Eine Tajine, in der das Lamm quasi nur die Beilage ist, während das Gemüse und die getrockneten Aprikosen und Datteln die Hauptrolle spielen.
"Das Material, aus dem die Tajine besteht, ist dasselbe, aus dem der Mensch geschaffen wurde: Lehm. Deshalb schmecken uns Menschen die Gerichte aus der Tajine viel vertrauter als auf Porzellan oder Glas." (ein marokkanischer Koch)
Was ich direkt Anfang des Jahres erledigt habe:
Eine risikoreiche Operation meines geliebten Papas, 4 Wochen jährliches Heilfasten mit Ingwerwasser und Kräutertee, sich wie üblich daran anschließend eine Zeitlang mit Rohkost und darauf folgend wenn Gekochtes, dann ausschließlich tierfrei, mein eigener Krankenhausaufenthalt und eine derzeitige kleine Pause bis zur sich demnächst anschließenden Reha (neudeutsch: Anschlussheilbehandlung) liegen hinter- bzw. vor mir. Ich erledige einfach alles Schwierige, tendenziell Belastende im ersten Vierteljahr 2017; was verdammt klug von mir ist, denn dann habe ich am 31. März 2017 alles erledigt und puste den Rest des Jahres nur noch Federn in die Luft! Guter Plan, oder?Nach ca. 7 Wochen gab es in dieser köstlichen, die Seele und unser Herz gleichermaßen wärmenden Tajine, das erste Fitzelchen Fleisch. Und am Ende unseres Mahles konstatierten der Liebste und ich fast gleichzeitig, dass wir beide selbst dieses Bisschen gar nicht gebraucht hätten, so köstlich war alles. Dennoch – geschadet hat das Lammaroma der Tajine ganz sicher nicht. Interessanterweise ist für mich Lammfleisch von allen Fleischsorten eh das Bevorzugte für das Kochen mit einer Tajine, wie geht es euch dabei? Oder gart ihr lieber Geflügel im typischen Lehmtopf?
Was ja neben dem das Essen macht sich fast von alleine-Vorteil vom Kochen mit einer Tajine noch ein weiterer besonderer Vorzug ist: sie dient einer astreinen Resteverwertung von Gemüse-left overs. Und so kamen heute die übrigen Karotten, 2 Pastinaken und ein halber Blumenkohl zum Zuge. Erweitert wurde das Gemüse um getrocknete Datteln und Aprikosen, die eine umwerfende Süße ins Essen schmuggeln, sowie einigen dicken Knoblauchzehen in ihrer Schale, die später einfach unter großem Hmmm... herausgezlutschelt wurden. Das farbgebende Kurkuma sorgte dafür, dass das Geschmorte am Ende nicht zu einem etwas ähem... optisch weniger ansprechenden Genuss wurde und ein Berg frisches Koriandergrün gab mit seinem moschusartigen, zitronenähnlichen Aroma den letzten Kick in Richtung afrikanische Küche. Gewürzt habe ich weiter mit Ras el-Hanout und gemahlenem Kreuzkümmel, Salz und Pfeffer. Ach ja – und Lamm. Ein ganz kleines winziges Bisschen Lammgulasch war auch dabei, auf die komplett Tajine keine 300 g.
Serviceteil
Meine Tajine von Emile Henry, die ich heiß und innig liebe, gibt es leider nicht mehr in der schönen Farbe Aubergine, aber eine weitere, zum Verlieben schöne Auswahl, findet ihr HIER*Mein Tip für euch: Es gibt induktionstaugliche Tajines, die meisten sind es jedoch nicht! Bitte beachtet auch, dass eine Tajine ein Kochgeschirr für den Ofen ist, nicht für den Herd! Ich brate z. B. Fleisch in einer Eisenpfanne an und gebe es anschließend in die bereits im Ofen schon vorgewärmte Tajine.
Ras el-Hanout: die in meinen Augen beste, weil am harmonischsten abgestimmte Mischung kommt von Ingo Holland. Ihr werdet feststellen, dass jeder Gewürzmüller die Mischung der bis zu 25 verschiedenen Ingredienzien dieser weltberühmten Gewürzmischung etwas anders vornimmt. HIER*
Eines der besten Bücher zur afrikanischen und arabischen Küche, das ich seit vielen Jahren liebe und wie einen Augapfel hüte, ist Kulinarisches Arabien von Florian Harms. Das obere Rezept ist zwar us de lameng entstanden, aber ihr findet in dem Buch viele weitere anregende Geschichten und Rezepte! Ein Buch, das allein schon aufgrund seiner Fülle von Informationen zu Ländern und Menschen und ihrer Küche in wirklich jedes Kochbuchregal gehört! HIER*
Falls ihr keinen türkischen oder afrikanischen Lebensmittelhändler in der Nähe habt, bekommt ihr hier getrocknete Datteln* und Aprikosen*.
Danke liebe Astrid, du hast mein Mittagessen inspiriert. Leider kein Lamm im Haus aber alles Gemüse + ein Stück Süßkartoffel und Kokosmilch ... War sehr lecker wenn es auch sicherlich ganz ganz anders geschmeckt hat als euer Festmahl :-)))
AntwortenLöschenDas klingt köstlich, liebe Steffi! Hmmm... mit Kokosmilch!
Löschen>>>Bitte beachtet auch, dass eine Tajine ein Kochgeschirr für den Ofen ist, nicht für den Herd! <<<
AntwortenLöschenLiebe Astrid, dieser Empfehlung kann und will ich nicht folgen. Ich habe eine original marokkanische Tajine aus Lehm gebrannt und die hat noch nie einen Ofen von innen gesehen. Vor 5 Jahren habe ich sie auf der Herdplatte nach ausgiebiger Wässerung eingebrannt (wie bei einer Stahlpfanne) und seitdem ist sie fast zweimal monatlich im Einsatz. Wenig Flüssigkeit und moderate Hitze nach dem Anbrat-Prozess garantiert ein gar köstliches Mal, gleichgültig ob Fleisch, Fisch oder Gemüse. Auf der Herdplatte bleibt der Deckel relativ kalt und garantiert den Garprozess (von innen nach außen) durch die Kondensation des Dampfes am Deckel.
Lieber Heinz, ich weiß, dass das funktioniert, aber ich weiß auch, die Scherben von auf den Herden dieser Nation ruinierten Tajines sind Legion. Das Problem ist, dass die heutigen Herde viel Kraft haben und die meisten Nutzer zu ungeduldig sind, denn das langsame, gleichmäßige Erhitzen einer Tajine auf dem Herd ist zwingend.
LöschenIch habe mit vielen Herstellern über das Problem gesprochen, alle haben mir bestätigt, dass sie für ihre Tajines eigentlich die (sichere) Nutzung im Ofen empfehlen. Ist eine Tajine ordentlich gewässert und eingebrannt, ist die Nutzung auf dem Herd gar kein Problem, aber viele Tajines lassen das Wässern gar nicht mehr zu, da sie komplett glasiert sind – auf dem Boden ist das besonders wichtig, da die Leute sonst nämlich Angst um ihre Glas-Kochfelder haben. Und die wenigisten Tajines sind induktionsgeeignet, aber Induktion ist mittlerweile in den privaten Haushalten weit verbreitet. Da geht es eben gar nicht anders, als (wenn man sich nicht mit Tricks behelfen will), die Tajine im Ofen zu nutzen.
Da wir nun alle nicht mehr um das Lagerfeuer sitzen (schade eigentlich) ist meine Empfehlung für die "breite Masse" daher ganz klar, die Tajne im Ofen zu nutzen. Wer mag, auch gerne auf dem Herd, er möge sich dann aber nicht bei mir beschweren, wenn sie ihm zerspringt. Und Du glaubst gar nicht, was ich für Mails bekomme... ;)
Übrigens ruinieren sich viele aufgrund ihrer Ungeduld und durch zu schnelle zu hohe Hitze auch reihenweise ihre keramisch beschichteten Pfannen, aber das ist wieder ein anderes Thema, dass ich für 2017 auf der Agenda habe :)
Hab einen schönen Sonntag!
Liebe Astrid,
Löschenwer sich eine Tajine kauft muss sich doch vorher im Klaren sein, dass man mit diesem "Kochgeschirr" auch eine andere Kochkultur mit nachhause bringt. Aber man kauft sich das Ding weil es "Mode" ist , und weil ein Römertopf unhandlich ist, stundenlang gewässert werden muss und viel eher zu Bruch geht, obwohl der Römertopf im Ofen die bessere Lösung ist. In diese Zeit der Fastfood Verköstigung, dem "ich habe keine Zeit" Syndrom und der "to go" Mentalität, passt etwas Jahrtausend Altes und Bewährtes nur wenn es verschlimmbessert wird. Soll heißen, dass eine Tajine aus glasiertem Ton oder aus Grauguss kein vergleichbares Kochergebnis liefert. Mir wird von meinen Kindern der veränderte Zeitgeist angeboten an dem ich mich orientieren möge, aber bei der mir selbst angelernten und von Muttern vorgeführten korrekten Arbeitsweise am Herd, bekomme ich das einfach nicht gebacken.