Berlin, im Januar 2016. Ein Besuch der Cordobar stand schon lange auf meinem Programm und spontan wie ich bin, bin ich einfach mal hingefahren. Ohne Reservierung, ohne Begleitung aber mit jeder Menge Hunger im Gepäck
Verzögerungen
Freitagabend in Berlin. Meine Ankunft verzögerte sich aufgrund eines Notarzteinsatzes an den Gleisen um 1,5 Stunden auf nach 20:00 h und das von mir angedachte Restaurant gleich gegenüber des Hotels hatte Betriebsferien. Dass ich im "Filetstück" oder im "Rutz" spontan einen Platz bekommen würde, hielt ich für ausgeschlossen, außerdem waren beide mit Bus und Bahn nicht unter 40 Minuten zu erreichen. Auch war ich ziemlich kaputt und hatte kein Bedürfnis nach langen nächtlichen Bahnfahrten. So fiel meine Wahl auf die Cordobar, nur 3 U-Bahnstationen vom Hotel entfernt, anschließend 10 Minuten Fußweg, das passte. Und in einer Weinbar, also da geht doch immer was ohne Reservierung, oder?
Es wurde noch etwas später als gedacht, da ich erst einmal 3 Stationen in die falsche Richtung gefahren bin. Warum? Einfach nur so. Weil ich es kann. Aber schließlich, kurz vor halbzehn, war ich am Ziel, bekam einen Tisch direkt an der Theke und ließ die Anspannungen des Tages von mir herunterpurzeln. Ich bestellte Brot & Butter und dazu einen Brot & Butter-Wein, eine Flasche Welschriesling von Umathum; ich mag seine blumige Frucht, den Duft nach grünem Apfel und seine Unkompliziertheit zu einem noch zu bestimmenden Essen. Dazu eine Flasche Wasser. Und ja, ich gehe gerne alleine essen. Zwar kenne ich in Berlin einige Menschen und ein paar von ihnen habe ich an diesem Wochenende auch getroffen, aber an diesem Freitagabend war ich ziemlich froh, ganz mit mir alleine unterwegs zu sein. Ich esse und schmecke anders, wenn ich alleine bin. Speis und Trank wirken besser, unmittelbarer. Und nie ist mir langweilig, wie könnte es auch, schließlich bin ich mit einem interessanten Menschen unterwegs. Wer sich mit sich selbst langweilt, lebt verkehrt.
Ich startete mit Pekingenten-Leberparfait und Macadamia. Das Parfait kam zwischen zwei Lagen knuspriger Pekingentenhaut, die Macadamia floss als Crème fast heraus. Serviert auf einem Stück Brotpapier, als "Teller" diente ein runder Korkuntersetzer für Töpfe, IKEA, die habe ich auch zuhause. Das waren zwei Happs und ich war so glücklich, dass ich den ganzen Abend mein Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekam.
Weiter ging es mit Kürbis, Belper Knolle, Schalotten, Eigelb. Auf den Tisch kam dann nussig-knackiger Hokkaido mit roter Schalotte, ein weiches Eigelb, verborgen unter der schaumigen Decke einer Comtécreme, überhobelt mit Belper Knolle. Die Kellnerin gab mir den Tip, alles durchzurühren, bevor ich es esse. Habe ich gemacht, die Bilder vorsichtshalber vorher. Das Durchgerührte möchte man essen, nicht sehen ;)
Es folgte Knochenmark Tom Ka, was sich als quer gesägter Markknochen entpuppte (selten genug in Restaurants) mit japanischen Pilzen, dem herausgelösten, gegarten, butterzarten Mark in Würfeln und Koriander. Am Tisch wurde frisch die Tom Ka darüber gegossen. Der Teller wieder von Ikea, die Serie steht hier auch.
Ich war hin und weg vor Begeisterung! Dennoch habe ich an dieser Stelle noch einmal den ersten Gang geordert. Oder war es sogar zweimal? Das bleibt das Geheimnis zwischen mir und den launigen Mitarbeitern. Es war aber wohl dieser Zeitpunkt, als die Kellnerin sich zu mir beugte und sprach "Das macht richtig Spaß mit Ihnen, Sie sind so herrlich entspannt, das haben wir hier ganz selten!". Hach!
Da ich zu diesem Zeitpunkt eh kurz vor dem Platzen stand, sollte sich das wenigstens lohnen. Es folgte daher ein Karottenkuchen mit flüssigem Kern. Dazu gab es Joghurteis. Ich war ganz besoffen vor kulinarischem Glück.
In Stil und dargebotener Lässigkeit haben mich Essen und Ambiente an das Laurenz in Mainz erinnert, ihr wisst - meinem zweiten Wohnzimmer. Dennoch mit etwas mehr Finesse, einem Hauch Großstädtischem, dieser winzigen Prise, die am Ende alles bestimmen kann. Dass Küchenchef Lukas Mraz sein Handwerk auch auf Sterneniveau rauf und runter deklinieren kann, merkt man jedem seiner Gänge an. Auch, wenn er das vielleicht gar nicht will.
Wenn ihr in Berlin seit - hingehen! Marsch Marsch!
Serviceteil
Cordobar
Große Hamburger Straße 32
10115 Berlin
Telefon (030) 27 58 12 15
www.cordobar.net
Reservierung empfohlen!
Ein Teller von Lukas Mraz, Artikel aus der Effilee inklusive Rezept für Shitty Chinese Fried Rice Stuffed Chicken! Hier entlang.
Genießt euren Tag!
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Oh, ja! Du weißt ja, Deine Instagram Fotos haben mich zur Reservierung veranlasst und ich war eine Woche später mit der kleinen Schwester da - und wir habens nicht bereut. Kann also Deine Aufforderung nur bestätigen: wenn Ihr in Berlin seid, HINGEHEN!
AntwortenLöschenGott klingt das unverschämt gut. Der nächste Berlintrip kommt bestimmt. :)
AntwortenLöschenDanke für den Tipp, Berlinreise steht demnächst an. Das Interview ist auch sehr sympathisch.
AntwortenLöschenViele Grüße
Sibylle
Liebe Zypresse,
AntwortenLöschendas freut mich natürlich sehr, dass Dich meine Bilder an dem Abend schon animiert haben. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass Du nicht die einzige bist ;)
Liebe Rabin,
AntwortenLöschenja, unbedingt hingehen! Und wenn Du mal in Mainz bist: Ab ins Laurenz.
Liebe Sybille,
AntwortenLöschenich freue mich sehr, wenn Du dann mal kurz berichtest, wie es Dir gefallen hat. Schöne Reise! :)