Antwerpen - gar nicht mal so schön! [Reise]

Zu Besuch in einer Stadt, die uns bis auf wenige Ausnahmen nicht gefiel. Warum? Lest selbst. Aber Vorsicht: Der Artikel enthält Spuren von Ironie! 

Es war einer der heißesten Tage des Jahres als P. mir als Geburtstagsnachüberraschung 2 Tage Antwerpen, an unseren Urlaub in Holland anschließend, schenkte. Wir P. wollte in den Zoo, ich unbedingt koscher essen und endlich in eine von P.s Lieblings-Gin-Bars. So war der Plan. Angekommen im Hotel Leopold, 4 Sterne, waren wir vom Zimmer ziemlich angep... enttäuscht. Es sah aus, als wäre ein Bus hindurchgefahren; abgeschabte Wände, Stock im Badezimmer, nicht ablaufendes Wasser im Handwaschbecken und - das war das Schlimmste(!) - so ein Plastikvorhang, der sich beim Duschen auf die Haut klebt, ihr kennt das. An Ekel in einem Hotel kaum zu überbieten, da müsste schon eine Ratte unter dem Frühstücksbuffet liegen um das zu toppen. Es war schnell klar, dass wir auf die ins Auge gefasste Verlängerung um einen weiteren Tag verzichten würden. Auf den Zoo verzichteten wir ebenfalls, es war zu heiß und wie wir im Nachhinein aus sicherer Quelle erfahren haben, war das ein weiser Entschluss. Denn auch der Antwerpener Zoo soll gar nicht mal so schön sein. 

Unser Hotel lag direkt am Jüdischen Viertel, das machte ein wenig Schimmel im Badezimmer fast wieder wett. Und so stürzten wir uns hinaus in die Hitze, 37°C, egal - ich hatte schon wieder Hunger. Hoffy's war zum Glück nur wenige Gehminuten entfernt, ein Blick hinein in die vor appetitlich angerichteten Speisen überlaufenden Vitrinen - zack, da saßen wir auch schon und hatten einen Wein aus Galiläa/Golanhöhen im Glas. 






Bahnhof Antwerpen-Centraal:  Kathedraal!

Derart gestärkt machten wir uns auf, das Jüdische Viertel zu erkunden und liefen von dort weiter zum Bahnhof. Ach was sag ich, Bahnhof, Kathedrale! Ihr erinnert euch, den Besuch habe ich bereits um 16:50 Uhr ab Paddington versprochen. Und Antwerpen-Centraal ist, wenn auch keine eigene Reise nach Antwerpen wert, aber doch so schön, dass er ein Aussteigen lohnt - wenn man eh die Strecke fährt...





Ich war sehr beeindruckt. Sehr! Und ich bereute ein wenig, aus Bequemlichkeit den Fotoapparat im Hotel gelassen zu haben. Alle Bilder sind daher lediglich mit dem Telefon aufgenommen.
Das steinerne Empfangsgebäude in eklektizistischem Stil stammt von Louis de la Censerie. Er ließ sich vom Bahnhof Luzern und dem Pantheon in Rom inspirieren. Wegen der dominierenden Kuppel (75 m hoch) wird das Gebäude im Volksmund Spoorwegkathedraal (= Eisenbahnkathedrale) genannt. Eröffnet wurde der Bahnhof am 11. August 1905 unter dem Namen Antwerpen-Centraal. (Wikipedia)





Das war es dann auch schon so ziemlich mit "schön". Damit der Bahnhof von außen nur noch halb so gut aussieht, wurde ein super super superhässliches Riesenrad davor platziert, samt dazu passender Kirmesbude. Vielleicht sollte das auch ein softer Übergang werden, damit wir vom Rest der Stadt etwas weniger geschockt sein würden... Wir liefen vom Bahnhof Richtung Innenstadt und Museumsviertel. Unterwegs ein bisschen Astrid-name-dropping.




Da! Chinatown! 




Aber jetzt mal im Ernst, Antwerpen. So ganz entre nous. Eine hässliche Straße mit ein paar Shops, die billiges Porzellan und tiefgefrorene Scheußlichkeiten bieten, die nennst Du Town? Pfff... Ich werde bei den Tiefbauämtern von Wiesbaden und Mainz eine Eingabe formulieren. So ein Tor ist schnell gebaut und eine Straße zur Town zu erklären ist eine einfache Übung. Ich überlege sogar, ob ich im beschaulichen Udenheim, hier inmitten der Weinberge, eine Straße... ach, lassen wir das, ist so schön hier.

Ansonsten,  Antwerpen

Die ganze Stadt eine einzige Baustelle. Wie eine große Wunde lag sie unter unseren Füßen. Aufgerissen, blutend, vom Anfang bis zum Ende. Und ja, klar ist das Rubenshaus schön und auch das drumherum. Die Chanel- und Luis Vuitton-Stores und die ganzen anderen Kapitalismus-Kathedralen sind überall gleich stylish und gleich überflüssig. Aber bitte - das rechtfertigt doch nicht die Schönheit einer Stadt, diese ein, zwei schönen Ecken in der Altstadt. Das wäre ja, wie wenn ich Mainz schön fände, nur weil es die Augustinerstaße und die Chagall-Fenster gibt. Wenn man sich so durchkämpfen muss, durch Lärm und Dreck und die Lungen einschnürende Luft. Noch nie zuvor hat eine Stadt mich so gestresst. Antwerpen mit einem Wort? Anstrengend. Mörderanstrengend.



Und dann hatte das Festiv, die Gin-Bar des Vertrauens, auch noch Ruhetag. Das Restaurant Felixpakhuis, in dem wir gerne mittags gegessen hätten, übrigens auch. Ruhetag. Alle hatten Ruhetag, eine ganze Straße am Hafen entlang. Das wird mir nie in den Kopf gehen, wie die Gastronomiebetriebe einer (Groß)Stadt es zulassen können, dass alle am gleichen Tag ihre Restaurants geschlossen halten. Ich bin eh nicht wild darauf, noch einmal nach Antwerpen zu fahren, aber an einem Montag sieht mich diese Stadt auf gar keinen Fall ein weiteres Mal! 

Nun gut, wir wissen ja: wenn's scheiße läuft, läuft's scheiße. Dafür gab es jede Menge Soldaten in Schutzwesten und mit schwerer Bewaffnung. Mulmiges Gefühl...





Ja, auch wenn das Museum aan de Stroom wirklich toll aussieht. Hatte natürlich eh Ruhetag. Antwerpen, my ass! Und wenn man sich umdreht, gibt's auch wieder nur Kräne. So ist das in Antwerpen. Entweder zu oder kaputt.



Aber gegessen haben wir abends wirklich gut. Am Hafen, mit Blick auf das Wasser... Romantikkeule pur und ein Service, der uns förmlich umarmt hat. Wenn Antwerpen das früher gewusst hätte... man hätte uns wahrscheinlich noch schnell die Straße aufgerissen.

To be continued...

  Genießt euren Tag!


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Arthurs Tochter

Astrid Paul, die Autorin von Arthurs Tochter kocht., ist besessen vom Essen. Sie wacht manchmal nachts auf, weil ihr im Traum Essensdüfte durch die Nase ziehen. Dann steht sie auf und fängt an zu kochen. Oder zu schreiben. Vielleicht kocht sie auch nur, um darüber schreiben zu können, wer weiß das schon...

15 Kommentare :

  1. Oh, oh.. wie schad'! Ich hatte eigentlich nahezu alles in der Gegend (= Benelux) als sehenswert verbucht. Vermutlich werde ich ratresistente Dickköpfin, ich, mir bei Gelegenheit selbst ein Bild machen (an welchem Tag genau wart ihr da? Nur so von wegen "zu oder..."). Im Zweifelsfall werde ich mich aber an dich erinnern. Ehrlich! Falls Du mir nicht glaubst: Frag' meine Mutter.

    Dit Beste!

    PS: Immerhin schreiben sich die Texte mit viel Freude im Bauch oder eben: viel Wut am besten... ;).

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    1. Also diesen habe ich mit Freude geschrieben, das kann ich Dir versichern. Ein Gefühl wie Wut kenne ich kaum und wenn, dann sicher nicht auf eine Stadt. Das wäre ganz schön behämmert, oder?
      Ich kann nur bei aller Fröhlichkeit, die ich in mir trage, meinen Hang zum Zynismus nicht so ganz verbergen ;)

      Ach, und bitte schau Dir doch mal diesen Tumblr an, den habe ich ganz vergessen zu erwähnen:

      UGLY BELGIAN HOUSES

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  2. Liebe Astrid, ich war ja kurze Zeit nach dir in Antwerpen und bei mir hat die Stadt großen Eindruck hinterlassen. Vielleicht hatte ich auch Glück, weil alle Wirtshäuser ihre Pforten geöffnet hatten. ;-) Nein im Ernst, ich fand die Stadt toll, so ein schönes, buntes Gemisch zwischen großer Kunst, Geschichte und auch Kuddlmuddl. Wenn ich zwischen all meinen Vorhaben noch Zeit finde, dann würde ich dort wieder hinfahren. Es gäbe noch ganz viel zu sehen. Liebste Grüße aus Salzburg, Claudia

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    1. Liebe Claudia,
      hast Du eine geführte Tour gemacht oder Dir die Stadt auf eigene Faust erschlossen? Ich glaube nämlich, dass das einen Unterschied machen kann. Wir haben halt nicht nur dahin gesehen, wohin man von Reiseführern und Cityguides gebracht wird.
      Aber es freut mich ganz arg, dass Du einen schönen Tag dort hattest. Ich beschreibe ja nur MEINEN, das hat keinerlei Allgemeingültigkeit ;)

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    2. Liebe Astrid, ich war ja mehrere Tage und habe tatsächlich am zweiten Tag zwei Stunden eine geführte Tour gemacht. Und zwar durch das Diamantenviertel und war so enttäuscht. In die Börsen darf man ja nicht und der Rest war billiger Ramsch. Die restlichen Tage bin ich wie immer , wenn ich alleine am Weg bin herumgestreift, hab mich natürlich wie immer auch verirrt und gerade deshalb so manches entdeckt. Mir hat es deshalb so gefallen, weil du von superschön im Modeviertel bis extrem schiach, wie wir Österreicher sagen, echt alles haben kannst. Vielleicht gibst du der Stadt noch eine zweite Chance ;-) Der Bahnhof ist übrigens echt geil, erstaunlich was da hingestellt wurde. Und total abgefahren fand ich diese beiden eklektischen Monsterbauten am Ende dieser Einkaufsstraße Richtung Bahnhof, du hast sie auf den Bildern. Da kann man die Etagen nicht mehr verwenden, weil man die Aufgänge zugemauert hat, um mehr Verkaufsflächen zu gewinnen. So schräg. Bei mir am kleinen Blog findest du drei ganze Stories zu Antwerpen ;-) So, aber jetzt, liebste Grüße aus Salzburg so zwischendurch, Claudia

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  3. Endlich sagt's mal jemand :)))
    Ich lebe gerne in Antwerpen, die Menschen sind toll und es gibt tatsächlich ein paar schöne Ecken. Aber es ist und bleibt eine Industriestadt. Insofern gebe ich Dir leider recht - schön ist anders :)
    LG Hank

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    1. ja, Industrie gibt es wirklich viel. Mein Vater, der geschäftlich viel in Belgien zu tun hatte, sagte nur zu mir: Astrid, mein Mädchen. Das hätte ich Dir vorher sagen können. Fahr das nächste Mal lieber nach Gent." Genau das haben wir vor :)

      Auf Facebook hat jemand geschrieben, Antwerpen hätte diesen typisch belgischen "Abriss-Chic" und im Süden wäre es noch extremer.

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  4. Oh je. Das klingt... ja... witzig geschrieben, dein Humor tropft wieder aus jeder Zeile. Aber schade, dass euer toller Urlaub so blöd geendet hat.
    Davon ab - ich mag Brüssel viel lieber ;)

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    1. Du Liebe, wie fein Du Dich um mich sorgst! Allein, dazu besteht kein Anlass. Unser Urlaub hat dadurch kein bisschen weniger schön geendet als geplant. Zumal wir ja noch ganz wunderbar essen waren am Abend - ich habe ja einen weiteren Bericht angekündigt ;)

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  5. Liebe Nathalie,
    Dein Kommentar ist im Spam gelandet, deswegen hat es so lange bis zur Freischaltung gedauert. "Anonym" und auf englisch, das kann Blogger nicht leiden :)

    Aber, bei all Deiner Sorge um mich, die ich durchaus zu schätzen weiß, so von ganz Unbekannt zu Unbekannt - es gibt keinerlei Ärger, den ich mit mir herumtrage. Aber bitte, frag mich doch nicht, warum ich nicht ein anderes Hotel gebucht habe, warum ich mir die Stadt nicht in anderen Ecken angesehen habe, warum ich nicht bei GM-Chinesen war. Was soll diese Relativierung? Mein Mann hat mir eine Übernachtung in einem 4*-Hotel geschenkt. Warum sollte es in dieser Kategorie zuviel erwartet sein, dass das Wasser im Waschbecken abläuft und die Wände im Zimmer nicht abgeschabt sind. Ich kann Relativierungen nicht leiden, weil sie so - für den Absender sehr praktisch - vom eigentlichen Thema versuchen abzulenken. Es geht nun eben nicht darum, was ich hätte alles anders machen können, sondern darum, wie es mir ergangen ist.
    Mir dann noch zu unterstellen, ich würde als unglücklicher Mensch durch mein Leben gehen ist - wie war das Wort? - ach ja - unangemessen. Eine solche Beurteilung steht Dir - von Unbekannt zu Unbekannt - einfach nicht zu und vielleicht sind es nur Deine "lots of love" am Ende, die mich Dir überhaupt antworten lassen.
    Du fragst, was wohl wäre, wenn jemand "Mainz my ass" schreiben würde. Nun, das ist einfach zu beantworten: Es wäre mir total egal. Weil es nichts mit mir zu tun hätte. So wie nichts von dem, was ich schreibe, mit Dir zu tun hat. Schlüpf nicht in jeden Schuh der rumsteht, nimm nichts für Dich an, was andere für sich empfinden. Damit kommt man gut durchs Leben.
    Lots of love to you!

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  6. ich glaube, es ist ein bissl wie mit dem verlieben-es gibt orte, die schliesst man sofort ins herzen ( bei mir saarbrücken) und andere kann man nicht ausstehen ( die kanaren). das ist nicht rational, sondern eine bauchsache.

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    1. So ist das ganz sicher. Wir dürfen vor allem eines nicht vergessen: Es geht um eine Stadt, die mir nicht gefällt. Das ist dann aber auch schon alles. Warum diese Tatsache andere daran hindern kann, einfach wieder zu ihrer Tagesordnung zurückzukehren, ist mir ein Rätsel. Aber gut. So sind manche Menschen und das Internet gibt ihnen Raum.

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  7. Es geht um einen Stadtbesuch, oder? Ich habe Deinen Artikel jedenfalls mit großem Vergnügen gelesen und mich kein bisschen darüber aufgeregt. Aber - jeder Jeck ist anders ;) Nur weiter so, Astrid, ich freue mich schon auf auf den Bericht vom Abendessen und ich mag Deine Reiseberichte sehr!
    Sabi

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  8. Obwohl bei unserem Besuch keine grossen Baustellen waren, haben wir diese Stadt auch als deprimierend empfunden. Wir wohnten im sehr
    gepflegten Hotel Julien, fanden den Groene plaz
    und die Vriewe Kirk ganz huebsch, aber das wars. Es waren die Menschen, die so triste durch die Strassen liefen und neben interessanten und schoenen Bauwerken, Landschaft etc. sind es nicht zuletzt die Einwohner die einer Stadt einen gewissen Charme
    verleihen. Allerdings wurden wird Tage spaeter
    bei Hertog Jan ausserhalb von Ghent mehr als
    versoehnt.

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