Da möchte ich ganz schnell ein Rezept für die einfachste, leckerste(!) Ofenkartoffel der Welt verbloggen, und dann fallen mir Smashed Potatoes, Mashed Potatoes und Kumpir vor die Füße. Ja was denn nun? Wer weiß es? Bueller?
Behind the scenes
Ihr ahnt nicht, was hier an gutgemeinten^^ Besserwissermails aufschlägt. Ich bekomme kaum Schmähmails, eigentlich niemals sexuell konnotierte Inhalte, keine Beschimpfungen oder Ähnliches, von dem andere, ins Internet schreibende Frauen so oft berichten. Aber diese vordergründig wohlmeinenden, am Ende aber lediglich herablassenden Mails samt altväterlichem Inhalt, ich kann euch sagen … also könnte es durchaus passieren, dass ich von Kumpir schreibe, und dann kommt Herr Oberlehrer und schreibt mir, dass das eine Smashed Potato sei, weil er nämlich vor 40 Jahren mal ein Kochpraktikum in Amerika gemacht habe. So in der Art. Ich denke mir dann immer, leg Dich doch bitte gehackt und lass mir die Ruhe. Aber so ist das, den Leuten ist langweilig und dann schreiben sie blöde Mails oder kacken anderen Blogs in die Kommentare. Ich glaube eh, dass viel Elend auf der Welt durch Langeweile entsteht, aber mich fragt ja niemand und ich schweife schon wieder ab. Wo war ich? Smashed Potatoes oder Kumpir, genau.
Kumpir geht kulinarisch steil!
Im Zuge des Hypes um die Levanteküche geht auch Kumpir seit einigen Jahren kulinarisch steil. In Mainz hat mit dem „Schrebergarten“ von Leyla Camkerten-Benli bereits 2014 das erste Restaurant rund um die türkische Ofenkartoffel eröffnet, „Die Waffel“, kleine afghanische Restaurants von Mujib Arash folgten in Mainz und Wiesbaden. Und was ist nun Kumpir, das ich liebevoll als Kartoffelklumpatsch (it’s all about the Alliteration, ist es nicht?) bezeichne?
Das Wort Kumpir ist in die türkische Sprache übergegangen und bedeutet dort Ofen- oder Folienkartoffel. Ursprünglich stammt es vom pfälzischen/alemannischen Grumbier oder Krummbeere („Grundbirne“) ab. In dieser Form wurde es auch von deutschstämmigen Siedlern in Südosteuropa, den Donauschwaben verwendet, wo es als krumpir bzw. krompir in die serbokroatische Sprache und als krumpli in die ungarische Sprache einging, und wurde von Balkantürken, die Kontakt zu diesen Deutschsprachigen hatten, bis nach Anatolien verbreitet. Anders als Patates (Kartoffel) bezeichnet es die zubereitete Ofenkartoffel. Immer häufiger begegnet man diesem Wort reimportiert in Deutschland als Kumpir-ci. Hierbei handelt es sich um einen türkischen Imbiss, der Kartoffelspezialitäten anbietet.
Geschichte der Kumpir
Kumpir beziehungsweise Backkartoffeln kommen in vielen Küchenkulturen vor. Im Ursprungsland Peru oder bei den Spaniern, die die Kartoffel nach Europa brachten, wurden sie schon seit langem im Feuer geröstet. Der Begriff selbst stammt vom Balkan, wo er „Kartoffel“ bedeutet. Dort buk man sie auf dem Grill oder zwischen Kohlen und servierte sie anschließend mit Joghurt oder Butter. Angeblich wurde das Gericht dann von Balkantürken, die aus Bulgarien in die Türkei übersiedelten, dorthin mitgebracht. Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre reicherten die Türken es mit Meze und Salaten an. Heute enthält der typisch türkische Kumpir neben den Grundzutaten Käse (Kaşar oder Emmentaler) und Butter wahlweise saure Gurken, Sucuk, Olivensalat, Mais, geschnittenes Gemüse (eventuell vorher blanchiert) und Soßen, wie Mayonnaise, Ketchup oder Senf. (Quelle: Wikipedia)
Die amerikanischen Smashed Potatoes sind unkomplizierter
Man backe eine Kartoffel im Ofen, drücke sie platt und überschütte sie mit dem, was man gerade hat. Kein Rezept, keine Vorschriften, keine dreistöckigen Backöfen. Gibt man allerdings „Smashed Potatoes“ in eine Übersetzungsmaschine ein, kommt Kartoffelpüree dabei heraus. Gibt man Mashed Potatoes ein, das Gleiche. Gräbt man sich tiefer in die amerikanische Ofenkartoffel hinein, findet man schnell heraus, dass Smashed Potatoes mit Schale zerdrückt werden, das Püree also gröber ist, und Mashed Potatoes mit geschälten Kartoffeln zubereitet werden. Also eher wie unser klassisches, deutsches Kartoffelpüree. Mir ist das im Prinzip alles recht. Gebt mir Kartoffeln, mehr Kartoffeln, ich liebe Kartoffeln! Mit Schale oder ohne, zerdrückt oder fein zerstampft, ganz egal!
Meine aktuelle Lust auf zerdrückte Ofenkartoffeln stammt, wie die letzten Rezepte auch, aus dem neuen, heißgeliebten Kochbuch „New York Times Kochbuch – Kochen ohne Rezepte“*, das ich euch HIER ausführlich vorgestellt habe.
Und als ich bei Instagram habe abstimmen lassen, was ich als Nächstes daraus verbloggen solle, Smashed Potatoes oder eine cremige Selleriesuppe mit Ricotta und Seatiger – und die Suppe sah WIRKLICH HÜBSCH AUS – stimmten dennoch 78 % für Kartoffelklumpatsch. Wie hätte ich aufbegehren können?
Meine erste Variante waren Smashed Potatoes mit Spinat, Chorizo, Cheddar, Knoblauch und Zwiebeln
Und zum Überbacken noch einmal Cheddar. Und dann hat mir die Idee von Swifton, die Smashed Potatoes nach dem Überbacken im Ofen auch noch mit einer aufgeschnittenen Avocado und Joghurt zu belegen, also das Topping auf dem Topping quasi, besonders gut gefallen. Das war ein kleiner, feiner Frischekick, der der Kartoffel ein wenig das Dumpfe austreibt. Vor ein paar Tagen habe ich die Reste eines anderen Essens auf die Ofenkartoffel gepackt: Kichererbsen mit kleinen Merguez-Fleischbällchen, Tomaten, Zucchini und Ricotta. Das war Klumpatsch as Klumpatsch can, aber auch ziemlich … geil. Ihr seht, euren eigenen Ideen und Variationen sind überhaupt keine Grenzen gesetzt. Ihr benötigt lediglich dicke Kartoffeln (ich bin eher ein Fan von „vorwiegend festkochend“, nicht von mehlig), die ihr rundherum mit Olivenöl einreibt, kräftig salzt und im Ofen bei 180 °C circa 40 Minuten backt. Entweder auf einem Blech, oder – ich mag das Garen in Ton ja so sehr – in einer Cazuela*. (Wenn ihr eine Cazuela habt, könnt ihr auch gleich mein Rezept für geschmortes Lamm mit Quitte und Safran-Aprikosen kochen, ich sags nur).
Arthurs Tochter kocht die New York Times leer. Alle Rezepte HIER.
Bei Instagram: #arthurstochterkochtdienewyorktimesleer
So, und wie heißt so eine Kartoffel jetzt bei euch? Kumpir? Smashed Potato? Ofenkartoffel? Sagt mal:
Herrlich geschrieben! Und lass Dich von Klugscheißern nicht verrückt machen, die gibt's überall! Deine Rezepte und Deine Schreibe haben mir schon so oft den Tag gerettet, dass muss ein Klugscheißer erstmal hinbekommen :)
AntwortenLöschenDas freut mich :) Und ich lass mich nicht verrückt machen. Da bin ich wie eine kleine Lotusblüte, an der der ganze Schmutz einfach abperlt.
LöschenVon der weiblichen Oberlehrerin: *link nicht übertragen*. Nachgekocht wird trotzdem!
AntwortenLöschenOk, ich weiß nicht, was Du da verlinkt hast, aber ich freue mich, wenn Du nachkochst. Lass es Dir schmecken!
LöschenTolle Anregung, danke! Bei uns ist das noch Ofenkartoffel, Kumpir kannte ich noch nicht.
AntwortenLöschenOfenkartoffel ist klasse, ich nenne sie auch noch so :D
LöschenDa du fragst, das heißt bei uns "lecker Abendessen". Kartoffelklumpatsch passt aber auch sehr gut.
AntwortenLöschenViele Grüße
Ilka
"Lecker Abendessen“ klingt superplusplus! Auf Instagram hat jemand kommentiert, es hieße bei ihnen „Kartoffenmitquark“. Und dann, egal, womit. Immer Kartoffelnmitquark. Und manchmal halt auch mit Quark. Das finde ich auch prima! :D
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