Köstliches Abtei-Bier in Himmerod, dicke Knödel, sonnende Eidechsen, fröhliche Menschen, fette Fische (vielleicht auch umgekehrt, wer weiß das schon) und eine Frage nach Niedertrachthonig
Wenn der Schwiegerpapa zum Zweck der Auszeitnahme ins Kloster geht und etwas vergisst, das er dringend braucht, bringt man es ihm nach – ist ja klar. Die Klostergärtnerei, aus der meine Limetten Agastache, mein Aztekisches Süßkraut, mein Zitronenbasilikum und mein Basilikum Magic Mountain stammen, hat auch sonntags geöffnet, wie über alle Maßen praktisch! Als Dankeschön für den Bringdienst lässt man sich dann zum Essen in der Kloster-Gaststätte einladen – auch klar. Aber selbst, wer keinen vergesslichen Schwiegerpapa sein eigen nennt, dem er etwas nachbringen kann, sollte dort hinfahren. Die Atmosphäre ist, wie ja immer in Klöstern und Abteien, das habe ich noch niemals anders erlebt, entspannt und fröhlich zugleich. Gibt es eigentlich schlecht gelaunte Mönche, resp. Brüder? Ich glaube nicht. Wobei, ich hatte den einen einzigen wohl als Direktor der Ordensschule, die ich in jungen Jahren besuchte; Bruder Wolfgang konnte ein wahrer Stinkstiefel sein, möge er in Frieden ruhen. Wo war ich? Ja genau, die Fröhlichkeit. Man steigt aus dem Auto, atmet die Klosterluft in tiefen Zügen, die ja schon direkt etwas heiliger ist als außerhalb der Abteimauern, und aller Stress, alle Nervosität und Grummelei fällt förmlich von einem ab. Kloster, zack, fröhlich!
Noch kurz etwas zu den Bezeichnungen Kloster und Abtei und warum ich sie hier so fröhlich durcheinanderwirble. Eine Abtei ist ein Kloster, aber ein Kloster nicht unbedingt eine Abtei.
- steht einer Abtei immer ein Abt oder eine Äbtissin vor
- müssen für die Erhebung eines Klosters zur Abtei bestimmte kirchenrechtliche Voraussetzungen erfüllt sein, wie z. B. eine bestimmte Anzahl von Nonnen oder Mönchen
- auch unterstehen Abteien nicht dem für das Kirchengebiet zuständigen Bischof, sondern direkt dem Heiligen Stuhl, also dem Papst
- eine Abtei ist also der Rolls-Royce unter den Klöstern. Quasi
Nach Besichtigung von Kreuzgang, Klostergärtnerei, Gäste- und Exerzitienhaus, Speisesaal, Kirche und der Forellenteiche, gingen wir essen. Bei so viel Forellen um mich herum, musste natürlich auch eine auf den Teller, als Müllerin, d. h., gebacken. Boah, war die gut! Und das Abteibier dazu, Himmel! Ja genau, dem kommt man so schon wieder ein Stück näher.
Der Liebste aß den Abteiknödel, ein Kartoffelknödel, gefüllt mit Hackfleisch, in einer Rahmsauce von Lauch und Speck schwimmend. Unverschämt gut hat er geschmeckt, mir wäre die Portion allerdings viel zu mächtig gewesen. Wobei auch der Fisch ordentliche Größe hatte und über die schier unbezwingbare Menge der Petersilienkartoffeln konnte ich nur leise seufzen... Man macht eh alles etwas leiser auf einem Klostergelände, außer Lachen, das macht man lauter. Weil – genau: man fröhlich ist!
Auf der Terrassenmauer neben unserem Tisch sonnte sich die klösterliche Eidechse
während Bob Ross den Horizont getupft hat.
Happy little trees and a happy little cloud that lives right here!
Noch ein Blick auf die Abteikirche
dann ging's zum Einkauf im Klosterladen. Dort reihte sich Peter Weck zwischen zwei Päpste
dann ging's zum Einkauf im Klosterladen. Dort reihte sich Peter Weck zwischen zwei Päpste
und wir kauften Frühtracht- und Spättracht-Honig, ließen uns vom Pater rudimentär über den Unterschied aufklären und lachten gemeinsam mit Gott über die Frage, ob es wohl auch Niedertracht-Honig gäbe. Der Pater meinte, sicher, aber wohl nur, wenn der Imker einen besonders schlechten Tag hätte.
Serviceteil
Abtei Himmerod, das Zisterzienser-Kloster im Salmtal
gegründet 1134/1135 durch Bernhard von Clairvaux
Abtei Himmerod OCist e. V.
Abteistraße 3
54534 Großlittgen
Tel. +49 (0) 6575 9513-0
Fax +49 (0) 6575 9513-20
Webseite der Abtei
Una caritate, una regula similibusque vivamus moribus
(Wir wollen in einer Liebe, unter einer Regel und nach einheitlichen Bräuchen leben)
Genießt euren Tag!
Ach komm, das mit der Fröhlichkeit liegt doch am Bier. Und am Wein. Und den Forellen. Und kindskopfgroßen Klößen, in denen sicher auch während der Fastenzeit das Fleisch versteckt wurde. Da wäre selbst der puritanischste Protestant fröhlich. Verdammt! So ein klitzekleinesbisschen neidisch sind wir ja doch immer... Ein schöner, stimmungsvoller Bericht. Macht Lust auf einen Spontantrip zum Kloster Eberbach. Auch atmosphärisch wunderbar - wenn auch ohne Brüder.
AntwortenLöschenZumindest das Essen ist imho in der Abtei besser als in Eberbach ;)
AntwortenLöschenAber atmosphärisch ebenfalls himmlisch^^
Und ich verwehre mich gegen die Unterstellung, dass die Fröhlichkeit am Bier läge *hicks* :)
Schön.
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