Masterclass Südtirol Wein. Und Sebastian Bordthäuser hatte die geniale Idee, daraus eine Höhenlagen-Verkostung zu machen. So tranken wir uns einen Mittag lang im Restaurant Stanley Diamond nicht kreuz und quer durch Südtirol sondern rauf und runter! Was wir tranken (Gewürztraminer, my love!) und aßen? Bitteschön:
Wo liegt eigentlich Südtirol (Alto Adige)?
Wenn ihr euch den italienischen Stiefel vor Augen ruft, dann liegt Tirol ganz oben rechts am Schaft, an der Krempe sozusagen. Es ist die nördlichste Provinz Italiens und genießt umfassende Selbstverwaltungsrechte. In den 50er Jahren, als halb Deutschland in sein neues Lieblingsurlaubsland Italien reiste, quälten die Urlauber ihre kleinen Autos über die Brennertransitroute, einmal quer durch Südtirol, immer auf der Suche nach Vino, Vino und Amore, Amore. Spätestens auf dem Rückweg machte man in Südtirol halt, packte sich Kofferraum und Dachgepäckträger voller süffigem Vernatsch als willkommene Alternative zur italienischen Korbweinflasche, die den Deutschen über Jahrzehnte die Partykeller als Kerzenhalter verstopfte. Bis es in den 80ern knallte, und zwar richtig! Der ab 1985 aufgedeckte italienische Methanol-Weinskandal spuckte auch den Liebhabern südtiroler Rotweine gehörig in die Gläser und ließ sie sich enttäuscht vom süffigen Rausch abwenden.
Die Winzer in Südtirol schüttelten sich kurz, richteten sich ihre Krone und rodeten schnellentschlossen weg, was niemand mehr wollte. Von 68 % auf 14,5 % sanken die Flächen für Vernatsch, gepflanzt wurden nun vor allem die Weißweinsorten Weißburgunder, Grauburgunder und Gewürztraminer sowie in den Höhenlagen, die bis auf 1000 Meter gehen, Müller-Thurgau – eine offensive Konzentration hin zum Qualitätsanbau begann und brachte schnell Erfolg. 60 % der gesamten Anbaufläche in Südtirol sind heute in weißer Hand, den Rest teilen sich insbesondere die roten autochtonen Sorten Lagrein und Vernatsch, sowie Merlot, Blauburgunder und Cabernet Sauvignon. Bemerkenswert ist der Ruf, der den Südtiroler Winzergenossenschaften wie Donnerhall vorauseilt. 70% der Weinerzeugung in Südtirol ist in der Hand von Winzergenossenschaften, die man hier in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen so berechtigt wie beschämt gerne ins hintere Weinregal schiebt.
Trinkt mehr Gewürztraminer!
Zeit, für eine ausgiebige Verkostung von Südtiroler Weinen, passend zu einem kleinen Menü. Das Konsortium Südtiroler Wein hatte gemeinsam mit Markenbotschafter Sebastian Bordthäuser ins Restaurant Stanley Diamond, Frankfurt, geladen, um Weinbloggern und -journalisten die köstliche Bandbreite von Weinen aus Südtirol (Alto Adige) vorzustellen. Nach grandiosem Auftakt mit dem 2012er Sekt Brut Riserva Comitissa von Lorenz Martini, aßen und tranken wir dieses:
2015 Pinot Grigio
Punggl
Kellerei Nals Margreid
und
2013 Weißburgunder Riserva
Sanctissimus
Kellerei St. Pauls
und
2015 Müller Thurgau
Feldmarschall
Weingut Tiefenbrunner
(einer der besten Müller Thurgaus der Welt und ja, ich mochte ihn! Sehr!)
zu
Griesheimer Spargel
mit Wildkräutersalat und Wachtelei
2015 Vinschgau Riesling
Windbichel
Weingut Unterortl – Castel Juval
und
2016 Eisacktaler Kerner
Praepositus
Stiftskellerei Neustift
und
2014 Sauvignon Blanc
Voglar
Weingut Peter Dipoli
und
2015 Gewürztraminer
Kolbenhof
Weingut J. Hofstätter
zu
Petersfisch unter der Haube von Schwarzwaldmiso-Creme,
Amarena-Kirsche und Ringelbete
Zu diesem Gang spaltete sich die Gruppe in zwei ungleiche Teile. Die Mehrheit war ganz klar für den Sauvignon Blanc als Begleiter, ein paar Versprengte (ich einschließlich) bevorzugten den Gewürztraminer. Wie ich euch hier im Rezept von der Hühnerleber in Sherry mit Gewürztraminer als Begleitwein erzählt habe, gehört der üppigen Gewürztraminertraube meine ganze Weinliebe. Der hier eingeschenkte Wein zog mir jedoch vor Begeisterung die Schuhe aus! So viel Pracht, so viel Rose mit einem Hauch Litschi war selten! Für mich war er der ideale Partner zu diesem sehr lauten Zwischengang, der mit einem großen BÄM! IN YOUR FACE! an Asiaaromen (Miso), Salz (Miso) und etwas dunkler Süße (Amarena-Kirsche) daherkam. Leute! Trinkt mehr Gewürztraminer und ja, trinkt sie aus Südtirol!
2016 Lagrein
Kretzer
Weingut/Klosterkellerei Muri-Gries
und
2016 Kalterersee Classico Superiore
Pfarrhof
Kellerei Kaltern
und
2014 Pinot Noir Riserva
Mazon Trattmann
Kellerei Girlan
und
2013 Cabernet Sauvignon
Cor Römigberg
Alois Lageder
zu
Entrecôte vom Simmentaler Rind
mit Fregola Sarda und Marktgemüse
Den krönenden Abschluss brachte der unglaubliche
2015 Moscato Rosa
von
Franz Haas
und ich weiß da von einer gewissen Person, die den Rest in der Flasche leergetrunken hat. Ähem. Der nächste Schokoladenkuchen mit pfeffrigen Kirschen kommt bestimmt und zu dem würde der Moscato Rosa so was von wie auf's Auge... Sie wissen schon. Völlig trunken vor Südtiroler Glück setzte ich mich ein paar Stunden später wieder in die Bahn nachhause. Den Duft vom Südtiroler Gewürztraminer habe ich noch heute in der Nase, ihr wisst ja, Duft ist Erinnerung, ergo ist Trinken das, was in Eurem Kopf passiert. In diesem Sinne schließe ich jetzt die Augen und träume mich in den Wein hinein.
Serviceteil
Ausführliche Informationen zu Südtrioler Weinen findet ihr auf der Seite Südtirol Wein (Vini Alto Adige) mit Bezugsquellen, Reisetips und vielen Veranstaltungshinweisen. HIER
Disclosure
Für die Einladung zur Masterclass Südtirol Wein mit Markenbotschafter Sebastian Bordthäuser bedanke ich mich sehr herzlich beim Konsortium Südtirol Wein und meinen Freunden, den Medienagenten, als betreuender Agentur. Danke auch an das reizende Team des Stanley Diamond, die an ihrem Ruhetag für uns Küche, Tür und Herz geöffnet haben; das Essen war köstlich!
Genießt euren Tag!
Liebe Astrid, der "BÄM"-Zwischengang klingt extremst spannend, wenn du noch ein paar weitere Hinweise zu Zutaten und Zubereitung hättest, wäre das klasse! :)
AntwortenLöschenLiebe Verena, ich habe soeben eine Mail an's Stanley Diamond gesendet. Sobald sie sich melden, gebe ich Dir das hier per Kommentar weiter. Vielleicht schreiben Sie ja auch selbst.
LöschenLieber Gruß!
Das ist toll, herzlichen Dank!! :) Ich bin gespannt!
LöschenLiebe Verena,
Löschenich muss Dir leider sagen, das der Koch sich ein bisschen "anstellt" – sein Rezept nicht herausgeben (dabei ist das ja nun kein Gang der 3*-Raketenwissenschaft).
Er schrieb mir: "...die Dame kann einfach eine Hollandaise mit der Misopaste vermischen bis die gewünschte Geschmackes Intensität erreich ist. Dann haben Sie eine ähnliche Version...."
Ich dachte mir dann so, koche ich es halt nach und stelle es in den Blog ;) Dann kannst Du mir Löcher in den Bauch fragen!
Das klingt nach einer perfekten Lösung! Ich bin gespannt! :) Vielen lieben Dank für deine Bemühungen.
LöschenJa, schade, zum Glück sind die meisten Köche da eher locker - zwar gibt es da auch normalerweise kein Rezept i.S.v. "20 gr Butter, 250 gr Mehl...", aber eine Info über Zutaten und eine Orientierung für die Zubereitung... so jedenfalls meine "bescheidene" Erfahrung. ;)
Toller Bericht, da wäre ich gerne dabei gewesen!
AntwortenLöschenUte
Das freut mich Ute, Danke!
Löschenich glaube, ich muss mich auch mal dem Thema Gewürztraminer aus Tirol widmen! Danke für den schönen Artikel Astrid!
AntwortenLöschenIch danke Dir! Und ja, ich sag's ja: trinkt alle mehr Gewürztraminer aus Südtirol!
LöschenIch habe zwar schon kommentiert, aber vielleicht hat das Internet das verschluckt ;)
AntwortenLöschenAn dem Rezept bin ich nämlich auch sehr interessiert!
Hallo Ursl, das ist zumindest der einzige Kommentar, der bei mir angekommen ist. Aber Blogger macht da manchmal komische Sachen und verschluckt mal was...
LöschenWenn ich Rückmeldung aus dem Stanley Diamond bekomme, stelle ich sie hier ein.
Hallo Ursl, schau mal mein Kommentar oben bei Verena...
LöschenFeldmarschall Fenner vom Tiefenbrunner, Kolbenhof Gewürztraminer vom Hofstätter, Moscato Rosa vom Haas da fehlt nur noch der Istrice der Elena Walch dann hat man so ziemlich alles was nur sehr schwer zu bekommen ist da nur eine begrenzte Anzahl von Flaschen in den freien Handel kommt. Der überwiegende Teil der Weine geht an lokale Restaurants. Den Kolbenhof Gewürztraminer hat man schon in den 1980 Jahren, wenn überhaupt, nur bekommen, wenn man ein gewisses Kontingent anderer Weine gekauft hat. Da bleibt nur übrig sich Gewürztraminer anderer Produzenten, nach der Verkostung vor Ort, zuzulegen, was nicht immer zufriedenstellend ist.
AntwortenLöschenUnd ich dachte die ganzen letzten Wochen schon "wo ist eigentlich Heinz?" :D
LöschenIch denke, wenn man die Weine direkt ab Weingut bezieht (Subskription), müsste das doch eher möglich sein, oder?
Der Trend zu weniger Schreibtisch und mehr Altersaktivität hat mich eingeholt. Kinder und Frau bestehen auf mehr Bewegung. Der Zeitpunkt zur Abgabe der Selbstbestimmung rückt immer näher. Quatsch, ich war auf Mallorca und hab es mir gut gehen lassen. Mit Subskriptionen habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Ich kaufe nur noch Weine, die ich vorher verkostet habe.
Löschen:)))))
LöschenUnd zur Subskription – ich weiß natürlich, was Du meinst. Aber ich habe Winzer des Vertrauens, da kaufe ich auch neue Jahrgänge blind. Allerdings sind das dann nicht Kosten pro Flasche von € 20,00 und mehr, das ist wohl wahr.
Auf jeden Fall muss ich jetzt endlich mal nach Südtirol, ich schäme mich ja fast, dass ich noch nicht dort war :)
Du warst noch nie bei uns !! Das ist allerdings ein Manko. Melde dich, wenn du einmal da wärst!
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