Tschüss August! Mein Rückblick auf den vergangenen Monat, mit den schönsten Links, besten Rezepten und allem, was sonst noch so los war …
Ein praller Monat war das! Aus dem ich drei hätte machen können, so viel hielt er für mich bereit. Nicht alles davon war erbaulich; ganz im Gegenteil. Aber ich habe auch wieder gesehen, wie behütet ich lebe. Nachbarn, Freunde, Familie … Ich lebe in einem stabilen Korsett aus Liebe und Behütung und manchmal rennt man so sehr durch sein Leben, dass diese Dinge in Vergessenheit geraten. Um so wichtiger, sie sich immer wieder ins Bewusstsein zu rufen. Dankbar zu sein, für jeden einzelnen verdammten Tag, den wir alle überleben.
Ich bin ziemlich viel ÖPNV gefahren in der letzten Zeit. Obwohl ich so ländlich wohne, dass mir der Komplettverzicht aufs Auto bisher nicht möglich war, halte ich das Konzept des Individualverkehrs für gescheitert. Die Einführung des Neun-Euro-Tickets war für mich eine Initialzündung, den Autoverzicht ernsthaft zu testen.
Ich fahre 730 nötige Kilometer im Monat ins Büro nach Mainz. Das heißt, Steuer und Versicherung umgelegt und einen durchschnittlichen Spritpreis von € 2,00/l angenommen, kostet mich mein kleines Auto für die Fahrten zur Arbeit € 126,00 im Monat (ohne Abnutzung). Eine Monatskarte für diese Strecke kostet € 145,00, im Jahresabo € 121,00. Für eine Strecke von 21,1 km einfach! Dabei sind vier Tarifzonen und zwei Verkehrsverbünde im Spiel. Dafür muss ich dennoch, weil die Busse und Züge nachmittags nicht aufeinander abgestimmt sind, jedes Mal das kleine Auto starten und zum Bahnhof in den Nachbarort fahren. Was weder gut für Motor noch Auspuff ist (Kondenswasser, Rost etc.). Oder mindestens eine der Strecken zu Fuß laufen. Das sind jeweils über 30 Minuten Fußweg und das kann und will ich nicht täglich laufen. Zumal die Hälfte des Weges noch nicht einmal befestigt ist; im Regen wird jeder Gang zur Matschpartie. Und das dafür, dass ich nicht einmal günstiger dabei wegkomme? Also in Euro, von Komfort und Flexibilität noch gar nicht gesprochen.
Egal, ich habe es getestet. Drei Monate Neun-Euro-Ticket. Und ich habe es geliebt. Mal kurz samstags nach Frankfurt zum Frühstücken? Easy. Am Wochenende nach Mainz auf den Markt ohne Parkgebühren an der Backe? Super! Ich bin sogar, im ersten Monat, nur aus Gag und einer Laune heraus, mit einem Schwung meiner Instagram-Follower zum Mittagessen in den Spielweg gefahren. Nur um zu zeigen, dass es geht. (Was ein wilder Ritt mit vielen fremden Menschen war und ein wirklich unvergesslicher Tag!). Und selbst vereinzelte Zugverspätungen oder verpasste Anschlüsse konnten mir die Laune nicht verderben. Im August bin ich mit dem Auto in den Spielweg gefahren und habe auf der Hinfahrt über fünf Stunden für 290 km benötigt – so viel dazu.
In den letzten Wochen aber ging permanent schief, was nur schiefgehen konnte. Streckensperrungen, Zugstopp im Niemandsland ohne die Möglichkeit, mit einer Alternativverbindung wegzukommen, sodass nur noch ein Anruf bei der Nachbarin half. Unterirdische Kommunikation durch die Verkehrsbetriebe, Zugverspätungen, etc. Das ganz Elend der maroden Infrastruktur im öffentlichen Personennahverkehr lag plötzlich wie unter dem Brennglas vor mir, besser gesagt: Ich war mittendrin. Wie ich jetzt damit weitermache? Ich weiß es noch nicht. Für September habe ich mir eine reguläre Monatskarte gekauft, weil ich mein Auto schonen und irgendwann über die 30-Jahre-H-Kennzeichengrenze bringen möchte. Und weil ich wirklich gerne Zug fahre und wie gesagt, Individualverkehr für gescheitert halte. Ich werde euch auf dem Laufenden halten und freue mich sehr über eure persönlichen Erfahrungen. Schreibt sie mir in die Kommentare!
Kultur im August
Kein Konzert nirgends. Ich wollte zu Goran Bregovic and his Funeral Band, aber das musste ich leider verschieben. Zum Glück spielt er circa einhundert Konzerte im Jahr.
Nur ein paar empfehlenswerte Filme habe ich für euch:
- War Dogs /Amazon
- Dreizehn Leben / Amazon
- King Richard / Amazon
Bedauerlicherweise endgültig vorbei ist mit Better Call Saul (Netflix) eine der großartigsten Serien der letzten zehn Jahre.
Auf Apple TV+ gefällt mir derzeit sehr „Five Days at Memorial“, hier die Besprechung der TAZ. Dass immer mehr Streamingsender wieder dazu übergehen, Serienfolgen nur in wöchentlichen Happen zu veröffentlichen, geht mir dabei zunehmend auf den Keks.
Mediatheken-Tipp:
Verschwörungswelten: Plandemie, The Great Reset, QAnon. ZDF Mediathek.
Podcast-Empfehlungen
- Spannungsreich? Integrität. Das philosophische Radio, WDR 5
- Die Akte Bachblüten. Ein Blumenstrauß voller Blödsinn, Die Science-Cops
- Akte 88. Die 1000 Leben des Adolf Hitler, SWR2
Im Blog
… gingen im August merkwürdige Dinge vor sich. Die Zugriffszahlen gingen tagelang durch die Decke, morgens um 9 hatte ich schon Zahlen, wie sonst nachmittags um fünf. Und immer wieder konzentriert auf uralte Beiträge. Nach ein paar Tagen hat sich alles wieder eingependelt. Keine Ahnung, was da los war, kann jemand von euch das erklären? Bei Pinterest geht seit einigen Wochen ein uralter Pin von mir durch die Decke, der zu einem Rezept für geschmortes irisches Bierfleisch aus August 2009 führt. Das Gericht war wirklich gut, das weiß ich noch. Zeit, es mal wieder zu kochen und neu zu fotografieren.
Gekocht und verbloggt habe ich
- köstliches Zitronenrisotto mit Amalfi-Zitrone und Black Tiger Shrimps
- Pasta al limone Amalfi
- Steak Bites
- eine schnelle Gemüselasagne aus der Pfanne
- im Ofen gegrilltes Schweinekotelett mit Gochujang und gerösteten Erdnüssen
- Smashed Potato Kumpir Kartoffelklumpatsch
- Spaghetti mit Merguez-Carbonara und Gochujang
und ich habe euch eine ausführliche Besprechung für „The New York Times. Das Kochbuch“ geschrieben.
Die Links, read this
- Danke für Cacio e Pepe und – viel wichtiger: sehr ernst gemeinter Ghost Hug wegen Sie wissen schon^^ nach Berlin
- Der erfundene Winnetou-Shitstorm. Chronologie eines Medienversagens, HIER. Alle bekloppt.
- Verlorene Unschuld. Über Wut und Winnetou, HIER.
- Inflation. Die soziale Notlage trifft schon längst die breite Masse. Von Marcel Fratzscher, Zeit online.
- „Wutwinter-“Proteste. Solche Bürger sind nicht besorgt, sondern bescheuert. Nikolaus Blome für SPON.
- Glokalisierung: Heimat und Nähe werden Statement. Glokalisierung, meine Fresse. GLEICH HIER.
- Arbeit im Haushalt. Putzen ist das neue Kiffen. Wenn die das sagen bei der TAZ, da fällt mir doch glatt die Kippe ins Bierglas.
- Klaus Seib on Twitter: Finanzminister Lindner hat vorgeschlagen, die kalte Progression der Einkommensteuer zu korrigieren. Wenig überraschend unterstützen ihn Medien wie FAZ, Welt, Handelsblatt, Focus, Wirtschaftswoche etc. Hier meine konträre Meinung: Thread reader
- Wenn ich Faktenfreiheit zulasse, lande ich in der Anarchie. Heidi Kastner über Dummheit: HÜBEN.
Die Patient:innen sterben nicht, weil sie nicht essen, sondern sie essen nicht, weil sie sterben.
-Cicely Saunders via Dr. Sebastian Casu, Notfallmedizin
- Unsterblich. Die satirische Serie „Akte 88“ sammelt haarsträubende Theorien zum Überleben Adolf Hitlers (siehe auch meine Podcast-Empfehlungen). Via Süddeutsche Zeitung.
- Prometheus auf Speed. Die Wahrheit. TAZ.
- Ich habe nichts verpasst. Shane MacGowan im Interview. SZ+ (Großartiges Konzert, damals, vor dreihundert Jahren im Frankfurter Mousonturm)
- Leibniz-Institut für Deutsche Sprache plädiert für gegenseitige Toleranz beim Thema „Gendern“, Bitte sehr.
Aussicht in den September
Steak mit Lardo, Milchreis mit Aprikosen nach Siebeck, weiches Ei auf Toast mit Anchovis-Butter, Selleriesuppe mit Ricotta und Black Tiger Shrimp. Soweit der Plan. Da ging sie hin und lachte …
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