Herzlich willkommen, inoffizielles Blog-Kochbuch von Arthurs Tochter kocht. Das New York Times Kochbuch „Kochen ohne Rezepte“ ist das Buch, das ich nie schrieb!
The New York Times: Das Kochbuch. Kochen ohne Rezepte. 100 Inspirationen für die kreative Küche von Sam Sifton* |
Meine Woche mit Sam
Sam Sifton, Bruder im Geiste. Jeden Sonntag landet sein Newsletter „what to cook“ in meinem Postfach. Sam erzählt, von welchem Essen er in den vergangenen Nächten geträumt hat, und was davon er im Laufe der Woche kochen wird. Montag gibt’s Auberginen-Caponata; Dienstag gegrillte Zucchini; am Mittwoch möchte er Puttanesca-Kichererbsen-Tomaten-Salat machen, Donnerstag gibt’s Shrimps mit Melone und Feta und am Freitag Carne Asada (mexikanisches Steak). Für Samstag und Sonntag schickt er mir seinen Letter „What to cook this weekend“ oder „what to cook right now“. Und ich lese sie alle!
Es begann mit Siftons Newsletter, es folgte mein Abo für die Kochseite der New York Times für € 40,00 jährlich; für € 2,00 wöchentlich habe ich mir Zugriff auf die Editorials der NY Times gesichert. „Eggplant. Five Ways“, „Don't cook. Assemble“, oder „Sauce up your life!“ – es sind Überschriften wie diese, die mich stante pede an den Herd kicken. Das erste Rezept, das er mir empfahl, war der jamaikanische Ochsenschwanz, es folgten unzählige andere, die eine ganze Blog-Kategorie begründeten: Arthurs Tochter kocht die New York Times leer. Was soll ich noch sagen – diesem Buch konnte ich nicht widerstehen!
Autor und Verlag
Sam Sifton, Jahrgang 1966, ist Journalist und Food-Redakteur bei der New York Times. Er futtert sich beständig durch Big Apple und den Rest der Welt, und lässt sich von unzähligen Restaurantbesuchen zu eigenen Rezepten inspirieren. Frühstückstoast von Fergus Henderson, Selleriesuppe aus dem Restaurant „Lost Kitchen“ in Maine (bereits nachgekocht, siehe Foto), und so fort. Auf der von ihm mitgegründeten Seite NYT Cooking kuratiert er speichelflusserzeugende Rezeptsammlungen, empfiehlt ausufernde Texte seiner Journalistenkolleginnen und erzählt von ihren und seinen kulinarischen Abenteuern. The New York Times: Das Kochbuch ist sein viertes Buch. Es liegt seit April 2022 in deutscher Übersetzung vor, veröffentlicht im Christian Verlag.
The New York Times: Das Kochbuch kommt im küchenhandlichen Format und leuchtend roter Farbe daher, das Feng-Shui-Feuer lässt grüßen. Es locken 100 Rezepte auf 256 Seiten. Mattes Papier mit wertig hoher Grammzahl, klarer Druck, für jedes Rezept eine Doppelseite mit Anleitung und Foto. Die Foodfotografie ist unprätentiös, sprich, sie bildet alltägliches Kochen ab; so bekommt nun wirklich jeder sein Essen auch selbst auf den Tisch, ohne zuvor einen Pinzetten-Anrichtekurs absolviert zu haben.
Die Einleitung ist kurz und knackig, es folgt eine sinnvolle Auflistung zur Vorratshaltung und dann geht’s auch schon los:
Kategorien und Inhalt
- Frühstück
- Suppen, Sandwiches, Abendessen
- Aus der Gemüseküche
- Aus dem Vorratsschrank: Reis und Nudeln
- Aus dem Meer
- Viel Hähnchen und ein bisschen Ente
- Allerlei Fleisch
- Dessert? Unbedingt!
Die Frühstücks-Kategorie hat mich ob ihres Umfangs überrascht. Sie beginnt harmlos mit einem Erdnussbutter-Smoothie (Jesus!) und bietet dann ein Füllhorn von Inspirationen. Von der einfachen Joghurtspeise bis hin zu vor Hedonismus triefenden Toasts und gerösteten Broten mit Avocado, Ei, Speck, Würstchen und Käse – der Übergang in die nächste Kategorie mit Sandwiches ist fließend. Es gibt vier köstlich anmutende Suppen – von denen mir die Schälerbsen-Suppe mit geräucherten Schweinefüßen so „german“ erscheint, dass ich die Rezeptredaktion förmlich durch die Buchseiten zwinkern sehe. Leicht und deftig wechselt sich ab mit raffiniert und fast schon unverschämt einfach. Im Buch finden sich ein, zwei so einfach gestrickte Rezepte, dass ich mich niemals trauen würde, sie zu verbloggen. Oder ist es nur ein gehöriges Maß an Chuzpe? Wer einem Erdnussbutter-Smoothie widerstehen kann, werfe die erste Hülsenfrucht.
Die Gemüsegerichte sind simpel gestrickt und nicht zwingend vegan, jedoch vielfach vegetarisch. Bei den verwendeten Käsen muss eine jede für sich selbst entscheiden, ob mit Lab oder ohne. Mit solchen Kleinigkeiten hält das Buch sich (glücklicherweise) nicht auf. „Aus dem Vorratsschrank“ liefert schöne Ideen rund um Reis, Nudeln und Hülsenfrüchte samt Sardellen aus der Dose, Kimchi, Ketchup, Trockenfrüchte und so fort. Für die Nudelgerichte stehen Käse-Ravioli mit Entenleber-Mousse(!), Pasta mit Kichererbsen und einem Negroni (der wird vorher getrunken, sehr sympathisch!), Pasta mit Wurst und Salbei oder mit Blauschimmelkäse und Walnüssen, und Ziti(!) … es sind der Klassiker viele.
In „Aus dem Meer“ locken mich Garnelen im New Orleans Style, gebackener Fisch mit Mayonnaise und Senf sowie Ofenlachs mit Tamari; in „Hähnchen, Ente, Fleisch“ sind es Melasse-Brathähnchen, Entenbrust mit gebackener Aubergine, gegrillte Schweinekoteletts mit Erdnüssen und Gochujang (bereits nachgekocht, siehe Foto), ein Lammgericht, Chorizo-Nachos und Achtung: Fleischbällchen-Salat!
Cowboy-Ragout, Smashed Potatoes mit Cheddar(!), Buffalo-Chicken-Dip – ich freue mich auf jedes einzelne dieser Rezepte, stay tuned!
Ein wenig nachlässig gearbeitet hat leider die deutsche Rezeptredaktion. Anleitungen wie „keine Farbe hinzufügen“ sind vermutlich unüberlegten Übersetzungen geschuldet. Bei Anweisungen wie „Backblech mit Folie auslegen und dann mit dem Fleisch unter den Grill schieben“ ist hingegen schnelles Konstatieren gefordert, dass hier keine in Deutschland handelsübliche Folie gemeint sein kann.
Mein Fazit. Warum passt dieses Buch so gut zu meinen Leserinnen und Lesern und zu Arthurs Tochter Kocht?
Es ist das Leitmotiv: Sam schlägt ein Gericht vor, beschreibt grob, welche Zutaten benötigt werden, macht Vorschläge, was womit ersetzt werden kann, sagt dann: Schüttel mal Kreativität aus dem Handgelenk und zack – Essen ist fertig!
Und das ist dann eben – wie in diesem Blog – Segen und Fluch zugleich. Denn einerseits lässt diese Herangehensweise weiten Raum für eigene Schöpferkraft. Andererseits macht sie es Kochanfängerinnen nicht einfach, das scheint nur so. Dieses „mach mal“ klingt zwar immer super fancy und locker (neudeutsch: easy-peasy), aber jemand ohne viel Kocherfahrung stößt schnell an die Grenzen des eigenen Könnens und Zutrauens. Insofern machen es Sam Sifton mit dem Buch und ich mit diesem Blog uns gleichermaßen einfach. Wir transportieren unser eigenes Können, beschreiben die Herangehensweise recht blumig und lassen euch dann alle mal machen. Und wenn’s nicht klappt, an wem liegt es dann? Das Level des eigenen Könnens nicht hoch genug? Die Beschreibungen zu ungenau? (hättest Du Dir doch denken können!). Auch wenn also dieses Buch „Kochen ohne Rezepte“ proklamiert – es ist, wie dieser Blog, nicht für Anfängerinnen geeignet. Wer aber mit meinem Blog gut zurechtkommt, und über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, gepaart mit etwas Risikobereitschaft und Experimentierfreude verfügt, für den ist alles schick – zumal die Texte im Buch um ein Vielfaches kürzer sind. ;) Kaufen, marsch marsch, dieses Buch macht unverschämt viel Spaß!
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