Eine köstliche Quitten-Tajine mit Lammschulter, Aubergine, und Loomi (Lumi, Lumi Basra, Naz, schwarze Limette) – ein Rezept wie aus Tausendundeiner Nacht in der arabischen Küche
Kommen wir zum Wesentlichen:
Glaubt man den Fragen in diversen Kochgruppen und -foren, löst die Quitte derzeit den Kürbis ab. Alle haben Quitten – keiner weiß, was er damit machen soll. Die Vorschläge sind vielfältig. Nicht. Sie lauten pawlowesk: mach mal Gelee und Likör, gefolgt von Marmelade und Kompott und dann – weil das immer geht wenn einem sonst nichts mehr einfällt: Chutney. Mittlerweile höre ich das Knacken der Schraubverschlüsse aller Quittenmarmeladen bis in meine Träume. Knack. Hört ihr das auch?
Beim türkischen Metzger d. V. kaufe ich also eine Lammschulter. Eine kleine, so um die 1,5 kg - sie reicht für 4 Personen. Noch vor Ort lasse ich sie mir in Scheiben sägen, inklusive des Knochens. Die Stücke brate ich gesalzen in Olivenöl knusprig an und gebe sie dann in meine Tajine, die nicht induktionstauglich ist.
Was ist eine Tajine?
Tajine* (seltener auch Tadschiin genannt) bezeichnet zweierlei. Einmal ist sie ein aus Nordafrika stammendes Kochgeschirr aus gebranntem Lehm und zum zweiten Namensgeberin für die darin zubereiteten Gerichte. Ihre Funktionsweise beschreibt Florian Harms, Reisejournalist und Kochbuchautor so:Der Lehm - ein feinporiges Material, das beim Erhitzen elastisch reagiert, weshalb eine gute Tadschiin auch bei abruptem Temperaturwechsel nicht zerspringt - schützt das Essen vor dem Verbrennen und leitet die Hitze gleichmäßig weiter, so dass der Inhalt schonend gegart wird. Der Topf besteht aus einer Schale, in der die Zutaten übereinander gelegt werden, und einem spitzen (arabischen) oder gewölbten (berberischen) Deckel, der die Hitze konstant hält. (Quelle*: Kulinarisches Arabien)
Leider findet man eine “echte” Tajine kaum noch in normalen Geschäften, sondern eher auf Kunst(Handwerker)-Märkten. Die im Handel erhältlichen sind, so wie meine eigene auch - in der Regel aus glasiertem Steingut oder Keramik. Vom einzigartigen Lehmaroma, das sich in den Originalversionen aller Tajine-Rezepte ganz sanft über die Speisen legt und uns ein Gefühl von Sonnenuntergang in der Wüste auf den Gaumen zaubert, bekommt man in den modernen Tajine-Interpretationen nichts mehr mit. Gerade wenn ihr einen Induktionsherd nutzt, müsst ihr darauf achten, ob ihr auf diesem eine handelsübliche Tajine überhaupt verwenden könnt. Nutze ich meine Tajine für Fleischgerichte, brate ich das Fleisch daher immer zuvor auf dem Herd an und gebe es dann samt Tajine in den Ofen. Insofern könntet ihr das folgende Rezept auch alternativ in einem Bräter zubereiten. Und schließlich: eine echte Feuerstelle, in der die Tajine traditionell gart, findet sich in modernen Küchen erfahrungsgemäß eher selten. Meine Tajine besitzt einen herausnehmbaren Porzellan-Einsatz, den man zum Dämpfen verwenden kann - was ich nie mache. Ich benutze ihn eher als Hitzeschutz für den Esstisch, wenn ich die Tajine samt Inhalt serviere. Und das macht man dann auch so - Tajine auf den Tisch und jeder nimmt sich, wie und wie oft er es möchte. Die meisten möchten oft. Sehr oft.
Wichtig ist lediglich ein schwerer, beschichteter Boden und ein genau passender Deckel. Unter diesem sammelt sich auch bei der Topfmethode der aufsteigende Dampf und die Feuchtigkeit aus dem zugegebenen Gemüse und tropft wieder auf das Gargut zurück. Der Effekt bleibt also der fast der Gleiche - sanft gegartes Essen mit feinen Aromen. Als bessere Alternative zur Tajine bietet sich das Schmoren im Römertopf an, er kommt der Ursprungsversion einer Tajine am nächsten.
Was ist Lumi / Loom i /schwarze Limette /Naz
Viele Namen und Bezeichnungen für die gleiche Frucht - eine zuvor gewässerte und dann getrocknete Limette oder Zitrone - je nach Herkunft. Je schwärzer, desto Geschmack. Mein derzeitiger Vorrat stammt aus Dubaii von einem der dortigen großen Gewürzmärkte; 2010 habe ich den Versuch einer häuslichen Selbstrocknung dokumentiert. In die heutigen Tajine kam eine Loomi ganz und eine in zwei Hälften geschnitten. Das leicht zitronige Aroma war in diesem Gericht per_fekt!Vadouvan (Vadagam) – die besondere Gewürzzutat
Die angebratenen Stücke der Lammschulter kamen in die Tajine gemeinsam mit den Stücken einer Quitte, 2 Lumi/Loomi, 2 sehr kleinen Auberginen, zwei Spitzen Sternanis, einem Stück Macis, einer Kapsel grünem Kardamom, dem Bratenansatz der Lammschulter und einem guten Schluck trockenen Weißwein. 2 Stunden später duftete die ganze Wohnung so unglaublich, dass der Liebste Klimmzüge am Backofen machte. Vor dem Servieren gab ich frisches Koriandergrün obenauf, ergänzend zu dieser Köstlichkeit gab es Duftreis, versetzt schon im Kochwasser mit Vadouvan. Vadouvan* (Vadagam) ist eine indische Gewürzmischung zum Aromatisieren von Speisen. Man kann sie zum Reis geben oder in Fleischsaucen und Gemüsepürees. Hauptsächlich besteht sie aus Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Bockshornklee und Senfsaat, die mit Rizinusöl fermentiert wurden. Ich mörsere mir die recht grobe Vadouvan-Mischung nicht klein, sondern gebe ca. 1 TL davon direkt in das Kochwasser. So zieht das Aroma bis in das letzte Reiskorn. Die einzelnen Vadouvan-Bestandteile schmecken köstlich und können später mitgegessen werden.Serviceteil
Meine wunderschöne, auberginefarbene Tajine ist von Emile Henry, DEM französischen Anbieter für keramisches Kochgeschirr und eine der in meinen Augen besten Marken in diesem Segment. Ich selbst habe eine kleine Version, bei mehr als 2 Personen würde ich euch immer zu einer größeren raten. Es gibt sie in vielen Verschiedenen Ausführungen und in wunderschönen Farben. HIER*
Vadouvan ist selten und darum teuer, denn die dafür benötigten Gewürze können während des Monsuns oder während feuchter Wetterkapriolen aufgrund von Schimmelgefahr nicht fermentiert werden. Einen Vorrat anzulegen lohnt sich also. Ich kaufe nie unter 2 Dosen und verlasse mich dabei stets auf die herausragende Qualität von Ingo Holland. Es gibt aber natürlich auch andere Anbieter, bestellbar HIER*
Lumi/Loomi/schwarze Limette/Naz könnt ihr auf orientalischen Gewürzmärkten kaufen, in speziellen Feinkostgeschäften, bei persischen Lebensmittelhändlern und auch HIER* für wenig Geld bestellen.
Kulinarisches Arabien, das schon oft von mir empfohlene Standardwerk zur arabischen Küche, verfasst vom weitgereisten Autor Florian Harms, findet ihr HIER*
Kulinarisches Arabien, das schon oft von mir empfohlene Standardwerk zur arabischen Küche, verfasst vom weitgereisten Autor Florian Harms, findet ihr HIER*
Und ich fürchtete schon, das Knacken (ich hör's!, ich hör's!) sei 'n Tinnitus! Pro Tajine (oder Suppe oder Kuchen!)!
AntwortenLöschen:)
LöschenEs muß Membrillo sein (neben Gelee, das ich gleich aus dem Glas löffeln könnte und Likör, der zu nem Filmabend mit schnulzigen Filmen einfach dazu gehört), den man noch aus Quitten macht. Und damit kann man dann später so viel leckeres machen: Mebrillo mit Rosmarin zerfließen lassen und über Lammkoteletts geben, dick auf nen Hefeteigboden gestrichen und Butterstreusel drüber und dann gebacken, mit weicher Butter verrührt als leckerer Brotaufstrich, in ne Vinaigrette reingerührt für einen herbstlichen Salat... Es gibt so viel Leckeres was man mit der Paste machen kann. Darum liebe ich die Quitten, die Schwiegermutter mir jedes Jahr, selbstgepflückt vom Hausbaum, bringt und die in der Küche zum Verarbeiten stehen und vor sich hin duften.
AntwortenLöschenAchso, ich froste ein...da knackt nüscht.
Liebe quittige Grüße von Bastel
Die selbstgepflückten sind eh immer die besten! :D
LöschenHmpf. Da hab ich mir so viel Mühe gegeben, einen vor Wortspielereien billigster Art nur so strotzenden Kommentar zu verfassen - und wat is? Weg is. Weil ich versucht hab, mich mit Wordpress einzuloggen. Dazu fällt mir nun wirklich gar nix mehr ein. Außer.... Quitten-Chutney vielleicht. :)
AntwortenLöschenFröhliche Grüße an einem düsteren Tag
Conny
Ach menno...
Löschenquittige Grüße in den Norden!