Willkommen in Wellville, bei John Harvey Kellog, dem Erfinder der Cornflakes, des Granola, dem Zügeln der Lust, sowie Verfechter von vegetarischer Ernährung, Hydrotherapie, Einläufen und Leibesübungen.
Von Adventisten und Wassergüssen
Es gab ein paar wenige Jahre des Cornflakes-Glückes in meiner Kindheit. Bis dann meine Mutter zur Vollwert-Apologetin wurde und rigoros Kellogg's Cornflakes vom Speisezettel der Familie strich. Fortan gab es ein Müsli, das von dem Rezept für Granola nicht weiter entfernt hätte sein können. Aus verschiedenen Packungen im Großformat wurde jeden Morgen das Familienmüsli zusammengemischt. Haferflocken, Leinsamen, Schrot von irgendwas und Haselnüsse waren die Grundlage. Hinzu kam kleingeschnippelte Banane und frischer Apfel. Aufgegossen wurde das alles mit warmer Rohmilch, dann matsche es ein bisschen herum und wir bissen uns fast die Zähne aus an der Vollwerterei. Und jedesmal, wenn mir von der ganzen Beißerei ein bisschen der Schneidezahn wackelte, hatte ich Tränen in den Augen beim Gedanken an die goldenen Zeiten meiner geliebten Cornflakes.
Wie John Harvey Kellog auch, waren meine Eltern Adventisten. Nicht von Geburt an, diesem Joch der religösen Einschränkungen unterwarfen sie sich selbst und ihre Kinder völlig unvermutet zu einer Zeit, da war ich ungefähr 8 oder 9 Jahre alt. Seiner vegetarischen Ernährung unterwarfen sie sich zwar nicht, wohl aber dem adventistischen Gebot, auf Schweinefleisch zu verzichten. Bis auf den Verlust der geliebten knorpeligen Schweineöhrchen (und ich meine jetzt NICHT das Gebäck!) fiel mir das nicht weiter auf und schwer – da wir unter den Adventisten alsbald Freunde mit eigener Fabrik für Wurst- und Fleischwaren vom Rind gefunden hatte, waren wir in fleischlicher Hinsicht weiterhin gut versorgt. Aber Wassergüsse, Hydrotherapie, Leibesübungen... ich kann euch sagen. Meine Mutter fing an zu fasten und ließ auch die Einläufe nicht aus. Rückblickend erinnert sie mich in ihrer Manie ein wenig an Eleanor Lightbody, eine Figur in T. C. Boyles grandiosem, saukomisch-tragischen Roman Willkommen in Wellville*, der rund um das Sanatorium des Doktor John Harvey Kellogg spielt.
Zwar hat John Harvey Kellogg das Granola erfunden, mit den heute modernen Varianten wäre er jedoch ganz sicher nicht einverstanden. Sein Granola waren lediglich doppelt gebackene Haferflocken. Fertig. Wahrscheinlich mussten selbige damals mit bei Mondschein geschöpften Quellwasser aus Battle Creek verzehrt werden, ob Kellogg seinen Patienten den Verzehr von Milch erlaubte, ist mir nicht bekannt.
Mein Rezept für Granola
Für meine persönliche Granola-Variante habe ich mich von zwei Bloggern inspirieren lassen für die Basics bei Berlin Mitte Mom, die ihr Rezept wiederum von Tim Mälzer adaptiert hat, und bei Kathrin von Backen macht Glücklich habe ich mir die Idee gemopst, Zimt und Eiweiß hinzuzugeben. Letzteres ist das Geheimnis der kleinen Kracher-Klumpen im fertigen Granola.
Ich mixte also für die Menge eines gut gefüllten, tiefen Backbleches, ausgelegt mit Backpapier
- Haferflocken
- Mandelstifte
- Haselnüsse
- Walnüsse
- Leinsamen
- Erdmandeln
- Kokosflocken
mit
- 2 EL Honig
- 2 Eiweiß
- 1 EL Muscovadozucker
- etwas gemahlenem Zimt
- 1 EL Kokosöl
und buk die Mischung ca. 25 Minuten bei 180° C im Ofen mit Unter-/Oberhitze. Die Düfte, die während des Backens durch die Wohnung zogen, waren un_glaub_lich! Gesetz den Fall, es gäbe diesen Duft nach Granola als Öl für die Duftlampe, ich könnte für nichts garantieren... Am nächsten Tag habe ich mir dann wenigsten Zimtöl besorgt, aber Granola backen ist noch viel schöner!
Zwei wirklich große Gläser davon habe ich zu Weihnachten an meine Geschwister verschenkt und just während ich diesen Artikel schreibe, bekomme ich von meiner Schwester per WhatsApp das Foto eines leeren Glases zugeschickt, welches den ganz großen Vorwurf im Gepäck trägt, wie es überhaupt schon leer sein könnte. Well...
Zwei wirklich große Gläser davon habe ich zu Weihnachten an meine Geschwister verschenkt und just während ich diesen Artikel schreibe, bekomme ich von meiner Schwester per WhatsApp das Foto eines leeren Glases zugeschickt, welches den ganz großen Vorwurf im Gepäck trägt, wie es überhaupt schon leer sein könnte. Well...
Serviceteil
Das hervorragende(!) Müsli-Buch von Maja Nett: HIER*Weitere Bücher mit Granola-Rezepten, HIER*
Willkommen in Wellville: HIER* (Lesen, marsch marsch!!!)
Teller von ASA, HIER*
Zimtöl für mehr leckeren Duft im Leben: HIER*
Ich kenne bislang nur Granola à la Jamie Oliver. Ebenfalls ganz phantastisch.
AntwortenLöschenWerde dieses Rezept aber auf jeden Fall auch mal ausprobieren.
Da gehe ich gleich mal auf die Suche, wie Jamie seines macht. Du kannst mir ja mal vom Unterschied berichten.
LöschenIch helfe mal kurz aus, hoffe ich darf wenn nicht wieder löschen.
Löschenhttp://www.jamieoliver.com/recipes/uncategorised-recipes/jools-gorgeous-granola/
oder hier, auch Jamie
https://www.youtube.com/watch?v=NV7PTn_qqVU
Liebe Grüße, Jesse Gabriel
Super, danke Dir Jesse!
LöschenHallo Astrid.
AntwortenLöschenMir wird ein wenig zu viel Trubel um dieses Granola gemacht, ich bin 36 Jahre und kenne es schon aus meiner Kindergarten zeit und ich bin schon mit 8 Monaten in den Kindergarten gegangen, okay, am Anfang habe ich es sicher noch nicht gegessen aber ich weiß, mit circa 2 Jahren habe ich es sicher schon gegessen.
Früher hieß es noch nicht Granola sondern Knuspermüslie und ich weiß, es ist nichts andres, wir habe es sogar selber gemacht.
Dein Knuspermüslie, zwinker, sieht aber wie soll es auch anders sein, toll aus!
Liebe Grüße sendet dir, Jesse Gabriel
Ich weiß genau, was Du meinst ;)
Löschenich zieh ja jetzt in das Land des Bircher Müeslis - was mich aber nicht davon abhalten wird, Granola selbst zu machen.
AntwortenLöschenDen Film "Welcome to Wellville" kann ich sehr empfehlen!
Ich mag Bircher Müsli sehr gerne und mache es mir auch oft selbst.
LöschenDer Film kackt gegen das Buch aber ziemlich ab...
dann werde ich mir jetzt gleich mal das Buch bestellen!
LöschenDas wäre ja mal eine Maßnahme für meinen Lieblingsenkel. Damit könnte ich ihn bestimmt noch öfter überreden, bei uns zu frühstücken. Danke für die Anregung :D
AntwortenLöschenLieblingsenkel liiieeeeeeben Granola! :)
LöschenLiebe Astrid, Du hast versehentlich 2x BerlinMitteMom verlinkt....LG Andrea
AntwortenLöschenOH!
LöschenDanke für den Hinweis, ist korrigiert!
Ich kenne bisher nur den brüllend komischen Film. Aber da ich T.C. Boyle sehr gerne lese, werde ich jetzt mal Deiner Buchempfehlung folgen. Da ich eher #teamkäsebrot bin als #teammüsli "erlese" ich mir lieber den Granola-Genuss ;-)
AntwortenLöschenDer Film ist nicht schlecht, aber doch etwas hölzern... Für eine Romanadaption aber leidlich gelungen.
LöschenJedenfalls ist das Buch um Welten schräger und witziger – es wird Dir gefallen! :) Hast Du Wassermusik gelesen? Ich bin ja ein sehr sehr SEHR großer T. C. Boyle-Fan :)
Ich mache mir mein Granola auch am liebsten selbst, das mit dem Eiweiß ist aber ein klasse Tipp, das werde ich bei meiner nächsten Ladung gleich ausprobieren. Und da Sonntagabend ist und wir gerade überlegen, ob wir einen Film gucken, werde ich gleich mal auf den hier jetzt so oft erwähnten einen Blick werfen.
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