Geschmorter Kürbis mit Pfifferlingen und Kokosmilch – das perfekt natürliche Foodpairing. Dazu gibt es heute einen Wein vom ältesten Weingut im Roussilon, Frankreich, und Gedanken zur Aufregung rund um den Begriff "Foodpairing"
Dieser Beitrag enthält Werbung für Wein.
Er darf daher von Jugendlichen unter 16 Jahren nur in Begleitung
ihrer Erziehungsberechtigten gelesen werden.
Foodpairing, was ist das eigentlich?
Gebt Ihr den Begriff Foodpairing bei Google ein (macht das ruhig mal, hier: Bitte, gerne) werdet Ihr überrollt mit Weisheiten wie
... ein Trend, ungewöhnliche Geschmackskombinationen zu kreierenoder:
... die Wissenschaft von Geschmack und die Zusammensetzung von Aromen, die man unbedingt probieren sollte
gerne genommen auch
... die Wissenschaft der Spitzenköche!geht's eigentlich auch eine Nummer kleiner?
Übersetzt bedeutet der Begriff Foodpairing nichts Anderes und nichts Komplizierteres, als
die Paarung/Kombination/Kopplung von Speisen/Lebensmitteln/Nahrungsmitteln
Klingt jetzt aber nur noch halb so aufregend, ich weiß.
Und wo findet Ihr die besten Ideen für Foodpairing außerhalb der drölfzigmillionen Buchkilometer in den Buchläden der Republik? Genau, draußen. Die Natur gibt Foodpairing quasi vor. In der Regel passt das, was gemeinsam wächst, beziehungsweise erntereif ist, auch geschmacklich vorzüglich zusammen. Tolle Kombinationen von zum Beispiel Lachs mit Kaffee-Pfeffer-Beize sind natürlich ebenfalls eine irre tolle Sache, auch wenn sie nun nicht zusammen wachsen, aber Ihr versteht, um was es mir geht, ja? Ich mag einfach das Aufgeregte, Hyperventilierende nicht, um Alleinstellungsmerkmale und Besonderheiten zu schaffen, wo keine sind. Oder einfach nur ein paar Bücher mehr verkauft werden sollen.
Pfifferlinge und Kürbis sind ein gutes Beispiel für das Foodpairing-Talent der Natur. Sie werden in der gleichen Jahreszeit geerntet und schmecken miteinander kombiniert extraordinär.
Für den heutigen Teller habe ich die Kürbiswürfel ausnahmsweise nicht im Ofen gebacken, sondern sehr sanft in etwas Distelöl in einem Topf bei moderater Hitze so lange herumgerührt, bis sie nur noch leicht bissfest waren. Als Würze kam ausschließlich Salz ins Spiel und im letzten Drittel der (kurzen) Garzeit, ein wenig Geflügelbrühe, die sich wiederum schmorend eingeköchelt hat.
Warum Pfifferlinge in Wasser gewaschen werden können
Pfifferlinge wasche ich. Immer. Da sie im Gegensatz zu Champignons keine Lamellen, sondern fest am Hut verwachsene Leisten besitzen, letztere sich nicht vollsaugen können, ist das eine schnelle und einfache Möglichkeit, die kleinen Dreckspatzen sauber zu bekommen. Dem Wasser gebe ich etwas Mehl hinzu für den Peelingeffekt. Das mache ich jetzt schon so viele Jahre so, dass ich vergessen habe, ob es wirklich etwas bringt. Ihr könnt gerne bei Gelegenheit eine Versuchsreihe starten und mir das Ergebnis mitteilen, ich bin sehr gespannt! Gerne flechte ich Eure Erfahrungen hier in diesen Artikel ein. Nach dem Waschen lasse ich die Pfifferlinge auf einem großen Küchentuch trocknen (wenn es schneller gehen soll, hilft der Backofen mit 50 °C Umluft) und entferne mit meinem kleinen Lieblings-Tourniermesser* die letzten Dreckspritzer und kappe die Enden.
Wie ich Pfifferlinge brate
Anschließend werfe ich die Pfifferlinge bei großer Hitze und ohne Fettbeigabe in eine meiner flutschig eingebratenen Eisenpfannen. Wer keine flutschig eingebrannte Eisenpfanne mit ordentlich Patina hat, verwendet in Gottesnamen etwas neutrales Pflanzenfett. Bei kurzer, hoher Hitze prügelt Ihr den Pfifferlingen quasi die letzten Wassertropfen heraus. Sie werden es Euch mit einem irren Aroma von Waldboden und einem Hauch Aprikose danken.
Nun fügt Ihr die Pfifferlinge dem Kürbis hinzu und gebt den beiden noch etwas Kokosmilch an die Seite. Salz und Pfeffer nach Bedarf. Estragon ist toll als Kraut mit seinen Estragolnoten. Salbei passt ebenfalls hervorragend. Oder hundsgemeine Petersilie – wo wir doch heute hier so nett über das Einfache plaudern.
Meine Weinempfehlung
ist quasi der erste Teil, denn das heutige Kürbis-Pfifferlings-Essen kann zwar völlig zu Recht ganz für sich alleine stehen und aufgefuttert werden – wurde es aber nicht. Überraschung! Es war für uns eine Begleitung zu ________ (folgt demnächst in diesem Theater). Das verfressenste Kind der Welt war zu Besuch und wir haben gemeinsam zwei verschiedene Rotweine zum Essen verkostet – quasi eine kleine Weinschule für Töchter und Töchtertöchter veranstaltet. Und der erste Wein, den ich Ihr und mir zum Verkosten servierte, war:
2015
Château de Corneilla
Cavalcade Rouge
Côtes du Roussillon
Les Aspres, AOP
Verwendet wurden die Rebsorten Grenache, Mourvèdre und Syrah, und Ihr wisst ja, die größten Weine der Welt sind Cuvées. Ok, außer Riesling :) Dieser hier ist zwar kein weltgrößter Wein, er hat aber auch keinen weltgrößten Preis. Und er schmeckt herrlich saftig und würzig, bietet leichten Bumms mit seinen 14 % Vol. und mag das Kürbis-Aprikosen-Pfifferlingsaroma. Miriam hat deutlich genussvoll geschmatzt beim Trinken. Lecker, befand sie und ich finde, das ist schon eine tolle Sache, wenn man ganz sicher weiß, dass ein Wein einem gut schmeckt. In meinen Augen ist das sogar der beste Einstieg für meine Tochter in die Welt des Weinkennerinnentums; diese Sicherheit des eigenen Geschmacks. Daran scheitern ja viele sehr oft, an dieser Unsicherheit, ob ihnen der Wein denn nun schmecken kann/darf/soll. Und wenn an meinem Tisch jemand sitzt, einen Wein trinkt und aus vollem Herzen sagt, LECKER!, dann könnte ich sie/ihn gleich umarmen. Manchmal mache ich das vor lauter Freude auch – also seid gewarnt :)
Und weil ich gute Geschichten mag, muss ich Euch auch die folgende noch erzählen. Und achtet bitte sehr auf die darin vorkommenden Begriffe wie: Unaufgeregt, weniger Wissenschaft und Lust und Vergnügen. Wenn DAS nicht der passende Wein für diesen Beitrag, ach was, für diesen ganzen Blog ist, dann weiß ich ja auch nicht! :)
Kurz vor der französisch-spanischen Grenze, in Corneilla del Vercol, steht das Château de Corneilla. Ursprünglich Ende des 12. Jahrhunderts von Tempelrittern erbaut, gingen die Besitzungen 1485 in den Besitz der Familie Jonquères d'Oriola über, die seit 27 Generationen ununterbrochen auf dem herrschaftlichen Landgut Weinbau betreibt.
Das sogenannte „Terroir des Aspres“ bietet einzigartige Bedingungen zur Erzeugung herkunftsgeprägter Weine. In kleinen, von der Sonne ausgezehrten und von Bergwinden umtosten Weinbergsparzellen krallen sich Williams zum Teil uralten Rebstöcke tapfer am kargen, steinig-tonigen Trümmerboden fest. Die Höhe auf den Ausläufern der Pyrenäen und die entsprechend kalten Nächte wirken sich positiv auf die Frische und die Balance der Weine aus. Bei der Arbeit im Weinberg macht William nur das Nötigste. Er selektiert die Trauben per Hand und lässt ansonsten der Natur ihren Lauf. Im Keller fermentiert er die Trauben dann auf traditionelle Weise mit natürlichen Hefen bei niedrigen Temperaturen. Alles ganz unaufgeregt und nach dem Motto: weniger Wissenschaft, dafür umso mehr Leidenschaft. Auf diese Weise entstehen vorzügliche Essenbegleiter, die als perfektes Spiegelbild ihrer Herkunft eine absolute Referenz des Roussillons darstellen.
Und auch der Spaß komm nicht zu kurz: Sinnbildlich dafür steht sein Rotwein La Canaille: Eine schelmisch schöne Hommage an die Lehre des griechischen Philosophen Epikur, der das lebenslange Streben nach Lust und Vergnügen zum höchsten menschlichen Glück erhob.
Serviceteil
- Wein: Bezugsquelle für den unaufgeregten Lust- und Vergnügen-Wein: HIER
- Glas: Mein Weinglas, mal wieder aus der ja, ich weiß, Ihr könnt es nicht mehr hören-Serie ❤, HIER*
- Messer: Keine gute Küche ohne Tourniermesser! HIER*
- Das einzige Buch, das ich zum Thema "Foodpairing" seit Jahren uneingeschränkt empfehle und in dem ich immer und immer wieder (quer-)lese: Bitteschön, der Geschmacks-Thesaurus* von der wunderbaren Niki Segnit
Genießt euren Tag!
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Das letzte Mal, dass ich Pfifferlinge aß, war auf der Alm. Die winzigen Pilze stammten aus dem Wald, der paar hundert Meter tiefer am Talrand rumstand. Kaufen kann ich sie mir nur selten. Allerdings kann ich mir die Geschmackskombination made in nature, sehr gut vorstellen. Toll! Was Lachs und Kaffee angeht, erinnere ich mich dunkel, die beiden vor langer Zeit intuitiv auch mal kombiniert zu haben. Ob ich wohl das Foodpairing-Gen habe? ;-)
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