Glück kann sein, wenn ein Schmetterlingsflügel unsere Wange streift. Aber wie können wir uns an das Glücksgefühl dieses Momentes erinnern und es bewahren? Zum Beispiel mit Bohnen! Eine alte, afrikanische^^ Geschichte erzählt davon und ich habe es ausprobiert!
Und weil einem über der ganzen Verspanntheit die Fähigkeit abgeht, die kleinen und großen Schönheiten im Leben wertzuschätzen und Kraft aus ihnen zu ziehen, hat die Therapeutin uns eine kleine Geschichte vorgelesen. Sie stammt angeblich aus Afrika, wobei ich eher auf die Herkunft aus einer etablierten Freiburger Psychotherapeutenpraxis tippe. Geschenkt. Gut ist, was hilft, in diesem Fall.
Reha bedeutet nicht morgens Fango, abends Tango, ich erzählte euch letzte Woche davon. Für mich steht in diesen intensiven Wochen im Vordergrund, mich endlich mal wieder entspannen zu können. Diese Fähigkeit kann man verlernen – was mir fast passiert ist; aber man kann sie eben auch wiedererlangen – woran ich derzeit arbeite. Arbeite. In der Reha. Merkt ihr, ne? Interessanterweise gelte ich in der Klinik unter meinen Mitpatientinnen als die entspannteste Person auf Gottes Erdboden, erst vorgestern wurde mir bestätigt, eine unfassbare Ruhe auf andere auszustrahlen. Dass also noch nicht alles verloren ist – das hat mich außerordentlich gefreut. Entscheidet man sich zu Beginn dieser Reha vor allem für eine Behandlung (s)eines chronischen Schmerzsyndroms und der Fibromyalgie (Fibromyalgie ist eine Störung der Stressverarbeitung im Gehirn, die mit starken körperlichen Schmerzen verbunden sein kann), dann landet man so wie ich in einem Programm, das vor allem Entspannungstechniken lehrt und sanfte Bewegungen fördert. So weit, so gut; inkludiert darin sind jedoch auch 3x wöchentlich Gruppensitzungen unter der (An)Leitung eines klinischen Psychotherapeuten. Das muss man wollen, dieses Selbsthilfegruppengedöns, ich wollte das bis dato jedenfalls eher nicht, dazu bin ich wohl zu sehr alpha und zu wenig team. Aber wie sich herausstellte: das ist gar nicht schlimm, ganz im Gegenteil und ich habe es schließlich besonders nötig, andere Sichtweisen und Herangehensweisen kennenzulernen, zuzulassen und zu akzeptieren. Also, ich akzeptiere andere Sichtweisen voll umfänglich, das ist nicht mein Problem. Allerdings möchte ich dann am Ende doch, dass alle alles so machen, wie ich es für richtig halte. Weil – ich kann es ja am besten. Grrrrrr. Zack – Verspannung! So schnell geht das.
Und weil einem über der ganzen Verspanntheit die Fähigkeit abgeht, die kleinen und großen Schönheiten im Leben wertzuschätzen und Kraft aus ihnen zu ziehen, hat die Therapeutin uns eine kleine Geschichte vorgelesen. Sie stammt angeblich aus Afrika, wobei ich eher auf die Herkunft aus einer etablierten Freiburger Psychotherapeutenpraxis tippe. Geschenkt. Gut ist, was hilft, in diesem Fall. Es existieren verschiedene Abwandlungen zur Geschichte im Netz, die mir kürzest mögliche Fassung ist diese:
Eine alte Frau (aus Afrika, klar!) geht auf den Markt um einzukaufen. In Ermangelung von Geld nimmt sie 12 Bohnen mit, um diese als Tauschmittel einzusetzen. Auf dem Weg zum Markt streift ein Schmetterling mit seinem Flügel ihre Wange, was sie sehr glücklich macht. Sie kommt auf die glorreiche Idee, sich in diesem Moment des Glücks eine der 12 Bohnen von der einen Tasche in die andere zu stecken. Wie wir wissen, tragen alle alten Frauen in Afrika auf dem Weg vom Dorf auf den Markt 5-Pocket-Trousers. Egal. Der Gedanke und das Glücksgefühl gefallen ihr so gut, dass sie den ganzen langen Weg hin und zurück über immer wieder eine Bohne von der einen Tasche in die andere wandern lässt, wenn sie etwas Schönes sieht oder erlebt. Am Abend zuhause, in ihrer Hütte (bei Kerzenschein!) nimmt sie die Glücksbohnen aus der einen Tasche und lässt alle Glücksgefühle des Tages Revue passieren.
Ich sehe auf der morgendlichen Fahrt in die Klink einen Fasan im Feld. Ok, nicht in Speck gewickelt, aber er ist dennoch eine Bohne wert.
Ihr verzeiht mir meinen Anflug von Ironie, ich kann mit Holzhammer-Gleichnissen wenig anfangen, am Ende der Geschichte wird die alte Frau auch noch berühmt. Aber die entscheidenden Fragen sind ja: Wie erinnern wir uns an glückliche Momente? Erinnern wir uns überhaupt? Auch an die kleinen? Und können Bohnen uns helfen? Nun, ich habe es ausprobiert. 12 Bohnen in die linke Hosentasche und auf in den Tag. Der Rheinhessische Salonlöwe streicht mir schnurrend um die Beine und macht mir deutlich, wie sehr er mich liebt wie hungrig er ist. Zack, die erste Bohne, es ist Tagesbeginn und ich bin noch großzügig! Der Sonnenaufgang ist in diesen Tagen in Rheinhessen atemberaubend. Brennend orange und riesengroß steht die Sonne am Himmel über den in wabernde Nebel getunkten Weinbergen. Das sind gleich 2 Bohnen! Ich sehe auf der morgendlichen Fahrt in die Klink einen Fasan im Feld. Ok, nicht in Speck gewickelt, aber er ist dennoch eine Bohne wert. So geht das den ganzen Tag und im Geiste baue ich Bohnen an, weil 12 mir nicht reichen. Am Abend rekapituliere ich. Unfassbar viele bemerkenswerte kleine Momente über mehr als 12 Stunden hinweg. Ok, kein Schmetterlingflügel an meiner Wange, aber trotzdem – es war ein schöner Tag, auch wenn ich gar nicht mehr alle Bohnen mit Erinnerungen verknüpfen kann. Ich bin also froh, und weiß schon gar nicht mehr so ganz, warum. Kein ganz so schlechter Verlauf eines Experimentes.
Und auch, wenn ich schon 2 Tage später bis auf 5 Bohnen alle anderen verloren habe und diese Bohnenwanderpraxis natürlich nicht in meinen Alltag intergrieren kann und werde – manchmal sitzte ich jetzt abends so vor mich hin und denke an mögliche Bohnen des vergangenen Tages. Im Geiste streiche ich auch immer mal wieder eine zurück, von rechts nach links, aber am Ende bleibt die Erkenntnis: Man kann und man sollte sich an das Glück erinnern. Jederzeit, aber mindestens einmal am Tag, vorzugsweise abends. Und sei es mithilfe von Bohnen.
Habt einen wundervollen Sonntag!
Was für ein schöner nachdenklicher Beitrag und du hast so recht, oft sehen wir nur das große Ganze und nicht die kleinen Feinheiten die dennoch so wichtig und Bewundernswert in ihrer Schönheit sind. Danke, dass du deine Bohnen mit uns geteilt hast
AntwortenLöschenJederzeit gerne und immer wieder! :D
LöschenOh da könnte ich dir und würde ich sehr gerne so viele kleine aber für mich GROßE Glücks - Erinnerungen, Momente erzählen, ein ganz großer Beitrag, auch so ein Glücksmoment!
AntwortenLöschenGanz viele liebe Grüße sendet dir,
Jesse Gabriel
Vielen Dank, lieber Jesse! Und mal so als Tip: Schau mal bei den Gewinnern im Asia-Buch-Beitrag mit der Verlosung ;)
LöschenOh mein Gott, ich habe noch nie etwas gewonnen, zumindest an materiellen Sachen da bekomme ich gleich ein schlechtes Gewissen weil es so viele Leser auf deinem Blog verdient haben.
LöschenGanz ganz viele liebe Grüße sende ich dir und vielen vielen dank, bin echt sprachlos!
Jesse Gabriel
Da Glueck nur fuer Momente bestimmt ist und man diese oft uebersieht
AntwortenLöschen(ueberhoert etc.) sollte man die Bohnenarbeit wirklich mal eine Zeit
lang anwenden, denn man ist sich heutzutage gar nicht mehr bewusst, wie viele Dinge einem waehrend einiger Stunden gluecklich machen (wenn auch nur ganz kurz...doch die Summe zaehlt), da wir immer auf
das "grosse Glueck" warten...was immer es auch sein soll.
Du hast absolut recht! Ich sammle die Bohnen quasi täglich, nur eben nicht physisch. Aber allein, sich abends zu besinnen und im Geiste die "Bohnen" an sich vorbeiziehen zu lassen, ist schon ganz besonders schön und lehrreich.
LöschenDann bewerfe ich dich hiermit (symbolisch ;) mit Bohnen, auf dass sich deine Tiefenentspannung bis ins Langzeit-Knochengerüst überträgt - gute Besserung weiterhin, Astrid!
AntwortenLöschenVielen Dank, liebe Micha!
Löscheno.k. - 12 (schöne zahl) kichererbsen (schönes wort) rausgelegt. für morgen :D
AntwortenLöschenIch bin ganz gespannt, was Du zu erzählen hast! Und Kichererbsen sind natürlich super dafür, geradezu dafür gemacht! :D
LöschenDanke! Und eine GUTE Woche!
AntwortenLöschenGerhild
Vielen Dank, Gerhild! Ich gebe alles! :)
LöschenBei mir steht seit 1.1. ein Honigglas. Da drinnen tummeln sich viele Zettelchen, auf denen ich immer aufschreibe, was mir Gutes passiert ist. Das Honigglas ist jetzt schon fast voll und ich kann immer, wenn ich mich schlecht fühle, einen Blick auf das Glas werfen oder auch mal die Zettlchen nachlesen, um mir wieder in Erinnerung zu rufen, dass ich ein Glückskind bin. ;)
AntwortenLöschenDas klingt ebenfalls nach einer wunderbaren Methode, sich an das Glück zu erinnern!
LöschenEin schöner Post :-) ich finde das ganz wichtig, sich oft genug bewusst zu machen, was einen glücklich macht, wie gut man es doch eigentlich hat. Momentan fällt mir das nicht schwer in diesem wunderschönen Frühling, da ist selbst die nervige Fahrt zur Arbeit schöner mit all dem Grün und den Blüten.
AntwortenLöschenFür den nächsten Winter werde ich mir vielleicht aber auch ein paar Bohnen anschaffen ;-)
Gute Besserung weiterhin, pass schön auf dich auf <3
Im Winter ein paar Bohnen griffbereit zu haben, kann weder kulinarisch noch für das nötige Glück hinderlich sein ;)
LöschenUnd ja, der Frühling ist herrlich, ich genieße derzeit jeden Tag sehr! Die Klinik liegt so schön direkt am Kurpark mit Meeren voller Tulpen und duftenden Kirschbäumen.
Ich musste gestern so lachen, dass ich nicht kommentieren konnte. Diese Story ist mit sicherheit genau so eine Urban Legend wie die Spinne in der Yukka Palme und findet sich in jedem Rosinen-Betrachtungs-Achtsamkeits-Seminar wieder. Was Du da Köstliches draus gemacht hast, ist wie immer ein Genuss zu lesen. Und: An der Idee, sich an die glücklichen Momente des Tages zu erinnern, ist absolut NICHTS falsch. Im Gegenteil. Das sollten wir viel öfter machen. Von den Bohnen mache ich derzeit ein weißes Bohnenmus mit Olivenöl und Salbei auf gerösteten Crostini... Oh, ich schweife ab...
AntwortenLöschenBohnenmus mit Olivenöl und Salbei! I love it! Manchmal kann man Glück auch essen :)
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