...für nichts
Als meine Patchwork-Oma starb, hinterließ sie ein Haus vom Keller bis zum Dachboden voll mit aufbewahrten Dingen. Bettdecken, Tischdecken, Laken, Tafeltücher, alle originalverpackt. Für gut. Als P.s Patentante starb, hinterließ sie eine Wohnung voll vom Keller bis unter die Wohnzimmerdecke mit aufbewahrten Dingen. Bücher, Tischdecken, Servietten, Laken, Bettwäsche, Tafeltücher und ja, ganz besonders Servietten, originalverpackt. Berge von Silberbesteck, dick und mehrfach in Alufolie gewickelt um ein Anlaufen zu verhindern, was nichts nützte über so viele Jahre, in denen das Besteck unbenutzt herumlag. Für gut.
Ich arbeite einige Stunden im Monat für die Zwiesel Kristallglas AG. Dort kaufen Menschen Gläser, mundgeblasen, keines unter € 20,00 das Stück. Diese Gläser stehen 364 Tage im Jahr im Schrank. Für gut.
Menschen kaufen teuren Wein und Champagner. Für gut.
Frauen horten Schmuck in der Schublade. Perlen und Ringe. Für gut.
Ich glaube sogar, Menschen horten Liebe und Gefühle. Für gut.
Als ich geboren wurde, hat Gott gesagt "Ach guck, die Astrid. Die heben wir nicht auf für gut, die lassen wir direkt los auf die Welt, eine Besserung derselben steht eh nicht zu erwarten." Er packte mir Liebe, Fröhlichkeit und eine Portion Hedonismus in den Proviant und dass ich beim Sinkflug noch einen Eimer Dunkelheit um- und mitgerissen habe, war einfach ein kosmisches Versehen.
Das hat dafür gesorgt, dass ich mich verschwende, jederzeit. Bei mir gibt es kein "für gut", ganz im Gegenteil glaube ich, dass immer der jetzige Moment der beste für alles ist. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Dinge, Erinnerungen und Menschen bewahre und behüte. Aber Liebe, Fröhlichkeit und Vergängliches hau' ich raus. Soll mir doch mal bitte jemand erklären, warum ich mir nicht jeden Tag so schön machen soll wie möglich. Mit dem schönsten Geschirr, den schönsten Gläsern, der besten Flasche Wein und für's Kino trage ich Perlen. Der Mittwoch kann mir ein Sonntag sein und eine Woche voller Arbeit wie Urlaub.
Haltet nichts zurück! Jedes "für gut" schleppt ihr auf eurer Seele herum, jedes Gefühl, das ihr zurückhaltet, macht nur müde. Schubladen voller Dinge "für gut" quietschen, wenn ihr sie endlich einmal öffnen wollt. Sie ruckeln und wollen ihr Innerstes gar nicht mehr offenbaren, ihr kennt das.
Los, macht etwas Schönes, genau jetzt, in diesem Moment. Er ist der richtige dafür, vertraut mir.
Denn "für gut" ist immer jetzt!
Das hat dafür gesorgt, dass ich mich verschwende, jederzeit. Bei mir gibt es kein "für gut", ganz im Gegenteil glaube ich, dass immer der jetzige Moment der beste für alles ist. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Dinge, Erinnerungen und Menschen bewahre und behüte. Aber Liebe, Fröhlichkeit und Vergängliches hau' ich raus. Soll mir doch mal bitte jemand erklären, warum ich mir nicht jeden Tag so schön machen soll wie möglich. Mit dem schönsten Geschirr, den schönsten Gläsern, der besten Flasche Wein und für's Kino trage ich Perlen. Der Mittwoch kann mir ein Sonntag sein und eine Woche voller Arbeit wie Urlaub.
Haltet nichts zurück! Jedes "für gut" schleppt ihr auf eurer Seele herum, jedes Gefühl, das ihr zurückhaltet, macht nur müde. Schubladen voller Dinge "für gut" quietschen, wenn ihr sie endlich einmal öffnen wollt. Sie ruckeln und wollen ihr Innerstes gar nicht mehr offenbaren, ihr kennt das.
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Danke :-)
AntwortenLöschenLiebe Astrid, das ist sooo wahr, was Du da schreibst. Warum hebt man die liebsten Dinge bloss immer so lange auf und wofür... so doof. Ich denke spontan an Safran und Trüffelöl und ich weiß gar nicht, warum das Porzellan meiner Mutter von Spode hier rumliegt, wenn wir es nur konservieren wollen... na gut, es sind viele Erinnerungen damit verbunden und man möchte nicht, dass es zerbricht - aber im Schrank macht es auch so gar keinen Sinn! Also... ich bin am Kochen und heute wird (in Australien) die erste neue Episode von Akte X ausgestrahlt und ich werde jetzt gleich mal den Anlass nutzen und die ganzen guten Stücke zu gegebenem Anlass entmotten :-)) Danke & happy cooking!
AntwortenLöschenJa, jaaaa, jaaaaa! Was für ein Beitrag zum Sonntag! Für gut, für'n A****! Ich leb jetzt, und besser wird's sowieso nich! Schön geschrieben liebe Astrid!
AntwortenLöschenNoch einen verschwenderischen Sonntag wünsche ich!
Da kann ich nur sagen: Wo kann man das unterschreiben. ;)
AntwortenLöschenWenn was wahr ist, dann das.
Schade, dass man immer wieder mal vergisst. dass heute der wichtigste Tag in unserem Leben ist ... und daher DANKE für Deinen schönen und richtigen Text ...
AntwortenLöschenLiebe Grüße - Margot S.
Astrid, absolut, genau so ist es! Ich knalle auch raus, was ich habe - Gefühle, Liebe, Energie, Champagner einfach so weil mir danach ist. Und diese Berge ungenutztes Zeugs verschiedener gelebter Leben habe ich auch schon entsorgen dürfen, so viel ungelebte Dinge, so viel ungelebtes Leben. Die Zeiten haben sich geändert. Für die, denen das noch nicht klar ist, dient Dein heutiger Aufschrei vielleicht als Anstupser. Danke dafür.
AntwortenLöschenSuper!!! Kann ich nur unterschreiben... ich kenne kein für gut! Wir haben kein Geschirr für gut, keine Tischwäsche für gut und auch keine Klamotten für gut. Das habe ich als Kind schon gehasst!
AntwortenLöschenLieber an allem erfreuen, was man hat und den Tag feiern!!
Liebe Grüße
Trudi
Meine Schwester im Geiste, das hast du sehr schön gesagt. Ich glaube, außer ein paar hauchdünnen Weingläsern habe ich nix für Gut und davon habe ich neulich erst eine raus gekramt um einem Alltagstag Glanz zu verleihen. Ich durfte zum Glück in einer lebensfrohen spontanen Natur-begeisterten Familie aufwachsen. Deshalb kann ich gut das Heute und Jetzt genießen, ohne auf den Segen von Morgn warten zu müssen. Danke trotzdem für die Erinnerung! Klappt ja nicht immer …
AntwortenLöschenFür gut befunden und geteilt ;) Danke, Astrid! Seit ich verstand nur für Heute zu leben, gehts mir gut! Nein, besser...
AntwortenLöschenlg georg
Genau! Meine Gedanken! Lots of
AntwortenLöschenLove,
Jutta
Es gibt eine kleine Geschichte - seit Jahren - und man kann sie auch im Internet wiederfinden.
AntwortenLöschen"Mein bester Freund öffnete die Kommodenschublade seiner Ehefrau und holte ein in Seidenpapier verpacktes Päckchen heraus. Es war nicht irgendein Päckchen, sondern ein Päckchen mit Unterwäsche darin. Er warf das Papier weg und betrachtete die Seide und die Spitze. "Dies kaufte ich, als wir zum ersten Mal in New York waren. Das ist jetzt 8 oder 9 Jahre her. Sie trug es nie. Sie wollte es für eine besondere Gelegenheit aufbewahren. Und jetzt, glaube ich, ist der richtige Moment gekommen!"
Er näherte sich dem Bett und legte die Unterwäsche zu den anderen Sachen, die von dem Bestattungsinstitut mitgenommen wurden. Seine Frau war gestorben.
Als er sich zu mir umdrehte, sagte er: "Bewahre nichts für einen besonderen Anlass auf! Jeder Tag den du lebst, ist ein besonderer Anlass."
Wir nutzen unsere schönen Dinge und falls mal ein "gutes" Glas in Scherben geht denken wir - Scherben bringen Glück. Wir bedauern Menschen, die ein Leben lang aus geleerten Senfgläsern trinken und denn Tisch nur nett decken, wenn Besuch kommt. Ja - Besuch soll geschätzt werden - das kann man auch zeigen. Aber was ist das Leben wert, wenn man sich noch nicht einmal ein bißchen Selbsstachtung schenkt. Mach weiter so, das Leben ist schön !
Liebe Astrid,
AntwortenLöschendu tippst mir aus der schwarzen Seele. Für gut? Gut ist jetzt! Als meine Oma väterlicherseits starb, hinterließ sie unter anderem 2 Kästen mit unberührtem Silberbesteck (leider hässlich), haufenweise original verpackte Handtücher (leider orange), originalverpackte Damast-Tischdecken - und eine Kühltrühe voller Butter (leider mindestens 10 Jahre alt). Für schlechte Zeiten, man weiß ja nie.
Bei mir ist es umgekehrt: Gute Butter wird nicht alt, das gute Besteck täglich benutzt, die Tischdecken der Oma machen sich wunderbar als Foodprops - und der Aufbau eines standesgemäßen Weinkellers scheitert regelmäßig an unserem Durst.
Meine Mutter weigerte sich immer standhaft, mit Plastikgeschirr zum Campen zu fahren. Sie nahm (und nimmt!) Porzellan mit. Weil: Schonzeit für Wild macht Sinn, Schonzeit für schöne Dinge nicht.
Ein einziges Mal wollte ich mir etwas aufsparen. Trüffelsalz. Mit echtem Trüffel. Ich war Studentin und hatte nich viel Geld. Als ich das Trüffelsalz dann irgendwann öffnete, hatte sich der Trüffel längst verflüchtigt. Lession learned, würde ich mal behaupten.
Hab einen feinen Sonntag!
Conny
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenes tut mir so gut zu lesen, was du uns am Sonntag mitzuteilen hast. Wunderbar, wie du Dinge in Worte fassen kannst, die ich absolut nachvollziehen kann. Als 'Kind von Kriegskindern' wurde ich zu Sparsamkeit erzogen und bis heute arbeite ich daran schöne Dinge auch schön sein zu lassen, in dem ich sie benutze, abnutze,verbrauche und mich dabei freue. Das beste ist die Erfahrung, dass ich nach dem Verbrauch von Schönem mich auch mal wieder an was Neuem freue. Und wie du ganz richtig schreibst, wenn man ideelle Werte verschwendet vermehren sie sich automatisch!
Ein herzliches DANKE von Dagmar R.
Danke, dass Du mich daran erinnerst, dass ich den schönen (teuren) Rock wieder tragen sollte. Und den Mantel. Und überhaupt.
AntwortenLöschenliebe astrid,
AntwortenLöschenaaahhhhh - wie toll. zum einen liebe ich deine wortkunst. und heute noch etwas mehr den inhalt. es spricht (und springt...) mir aus der seele. mein thema. mein immer-wieder-drauf-besinnen. und die geschichte, die ilse be.re. erwähnt, ist mir auch gleich eingefallen.
woher kommt bloss das aufzuschieben und für bessere zeiten aufheben? wo es doch so (aus)bremst.... ich werde jetzt noch mehr denn je verschwenden und raushauen :-).... GENIESSEN und SCHÄTZEN. vielen dank dir, liebe astrid!
herzliche grüße, barbara
Ach wie schön, ach wie wahr. DANKE für Erinnern!
AntwortenLöschenAuch dieser Post kommt nicht in die Schublade "Für gut" - obwohl er soo gut ist. Rubrik: jeden Tag lesen. Das mit dem Sinkflug fand ich besonders toll, das erklärt warum auch im sonnigsten Gemüt manchmal das Dunkel lauert.
AntwortenLöschenHabe meine helle Wolljacke aus dem Schrank geholt... :-)
AntwortenLöschenWahre Worte... *daumenhoch*
AntwortenLöschenIn der Regel hat man ja auch für diese Dinge hart arbeiten müssen.
LG
Leben findet immer hier und heute statt- auch wenn ich Gläser habe die ich tatsächlich fast nur für Gäste aus dem Schrank hole. Aber nur deshalb weil die nur von Hand zu spülen sind....
AntwortenLöschenIhr Lieben,
AntwortenLöschenvielen Dank für eure tollen Anmerkungen! Ich freue mich sehr, dass ich anscheinend so vielen Menschen aus der Seele spreche und ich kenne das ja von mir selbst - manche Dinge sind ganz einfach, man muss nur mal draufgestubst werden. Und wenn ich dann lese, dass gutes Geschirr, Gläser, Kommunionsbestecke und schöne Röcke, Pullover, Strickjacken und Gefühle wieder ans Licht geholt werden, geht mir das Herz auf!
Habt alle viel Freude am Schönen, jeden Tag!
Eure Astrid
Recht haste! Und darum lese ich Deinen Blog so gerne. :-*
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Nele
Eine Botschaft, die ich gern weiter trage, weil du damit auch mir aus der Seele sprichst. John F. Kennedy: "Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht wir?" Einen schönen Sonntag für dich.
AntwortenLöschenDu sprichst mir aus dem Herzen! Denn für gut ist immer!
AntwortenLöschenWir leben in den Möbeln von Omas "guter Stube". Als wir die erbten waren die schon 60 Jahre alt - und unbenutzt. Was für ein Unfug und welches Glück für uns. Sonntagsgeschirr gibt es deshalb such nicht.
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