Für dieses Rezept von Wolfram Siebeck wird der cremige Milchreis im Ofen gegart. Dazu gibt’s Aprikosen in einem Sirup mit Weißwein, Kirschwasser und Zitronensaft. Geschlagene Sahne, zum Schluss untergehoben, macht ihn besonders fluffig
Milchreis mit Aprikosen nach einem Rezept von Wolfram Siebeck
Am Ende konnte ich nicht mehr zweifelsfrei eruieren, wer genau jetzt für diesen Artikel verantwortlich ist. Es begann mit einer von mir spaßeshalber initiierten Abstimmung in meinen Insta-Stories, welches von zwei oder drei Rezepten ich als Nächstes auf dem Blog veröffentlichen solle. Irgendjemand* warf den bis dahin in keiner Weise zur Wahl stehenden Milchreis in die Runde und ich gab launig damit an, dass ich dazu ein supertolles Rezept hätte. Alle sprangen darauf an, die Kurznachrichten überrollten meinen Account und am Ende wollte es niemand mehr gewesen sein – #milchreisgate war geboren. Das Ende vom Lied: Ich muss nun erst das Rezept für Milchreis mit Aprikosen nach Siebeck veröffentlichen, bevor ich jemals wieder etwas anderes verbloggen darf – das ist der Deal.
Erstmalig habe ich diesen extraordinären Milchreis vor ungefähr zwanzig Jahren gekocht, in der Hochphase von Miriams Milchreisliebe – den normalen, im Topf gekochten Reisklumpatsch mit Zucker und Zimt, mit dem auch ich aufgewachsen bin, konnten schließlich andere machen. Ich hatte mein Lieblingskochbuch von Siebeck, welches ich in diesen Jahren wie eine Küchenmonstranz vor mir hertrug, so stolz war ich darauf. Miriam lud derweil Heerscharen von Freundinnen ein, nur um sagen zu können, schau mal bitte, wie meine Mama Milchreis kocht. Miriam wurde größer, irgendwann zog sie zu Hause aus und der Siebecksche Milchreis geriet etwas in Vergessenheit. Bis eben jetzt. Und es wird höchste Zeit, dass er in meinem Blog, der bekanntermaßen in kulinarischer Liebe zu Siebeck tief entbrannt ist, seinen Platz findet.
Rezept für Milchreis mit Aprikosen für 4 Personen
Zutaten
- 200 g Rundkornreis/Milchreis
- 1 l Milch
- 1 Vanilleschote
- 250 g getrocknete Aprikosen
- 2 Zitronen (der Saft + ein Streifen Schale)
- 3 EL trockener Weißwein
- 3 EL Kirschwasser
- 100 g Zucker + 2 EL Zucker, Salz
- 200 g Sahne
Zubereitung
- Den Backofen auf 100 °C heizen.
- Den Milchreis in einem Topf mit Wasser zum Kochen bringen, 2 Minuten köcheln lassen, durch ein Sieb abgießen und gründlich abspülen.
- Die Aprikosen mit Wasser bedecken und eine Stunde einweichen. Anschließend abgießen und vierteln.
- Die Milch in einen Topf geben, mit zwei fingergroßen Streifen Zitronenschale, dem herausgekratzten Mark der Vanilleschote und der Schote selbst, zum Kochen bringen. Einmal aufwallen lassen, den Reis in die Milch schütten, Prise Salz dazu, noch einmal kurz aufkochen und den Topf mit Deckel in den Backofen stellen. 50 Minuten quellen lassen. NICHT UMRÜHREN, NICHT DEN DECKEL HEBEN, einfach mal gar nichts machen.
- Nach der Garzeit die Zitronenschale und die Schote aus dem Milchreis fischen, Milchreis testen. Eventuell hat er noch leichten Biss und im Topf ist noch etwas nicht aufgenommene Milch. In diesem Fall den Milchreis ohne Deckel für weitere zehn Minuten im Ofen ziehen lassen.
- Nun den Zucker hinzufügen.
- In einem kleinen Topf oder einer Sauteuse 2 EL Zucker schmelzen lassen, mit Zitronensaft und dem Weißwein ablöschen. Die Aprikosen hinzufügen und leicht köcheln lassen, bis sich ein leicht angezogener Sirup bildet. Kurz vor dem Karamellisieren das Kirschwasser zugeben, noch einmal kurz aufkochen lassen, damit der deutliche Alkoholgeschmack sich verflüchtigt. Die Aprikosen im Sirup unter den Milchreis rühren, einige zum Schluss obenauf geben.
- Die Sahne schlagen, unter den nur noch lauwarmen Milchreis ziehen und servieren.
Meine verified Tochter-Tipps zur Zubereitung von Siebecks Milchreis mit Aprikosen
- Im Originalrezept schreibt Siebeck, an der Stelle, an der später der Zucker hinzugefügt wird:
- Dieser Milchreis eignet sich aufgrund seiner Süße eher als Dessert, denn als Mittagessen – er ist deutlich süßer und extravaganter, als der übliche Milchreis mit Zimt und Zucker. Für ein Dessert sind die Zutaten für vier Personen sehr großzügig bemessen – sie reichen auch für sechs Personen.
- Aus Resten lässt sich ein göttliches Milchreis-Eis herstellen, doch davon vielleicht ein anderes Mal …
- Auch wenn es derzeit die köstlichsten frischen Aprikosen zu kaufen gibt, würde ich für dieses Rezept aufgrund ihrer Süße und Geschmackstiefe stets getrocknete Aprikosen vorziehen.
- Die Einweichzeit für die Aprikosen verkürzt sich deutlich, wenn ihr sogenannte „Soft-Aprikosen“ verwendet. Als Wolfram Siebeck dieses Rezept geschrieben hat, gab es sie noch nicht.
- Reste können im Kühlschrank aufbewahrt werden, allerdings solltet ihr den Reis niemals kühlschrankkalt servieren. Reste entweder in der Mikrowelle oder im Backofen erwärmen.
Der Zucker schmilzt sofort, sorgt aber nicht für unerwünschte chemische Reaktionen, wie wenn er mitgekocht wäreIch kann mit dieser Erklärung nichts anfangen. Was sollten das für „unerwünschte chemische Reaktionen“ sein? Hat jemand von euch eine Idee dazu? Ich habe es allerdings einfach immer so gemacht und auch dieses Mal leider nicht daran gedacht, den Zucker ungehorsamerweise bereits mit dem Reis in die Milch zu geben.
Serviceteil
(Der Milchreis-Schuft ist gefunden. Es war Uwe, klar war er das. Ich weiß gar nicht, warum ich nicht gleich darauf gekommen bin. Er schlug mir nun noch Grießbrei vor, aber auch ich habe Grenzen.)
Hallo Astrid,
AntwortenLöschenich habe mal gelesen, dass man den Zucker erst zu Schluss hinzugeben soll, weil sonst der Reis nicht gar wird. Der Zucker erhöht die Dichte in der Flüssigkeit (Milch). Da sich der Konzentrationsausgleich immer zum dichteren Medium hin vollzieht (Osmose?), fließt das Wasser aus den Reiskörnern in die Milch. Übertrieben formuliert führt das im Ergebnis zu trockenem Reis und verwässerter Milch.
Salz hat den gleichen Effekt, aber davon kommt ja nicht so viel in den Milchreis.
P.S.: Ich liebe deinen Blog und lese seit Jahren anonym mit.
Liebe Grüße
Martin
Hallo Martin, ich bin nicht fit genug in Naturwissenschaften, um beurteilen zu können, ob Deine Überlegung nur cool KLINGT oder eine Erklärung sein kann. :) Allerdings hat meine Mutter in ihren Anfangsjahren als Hausfrau und Mutter, also in meiner Kindheit, immer nach dem „Dr. Oetker Schulkochbuch“ gekocht. Dieses habe ich mir aus Sentimentalitätsgründen vor einigen Jahren auf einem Flohmarkt gekauft und gerade hereingeschaut: Der Zucker kommt in diesem Rezept direkt in die Milch (samt Butter, bzw. Margarine!). Also muss es eine andere Erklärung geben, denn sicher haben nicht Tausende von deutschen Hausfrauen ihren Milchreis nicht gar bekommen. :)
LöschenVielen lieben Dank fürs Mitüberlegen, und danke, dass Du meinen Blog liest!
Guten Morgen, Astrid, ich denke, das lag damals an der unterirdisch schlechten Qualität der Töpfe, die in deutschen Privathaushalten verwendet wurden- dummbachernes Zeug, aussen mit Gänsen bemalt, innen schlecht emailliert. Wahrscheins hätte der Zucker in der Milch die Anbrenngefahr im Topf bei der Ofengarung ins Unermessliche katapultiert. Besagtes Siebeckrezept mag ich auch, ist bei uns auch ein bissl in Vergessenheit geraten, aber: immer noch einer der besten gründe ( neben der bösen stopfleber), sauternes zu trinken. Und vorallem- OHNE Zimt!
AntwortenLöschenHi Duni, guten Morgen! Schön, Dich mal wieder zu lesen :D
LöschenDas klingt nach einer sehr guten Erklärung! Hinzu kamen ja noch die schlecht regulierbaren Kochfelder, die man früher hatte.
Liebe Astrid, wie mein Vorschreiber bin ich der Ansicht es liegt an erhöhten Anbrenn-Gefahr, zucker neigt ja zum Karamellisieren was per se nicht schlecht ist, allerdnings nur wenn es kontrolliert abläuft und jederzeit zu stoppen ist, nicht erst wenn alles schwarz wird. und um dein kochbuch beneide ich dich glühend!
AntwortenLöschenLiebe Anna, ich glaube auch, dass es mit der Gefahr des Anbrennens zu tun hat – das ist für mich die einfachste Erklärung. Und ja, das Buch hüte ich wie meinen Schatz! <3
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