich nicht, es ist direkt in meinen Einkaufswagen gelandet, danke für den Tip! :)
Wenn das Buch geliehen ist und nicht dauerhaft bei Dir bleibt, notiere Dir unbedingt die Sauce aus grünem Spargel. Irgendwo in den Tiefen dieses Blogs gibt es sie auch - zu weißem Spargel und Möhrenflan. Göttlich!
Hu, da komme ich ja in Versuchung mein Kochbuch-Fasten zu unterbrechen... wobei, vielleicht sollte ich einfach mal das entsprechende Time&Life-Buch aus dem Schrank holen. Jedenfalls, Rindfleisch mit Meerrettichsauce find ich fabelhaft und schau mal was sich noch im TK versteckt an Rind..
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